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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber
Autoren: Sabine Ebert
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Löwen auf goldenem Grund.
    Doch warum waren es so wenige Männer, die ihnen folgten? Es konnten nicht mehr als zweihundert sein, überschlug der Kommandant mit geschultem Blick. Voran wohl fünf Dutzend Berittene, der Rest Fußvolk.
    Mit diesen paar Mann Verstärkung die Stadt gegen eine Streitmacht von zehntausend verteidigen?
    Auch Rolands Euphorie war schlagartig verflogen. »Nur so wenige?«, sagte er, und auf seinem Gesicht breitete sich Fassungslosigkeit aus.
    »Wir müssen froh sein über jeden einzelnen Kämpfer auf unserer Seite«, sagte Ulrich schroffer als gewollt und stieg wieder hinab.
    Gemeinsam mit dreien seiner Ritter preschte er zum Meißner Tor, Niklas von Haubitz entgegen.
    »Der Markgraf schickt uns Hilfe. Lasst sie ein, und dann mauert das Tor zu!«, rief er den Handwerkern zu, die dort neben den aufgeschichteten Steinhaufen auf diesen Befehl warteten.
    Sie mussten nicht mehr weit reiten, der Anführer der markgräflichen Streitmacht war inzwischen mit seinen Männern schon dicht an das Meißner Tor herangekommen.
    Ulrich zügelte seinen Fuchshengst und lenkte ihn neben den Rappen seines alten Kampfgefährten.
    »Ich war nie so froh, dich zu sehen«, stieß er aus und stemmte sich halb aus dem Sattel, um Niklas erleichtert die Hand auf die Schulter zu legen.
    Von Haubitz – schon mehr als fünfzig Jahre alt, müde und abgekämpft – verzog das Gesicht zu einem angedeuteten Grinsen, das schnell wieder erlosch.
    »Dein Hilferuf erreichte uns, kaum dass wir unser Lager eingerichtet hatten. Wir sind die ganze Nacht durchmarschiert.«
    »Gut gemacht!«, rief Ulrich von Maltitz dem jungen Hauptmann zu, der dicht hinter Niklas ritt.
    Ulrich wendete sein Pferd, um neben Niklas und Reinhard zurück in die Stadt zu reiten.
    »Ist das alles, was du an Männern sammeln konntest?«, fragte er leise.
    Niklas’ Gesicht verdüsterte sich noch mehr. »Friedrich steht auf verlorenem Posten. Meißen ist längst auf die Seite des Königs übergewechselt. Wenn Freiberg nicht standhält, sind wir verloren.«
    »Werden es die Fürsten tatsächlich hinnehmen, wenn der König seine schwere Hand auf verlehnte Ländereien legt und mit Eisen und Feuer immer mehr Macht zusammenrafft?«, fragte Ulrich zweifelnd, eingedenk der Worte des Markgrafen während ihrer nächtlichen Rast nach der Flucht aus Altenburg. »Er versucht, ein ganzes Königsland mitten im Reich zu schaffen. Dabei werden sie doch nicht tatenlos zusehen?«
    Die Menschen links und rechts des Weges grüßten hoffnungsfroh die anrückenden Kämpfer, als sie durch das Meißner Tor in die Stadt ritten. Von allen Seiten waren Segenswünsche und Dankesrufe zu hören, Hochrufe auf Markgraf Friedrich, der die bedrängte Stadt nicht im Stich ließ.
    Doch Niklas schien nichts davon zu bemerken. »Das ist unsere einzige Hoffnung – dass die Fürsten so etwas
nicht
hinnehmen, weil sie um den eigenen Einfluss und die eigenen Gebiete fürchten.«
    Er zögerte einen Moment, dann sprach er so leise, dass ihn nur Ulrich hören konnte. »Gerüchten nach sollen einige von ihnen sogar laut darüber nachdenken, dass wenn sie einen König wählen können, sie ihn auch wieder abwählen können, sofern er seinen Eid nicht erfüllt. Allen voran natürlich der Habsburger, der selbst gern die Krone will. Aber gerüchteweise wollen auch der Erzbischof von Mainz und Wenzel von Böhmen umschwenken.«
    Verblüfft wandte Ulrich sein Gesicht dem anderen zu. »Den König
abwählen?!
Das hat es noch nie gegeben! Nein, darauf dürfen wir nicht hoffen. Wir müssen es selbst austragen, notfalls mit unserem Blut.«
    Sie hatten die Burg erreicht und passierten Zugbrücke und Tor. Dort erwartete sie mit finsterer Miene einer der älteren Ritter der Burgbesatzung.
    »Gerade ist einer unserer Kundschafter zurückgekommen«, informierte er den Burgkommandanten und den Anführer von Friedrichs Heer. »Adolfs Streitmacht ist keine fünf Meilen von hier entfernt.«
     
    Der Burghof war bereits so voll von gerüsteten Männern, dass Niklas Not hatte, die Seinigen hineinzuführen.
    Nicht nur die komplette Burgbesatzung erwartete hier unter Waffen den Einsatzbefehl. Vor der Rüstkammer standen Stadtbürger dichtgedrängt, um Armbrüste, Spieße oder einfache Schwerter in Empfang zu nehmen. Etliche hatten ihre Waffen schon erhalten und versuchten nun mit unterschiedlichem Geschick, sich damit vertraut zu machen. Neben ihnen war eine Gruppe Bergleute versammelt, an der Kleidung und den Keilhauen zu
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