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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Unversehrtheit Urkunden ausgestellt, mit denen er den Wettinern eine Reihe von Städten und Burgen auslieferte.
    »Ganz so großzügig können wir wohl nicht sein«, gestand Friedrich zu. »Er bleibt hier in sicherer Verwahrung. Wenn Adolf abgewählt ist, lassen wir ihn unauffällig entkommen. Soll er denken, ihm sei die Flucht geglückt.«
    Am Abend luden Friedrich und Diezmann die Bürger von Rochlitz zur Siegesfeier auf die Burg. Solch ein Fest hatten die dreihundert Jahre alten Mauern vermutlich noch nicht erlebt. Bis zur Vorburg wimmelte es von gutgelaunten Männern, Frauen und Kindern. Die gesamte Stadt schien auf den Beinen. Begeistert strömten die Menschen herbei, aßen und tranken, was großzügig ausgeteilt wurde, und jubelten den Männern zu, die sie von den Besatzern befreit hatten. Ein paar Dutzend Frauen waren vorübergehend in Dienst genommen worden, um zu kochen, zu backen und zu braten, wohl jedes verfügbare Fass Bier wurde aus der Stadt hochgeschafft, damit niemand leer ausging.
    Christian, tags zuvor noch äußerst unzufrieden damit, dass er bei der Eroberung der Burg nicht dabei sein durfte, war nun ganz in seinem Element. Er jonglierte, riss Possen und brachte die Menschen zum Lachen, was angesichts ihrer Euphorie über die Niederlage der verhassten Königstruppen nicht schwierig war.
    »Der Statthalter des Königs in der Mark Meißen ist in unserem Gewahrsam«, verkündete Friedrich unter dem Jubel der Rochlitzer zu Beginn des Festes. »Heinrich von Nassau übergibt uns Geithain, Borna, Döbeln und die Burg Lichtenwalde. Der Tag ist nicht mehr fern, an dem auch der letzte Besatzer aus diesem Land gejagt wird. Dann herrschen wieder Frieden und Gerechtigkeit im Land!«
    Er kündigte an, am nächsten Tag auf der Burg Recht zu sprechen. Wer von den Rochlitzer Bürgern eine Klage oder einen Anspruch gegen die königlichen Besatzer vorzubringen habe, solle dies tun. Nachdem der lauteste Jubel verklungen war, ließ Friedrich Nikol Weighart und dessen Frau rufen, die sich tief vor ihm verbeugten. Der Fürst erlaubte ihnen, sich zu erheben, und ließ ihnen Wein bringen.
    »Ich weiß, was Ihr für mich gewagt habt und wie Ihr dafür büßen musstet. Habt Dank für Eure Treue«, begrüßte er sie. Dann wandte er sich lächelnd Katharina zu. »Ihr verfügt, wie ich hörte, über eine schöne Handschrift?«
    Sie erwiderte sein Lächeln, und ihre Augen blitzten schelmisch auf. »Es ist doch von vielerlei Vorteil, wenn man als Eheweib dem Mann die Bücher führt«, antwortete sie vieldeutig.
    Bewegt sah Friedrich auf das Paar vor sich.
    »Der Tag naht, an dem Ihr mit Eurer bemerkenswert klugen Frau nach Freiberg zurückkehren könnt, Bürgermeister. Und ich versichere Euch, es wird eine triumphale Rückkehr!«
     
    Es schien, als habe die ganze Mark Meißen nur auf die Rückkehr ihres früheren Herrschers gewartet. Wohin Friedrich und sein Bruder mit ihrer Streitmacht auch kamen, überall wurde ihnen ein begeisterter Empfang bereitet. Die Städte und Burgen, die Heinrich von Nassau ihm übertragen hatte, wurden ohne Zögern übergeben, andere fielen ihm geradezu in den Schoß, die Truppen bekamen Zulauf von allen Seiten.
    Bald begannen die Menschen, dem Fürsten, der vollständig entmachtet und ins Exil getrieben worden war und nun mit einer kleinen Schar Entschlossener zurückkehrte, um sie von der drückenden Herrschaft des Königs zu erlösen, einen Beinamen zu geben: Friedrich der Freidige – der Tapfere. So wurde er immer öfter genannt.
    Einzig Freiberg und Meißen wagten die Aufständischen noch nicht einzunehmen. Ein Angriff auf die am stärksten bewehrten Städte hätte zu viel Blut gekostet. Deshalb wartete Friedrich. Er wartete auf eine ganz bestimmte Nachricht.
    Die brachte Mitte Juni Niklas von Haubitz. Schweißüberströmt, über und über mit Staub bedeckt, stieg der alte Kämpfer vom Pferd und ließ sich sofort zu Friedrich und Diezmann führen. Immer noch atemlos, sank er vor ihnen auf ein Knie und brachte heraus: »Der König ist tot!«

Unerwartete Wendung
    F riedrich und Diezmann saßen mit ihrem Gastgeber, einem wettinertreuen Burgherrn, dessen Kaplan und Ulrich von Maltitz zur abendlichen Mahlzeit an der Hohen Tafel, als sie den völlig erschöpften Niklas von Haubitz mit eiligen Schritten die Halle durchqueren sahen. Noch bevor der Ritter an ihrer Tafel angelangt war, war jedem von ihnen klar, dass er entweder besonders gute oder besonders schlechte Nachricht bringen würde. Doch die

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