Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
nachdem der Diakon gegangen war und sich von einem Reisigen wieder auf seinen Zelter helfen ließ.
    Friedrich schien die Frage überhört zu haben.
    »Wenn der Anspruch des Böhmen rechtens ist, können wir nicht weiter durchs Land ziehen und Ortschaften und Burgen erobern, sonst stellen wir uns gegen den neuen König und machen uns des Verrats schuldig«, entgegnete er stattdessen.
    »Gebt Ihr auf?«, fragte Ulrich mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Nein. Wir reiten zum König, um den Lehnseid zu schwören und ihn an seine Versprechen zu erinnern.«
    Friedrich schwieg eine Weile, zerknickte einen trockenen Zweig und warf die Stücke achtlos weg.
    »Ich kann es einfach nicht glauben«, gestand er Ulrich schließlich. »Er nannte mich Bruder! Ich hatte sein Wort! Wir haben gemeinsam an dieser Verschwörung mitgewirkt und dabei unser Leben riskiert. Er hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass ich mein Land zurückbekomme, wenn er erst auf dem Thron sitzt.«
    In all den Jahren hatte Ulrich von Maltitz noch nie solche Fassungslosigkeit in Friedrichs Augen gesehen wie jetzt, als dieser sagte: »Mit einem solchen Eidbruch wird er doch nicht seine Regentschaft beginnen?!«
     
    Die wettinische Streitmacht nahm die Order mit Genugtuung auf, nach Nürnberg zu reiten, zum Hoftag des neuen Königs. Die Mehrzahl der Männer teilte die Überzeugung, dass sich dort die Angelegenheit schon richten und der Habsburger zugunsten der älteren wettinischen Ansprüche entscheiden werde. Nicht wenige von ihnen waren überzeugt davon, dass sich der Böhme Meißen nur durch eine List erschlichen haben konnte. Aber bald würde sich die Sache zu einem guten Ende fügen. Immerhin war der neue König mit ihrem Fürsten verschwägert, und beide hatten auf einer Seite gekämpft.
    Als sich die Kolonne am nächsten Tag auf dem Weg nach Nürnberg Freiberg näherte, hatte Markus nur einen einzigen Gedanken: Er musste um Erlaubnis ersuchen, hier für einen Tag die Kolonne verlassen zu dürfen und herauszufinden, wie es Änne ging und was aus seinem Bruder geworden war. Die Silhouette der Stadt war bereits vor ihnen zu sehen, als er sich endlich ein Herz fasste und Friedrich seine Bitte vortrug.
    Der Fürst musterte ihn nachdenklich. Markus kämpfte gegen das unangenehme Gefühl an, dass der andere seine Gedanken genau erriet. Friedrich zögerte unerwartet lange mit seiner Antwort, während er unvermindert das Gesicht des Freibergers betrachtete.
    »Wir werden gemeinsam einen Abstecher machen«, entschied er schließlich. »Ich möchte diesen Hüttenmeister kennenlernen. Haberberger war sein Name, nicht wahr?«
    Als Ulrich erwartungsgemäß dagegen protestierte, dass Friedrich seine Streitmacht ohne Leibwache verlassen wollte, schnitt dieser ihm das Wort ab. »Ihr könnt mich begleiten. Der Rest soll weiterziehen. Wir folgen ihnen nach.«
    Zu dritt ritten sie voraus, im südlichen Bogen um Freiberg herum zu den Schmelzhütten am Bach. Der Haberberger machte sich gerade draußen an einem der Blasebälge zu schaffen und sah sie schon von weitem kommen. Misstrauisch musterte er die Gesichter der drei Reiter, die sich zum Schutz vor Staub und um nicht sofort erkannt zu werden, einfache Umhänge umgeworfen hatten. Dann zog ein Leuchten über sein Gesicht, als er Markus sah, der voranritt. Jubelnd lief er ihm entgegen, während der Jüngere absaß.
    »Du lebst! Wir haben für dich gebetet. Viele in der Stadt werden sich freuen.« Dann richtete er seinen Blick auf Markus’ Begleiter. Er stockte, als er Friedrich erkannte, und sank vor ihm auf die Knie. »Mein Fürst! Gott segne Euch für Eure lang erwartete Wiederkehr!«
    Nach einigen Höflichkeiten fragte Friedrich mit verhaltener Ironie, ob ihn denn der Schmelzmeister in die Hütte bitten werde. Immer noch durcheinander über den unerwarteten und hohen Besuch, raufte sich der Haberberger die letzten ihm verbliebenen Haare und gab sein Bestes, das Versäumnis wettzumachen. Er riss die Tür auf und rief hinein: »Kommt schnell, der wahre Herr der Mark Meißen besucht uns! Erweist ihm die Ehre!«
    Verblüfft traten der Oheim und der Sohn des Haberbergers näher, starrten auf die Neuankömmlinge und sanken vor ihnen nieder. Währenddessen hatte der Schmelzmeister bereits den Tisch im hinteren Teil der Hütte frei geräumt und Becher, eine Kanne Bier und alles, was er an Proviant besaß, ausgebreitet. Die Gäste nahmen Platz und langten bereitwillig zu, nachdem Markus gebratenes Fleisch und einen Schlauch Wein

Weitere Kostenlose Bücher