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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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wurden er und sein Gefolge auch hier erkannt, ehrfürchtig begrüßt oder bejubelt, während sie in die sonnendurchflutete Stadt ritten. Auch hier riefen die Leute schon seinen neuen Namen: der Tapfere. Doch in der Menge entdeckte er viele fragende oder verwirrte Blicke. Niemand begrüßte ihn mit dem markgräflichen Titel.
    Was mag das bedeuten?, dachte Friedrich beunruhigt. Nun, er würde es gleich herausfinden. Flankiert durch Ulrich von Maltitz und Markus, ritt er an der Spitze seiner Kolonne den Burgberg hinauf. Doch ehe sie den Zugang zum vorgelagerten burggräflichen Hof passieren konnten, rasselte direkt vor ihnen das Fallgitter herab. Mehr verwundert als erzürnt, wechselte er einen Blick mit Ulrich. »Mir war nicht bewusst, die Meißner so aufgebracht zu haben, dass sie sich weigern, ihren Fürsten einzulassen.«
    »Das sind nicht die Meißner«, widersprach sein Ritter. »Das ist Burggraf Meinhard, und der war so schnell auf die Seite des Nassauers gewechselt, dass ihn nun wohl das schlechte Gewissen plagt.«
    »Ich bezweifle, dass er ein Gewissen sein Eigen nennt«, entgegnete Friedrich trocken.
    »Lassen wir’s darauf ankommen«, meinte Ulrich und rief hinauf: »Öffnet das Tor, der alte und neue Herr der Mark Meißen begehrt Einlass!«
    Zwischen den Zinnen erschien ein hellbärtiger Wachposten und beugte sich hinab. »Ich sehe wohl, dass da der einstige Herr der Mark Meißen steht. Doch der neue Herr der Mark Meißen ist bereits hier …«
    Unwillkürlich umklammerte Friedrichs Rechte den Griff seines Schwertes.
    »Was soll das heißen? Von wem redest du?«, rief Ulrich erbost.
    »Wenzel von Böhmen. Er ist der neue Statthalter für die Mark Meißen, das Pleißen- und das Osterland. Gerade haben ihm Chemnitz und Meißen gehuldigt.«
    Fassungslos sahen sich Friedrich und Ulrich von Maltitz an. Der böhmische König als Herrscher über drei wettinische Länder? Wie war das möglich?
    »Wollt Ihr um eine Audienz beim Statthalter nachsuchen?«, ertönte nun eine unverkennbar spöttische Stimme von oben. Das dazugehörige Gesicht kannten zumindest Friedrich und Ulrich nur zu gut. Der Burggraf wollte es sich offenkundig nicht nehmen lassen, diesen Triumph persönlich auszukosten, und hatte sich dafür höchstpersönlich zum Tor bewegt, was seinem sonstigen Phlegma widersprach.
    »Vielleicht hat er in zwei oder drei Wochen Zeit für Euch«, höhnte Meinhard weiter. »Aber nur, wenn ich ein gutes Wort für Euch einlege. Bittet darum, und ich werde über Euer Ansinnen nachdenken. Der Statthalter hat in diesen Tagen alle Hände voll zu tun, diejenigen Männer zu empfangen, die
wirklich
Macht und Einfluss haben.«
    »Soll ich ihm Benehmen beibringen?«, rief Markus wütend und griff nach seinem Eibebogen. »Wenn Ihr erlaubt, Hoheit, ziehe ich ihm mit dem Pfeil einen neuen Scheitel.«
    Friedrich bedeutete ihm mit einer Geste, den Angriff zu unterlassen. Doch Christian, ein paar Reihen hinter ihnen, war schneller. Noch ehe ihn jemand daran hindern konnte, war er aus dem Sattel gesprungen, las einen Pferdeapfel auf und ließ seine Schleuder surren. Verdutzt starrte der Burggraf auf den Unrat, der plötzlich seinen neuen Surkot verunzierte.
    »Komisch, hier in Meißen scheißen die Gäule in die verkehrte Richtung«, erklang Christians helle Stimme. »Von unten nach oben, in den Himmel statt auf die Erde. Ob das am Wetter liegt?«
    Vielstimmiges Gelächter erscholl, während Meinhard vor Wut rot anlief und abrupt aus ihrem Blickfeld verschwand. Wortlos wendete Friedrich seinen Rappen und gab den Männern das Zeichen, umzukehren.
     
    Sie ritten ein ganzes Stück, um außer Sichtweite Meißens ihr Lager aufzuschlagen. Die Demütigung, nicht auf die Burg gelassen zu werden, in der
er
residieren sollte, war Friedrich zu groß. Er wollte nicht auch noch erleben müssen, dass man ihm sogar in der Stadt die Aufnahme verweigerte. Und er brauchte Zeit, um nachzudenken und die Nachricht zu verarbeiten, dass Wenzel von Böhmen offensichtlich die Mark Meißen übernommen hatte. Am liebsten hätte er den Burgberg sofort gestürmt. Doch da wäre er nicht weit gekommen.
    Ob sein Schwager Albrecht von Habsburg wusste, was hier vor sich ging? War Wenzel einfach von Prag aus losmarschiert, nachdem er vom Thronwechsel erfuhr, und hatte Tatsachen geschaffen? Es war ein offenes Geheimnis, dass der Böhmenkönig seit langem ein begehrliches Auge auf die Markgrafschaft mit den reichen Silberschätzen geworfen hatte.
    Nur zu gern hätte

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