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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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übergeben hatte, den er auf Friedrichs Weisung mitgenommen hatte. Während des improvisierten Mahles ließen sie sich ausführlich die Lage in der Silberstadt schildern.
    »Wir hofften so auf Eure Rückkehr, Hoheit, haben dafür gebetet! Doch dann rückten ein paar Männer hier an und verkündeten, dass König Wenzel nun der Herr der Stadt sei. Der Böhme lässt schon Meißnische Pfennige mit seinem Antlitz prägen, hier in Freiberg«, entrüstete sich der Haberberger.
    »Wisst ihr, was aus meinem Bruder geworden ist?«, fragte Markus schnell dazwischen. Schlagartig verdüsterte sich die Miene des Schmelzmeisters.
    »Es tut mir leid«, meinte er bekümmert und bekreuzigte sich. »Gott sei seiner Seele gnädig. Sie haben ihn gefasst, als er die Burg verlassen wollte. Er hätte es beinahe geschafft. Aber er wurde verraten, sogar von jemandem, der früher gemeinsam mit ihm Wache am Peterstor hielt.« Angewidert verzog der Haberberger das Gesicht.
    »Wer?«, fragte Markus hart.
    »Hartmann. Der Blaufärber. Am nächsten Tag lag er erschlagen vor seiner Kate. Wenigstens …« Der Hüttenmeister zögerte, sprach es dann aber doch aus: »… ist deinem Bruder die Folter erspart geblieben. Er starb kämpfend durch das Schwert. Pater Clemens hat sich dafür eingesetzt, dass er auf geweihtem Boden begraben wurde.«
    »Wo finde ich das Grab?«, fragte Markus dumpf.
    All die Jahre hatte er sich bemüht, für seinen jüngeren Bruder zu sorgen und auf ihn aufzupassen. Nun war er tot – gestorben seinetwegen.
    »Du kannst nicht in die Stadt!«, rief der Haberberger erschrocken und sprang von seinem Platz auf. »Die höheren Ränge hat der neue König mit eigenen Leuten besetzt, aber die Soldaten sind fast ausnahmslos in seinen Dienst übergetreten, nachdem bekannt wurde, dass der Nassauer tot ist. Du wirst zwar nicht mehr offiziell gesucht, ebenso wenig der Rotschopf. Aber die an den Toren stehen, das sind alles Männer, die noch liebend gern ein Hühnchen mit euch rupfen würden.«
    Nicht einmal das bleibt mir, dachte Markus bitter. Ich kann nicht einmal ein Gebet an seinem Grab sprechen. Obwohl er wusste, dass Friedrich es missbilligen würde, fragte er: »Wie geht es Marsilius? Und seiner Frau?«
    »Sie hat Marsilius einen Sohn geboren«, berichtete der Hüttenbesitzer. »Meister Conrad ist außer sich vor Freude.«
    Änne lebt!, dachte Markus erleichtert. Und ich habe einen Sohn! Sein Verstand arbeitete fieberhaft auf der Suche nach einer Möglichkeit, sie und sein Kind zu sehen. Am liebsten wäre er sofort losgestürmt. Aber er durfte nicht in die Stadt, und Änne würde nie ohne Geleit hinausgehen können, um Kräuter zu sammeln wie früher. Clementia würde ihr keinen Schritt von der Seite weichen und nicht zulassen, dass sie auch nur ein Wort miteinander wechselten.
    Wieder schien Friedrich seine Gedanken zu erraten und kam ihm zuvor, ehe er den Haberberger bitten konnte, Änne etwas auszurichten. Schon das Ansinnen würde ihren Ruf gefährden.
    »Bestellt dem Medicus und seiner Frau meine Grüße und meinen Dank«, bat Friedrich. »Und auch Ihr habt Dank, Meister Haberberger. Ich stehe in Eurer Schuld.«
    Er erhob sich und ließ Markus keine Gelegenheit, noch etwas anzufügen. Auf dem Weg nach draußen legte Ulrich dem jungen Freiberger die Hand auf die Schulter – eine Geste, mit der er sowohl sein Mitleid zum Tod des Bruders als auch zum erneuten Verlust Ännes ausdrückte. Sie saßen auf und galoppierten los, ihrer Streitmacht hinterher Richtung Nürnberg. Als sie Freiberg hinter sich gelassen hatten, drehte sich Markus ein letztes Mal um. Ihm war zumute wie bei einem Abschied für immer.
    Was war ihm von seiner Heimat geblieben? Sein Bruder und seine Gefährten waren tot, er durfte die Stadt nicht betreten, und sofern nicht ein Wunder geschah, würde er die Frau, die er liebte, niemals wieder treffen. Sie nicht und auch nicht den Sohn, den er noch nie gesehen und im Arm gehalten hatte.

Die Entscheidung des Königs
    M an kann vielerlei Pläne schmieden. Doch die Politik zwingt eben zu Kompromissen.« Albrecht von Habsburg lehnte sich lässig im Thron zurück, während er mit seinem verbliebenen Auge Friedrich von Wettin anstarrte.
    »Speise mich nicht mit Ausflüchten ab, Schwager … Mein König!«, erwiderte dieser und schaffte es erst im letzten Moment, seinen Zorn zu zügeln und rasch eine respektvolle Anrede anzuhängen.
    Bei ihrer Ankunft auf der prachtvollen Kaiserburg hoch über Nürnberg waren er und

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