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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber
Autoren: Sabine Ebert
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heikle Angelegenheit angesprochen hatte.
    »Freiberg hat immer treu zum Hause Wettin gestanden. Unsere Stadt verdankt ihm ihr Entstehen und Blühen. Das können wir nicht mit Verrat vergelten«, widersprach Nikol Weighart entschieden.
    »Ihr müsst so reden, Meister Nikol«, entgegnete der Kramer Berlewin herablassend. »Aber ist Friedrich überhaupt noch Markgraf? Hat ihm der König nicht die Mark Meißen aberkannt und als Reichslehen eingezogen? In Gottes Ordnung steht der König über dem Markgrafen. Wenn wir uns dem König widersetzen, werden wir es alle bitter büßen.«
    »Vom König haben wir keine Gnade zu erwarten – nicht einmal, wenn wir ihn sofort einlassen«, entgegnete der graubärtige Stadtphysicus Conrad Marsilius schroff. »Habt Ihr nicht gehört, welche Greuel sein Heer in Thüringen begangen hat? Glaubt Ihr, er wird uns verschonen? Er kommt hierher wegen des Silbers, wie schon so etliche Räuber in früherer Zeit.«
    »Ihr nennt den König, unseren obersten weltlichen Herrn, einen Räuber?«, brüllte der Weinhändler und stemmte sich von seinem Platz hoch. »Das ist Hochverrat!«
    »Ein König soll gerecht über sein Land herrschen und seine Untertanen schützen. Doch was tut Adolf von Nassau? Schaut nach Thüringen, und dann wisst Ihr, was uns erwartet«, entgegnete Conrad Marsilius heftig, während er sich ebenfalls erhob.
    »Beruhigt Euch, und setzt Euch beide wieder hin!«, ermahnte Nikol Weighart streng seine aufgebrachten Räte. »Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, übereinander herzufallen und zu streiten.«
    Dabei dachte er voller Bitterkeit, wie sehr seine Frau gestern Nacht recht gehabt hatte.
    »Wir müssen entscheiden, ob wir uns dem König widersetzen oder ihm die Stadt übergeben, wie er es fordern wird«, erklärte Jenzin selbstgefällig. Mit Blick auf den Kramermeister fügte er unsicher an: »Es könnte durchaus von Vorteil sein, reichsfrei zu werden und nur noch einen Herrn zu haben.«
    »Aber er wäre ein schlechter Herr! Er wird nicht eher Ruhe geben, bis er jeden Pfennig aus der Münze und unseren Truhen geholt hat«, mischte sich nun der Rechtsgelehrte Dittrich Beschorne ein.
    »Wenn er die Stadt mit Gewalt einnehmen lässt, wird es uns noch schlechter ergehen. Dann fließt Blut in Strömen. Den ersten Toten hat es schon gegeben«, erinnerte der Kramermeister und richtete seinen Blick auf Hannemann Lotzke.
    Der schluckte und sah in die Runde. »Mein Sohn starb durch gedungene Meuchelmörder des Königs. Und diesem König wollt Ihr Freiberg ausliefern?«, fragte er voller Bitterkeit. »Was glaubt Ihr, habt Ihr von ihm zu erwarten? Glaubt Ihr tatsächlich, er würde Wort halten, wenn er erst die Schlüssel zur Stadt in der Hand hat?«
    »Euer Sohn starb, Meister Lotzke – wofür?«, antwortete ihm der dürre Tuchhändler Conrad von Rabenstein aufbrausend. »Nun ist meine Tochter Witwe, noch ehe sie den Brautkranz trug.«
    »Es ist jetzt nicht die Zeit zu streiten«, wiederholte Nikol Weighart, diesmal mit donnernder Stimme.
    Die Ratsherren, die ihren Bürgermeister noch nie so laut hatten rufen hören, verstummten.
    »Wenn der König mit seinem Heer vor Freiberg steht und seine Forderungen stellt, werden wir darüber beraten. Jetzt gilt es, die Stadt gegen ein Heer von Mördern und Plünderern zu befestigen.«
    Er stand auf und wies zur Tür. »Ihr habt gehört, was der Kommandant gesagt hat. Also geht und tut Eure Pflicht!«
     
    Mit Riesenschritten stürmte Ulrich von Maltitz zur Burg. Nun bereute er doch, nicht zu Pferd gekommen zu sein. Einem Berittenen hätten die hektisch durcheinanderrennenden Menschen sofort Platz gemacht.
    Am Tor erwartete ihn sein Knappe schon mit dem gesattelten Pferd. Rolands Gesicht leuchtete vor freudiger Aufregung. »Sie kommen gerade noch rechtzeitig! Inzwischen müssten sie fast auf eine Meile an die Stadtmauer heran sein.«
    Ulrich widerstand der Versuchung, sofort loszureiten. Zuerst wollte er sich einen Überblick vom Bergfried der Burg aus verschaffen. »Komm mit und sieh es dir selbst an!«, forderte er seinen Knappen auf.
    Die Männer auf dem Burghof machten ihnen bereitwillig Platz. Oben angelangt, hielt Ulrich den Atem an.
    Ja, es war eine Streitmacht, die sich der Stadt näherte und nun nur noch eine halbe Meile vom Meißner Tor entfernt war. An der Spitze erkannte er den Rappen und den blau-weißen Wappenrock des Haubitzers mit der gespaltenen Lilie in der Mitte, daneben Reinhard von Hersfeld mit dem Meißnischen Banner, dem schwarzen
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