Blut und Sünde
ich auf das alles bin.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
»Es ist doch gut, dass man etwas für den Kulturbetrieb in dieser Stadt tut. Wenn einigen Leuten nicht die guten Ideen gekommen wären, hätte man dieses Gelände brachliegen lassen und die alten Bauten abgebrochen. So kann man hier Bühnen schaffen, Ateliers an Künstler vermieten und noch einiges mehr tun. Ich jedenfalls finde es toll. Kommt, lasst uns hineingehen.« Sie hakte sich bei mir und Jane ein. In die Mitte genommen, fühlte sich Lady Sarah wohl.
Das Entree sah im Vergleich zur dunklen Fassade aus wie eine Lichtschleuse und wirkte wie ein zweiter Bühneneingang, in dem sich zahlreiche Akteure und Statisten aufhielten. Es waren die Besucher, die sich bereits eingefunden hatten und darauf warteten, in das Theater eingelassen zu werden.
Ich wurde in diesem Augenblick an einen bösen Fall erinnert, der mich auch in dieses Milieu hineingeführt hatte. Damals war es um den Showman gegangen, der mit menschlichen Köpfen wie mit Bällen gespielt hatte. Ich wusste noch immer nicht, ob es uns gelungen war, ihn vollständig zu vernichten. [1]
Lady Sarah missfiel mein Gesichtsausdruck. »He, John, was ist mit dir?«
»Ich habe nur nachgedacht.«
»Sehr schön. Und was ist dabei herausgekommen?«
»Bis jetzt noch nichts.«
Wir waren stehen geblieben und konnten einen Blick über das Publikum werfen. Und wieder kam ich mir zu vornehm angezogen vor, aber ich hatte die Kleidung auch bewusst gewählt, um abzustechen.
Die zumeist jüngeren Leute liefen in lässigen Outfits herum, wobei Schwarz bevorzugt wurde. Angeblich war sie die Kleidung der Kreativen. Ich fragte mich allerdings, wieso gerade schwarz kreativer machen sollte als rot oder blau. Hinter diese Geheimnisse würde ich wohl nie kommen.
Die Wände im Foyer waren dunkel gestrichen, wiesen allerdings ein Streifenmuster auf. Man hatte Stehtische aufgebaut, die auch in Bistros gepasst hätten. Es gab etwas zu trinken, aber nichts zu essen, das würde erst nach der Vorstellung aufgetischt werden.
Durch zwei Eingänge konnte der Zuschauerraum betreten werden. Zwei junge Mädchen, beide mit Kutten bekleidet, standen an den Eingängen und kontrollierten die Karten.
An der Garderobe gab ich Lady Sarahs Mantel ab und schaute mich dann nach den beiden Frauen um. Sie hielten sich am Getränke-Buffet auf, wo kostenlos Bier und Wasser ausgeschenkt wurde. Das war alles im Kartenpreis mit einbegriffen. Sekt allerdings musste der Besucher selbst bezahlen. Ich trank ein Bier, während sich Lady Sarah und Jane an mit Wasser gefüllten Gläsern festhielten.
»Jetzt sag mal, wie es dir gefällt, John.« Die Augen der Horror-Oma blitzten. Sie fühlte sich ungemein wohl.
»Nicht schlecht.«
»Das ist doch passend.«
»Auch das.«
Sie lachte. »Und ich bin mal wieder die älteste unter euch jungen Hüpfern. Aber das kenne ich. Es ist wie im Kino. Da bin ich auch die Quoten-Oma.«
Wir schlenderten durch das Foyer. An den dunklen Wänden hingen Fotos, die wohl während der Proben geschossen worden waren. Sie zeigten Szenen aus dem Stück, und was der Betrachter da zu sehen bekam, sah verflixt schaurig aus. Alles war sehr düster gehalten, und das Licht auf der Bühne strahlte nur immer bestimmte Punkte und Szenen an.
Es war auch Musik zu hören. Aber nur, wenn sich der Stimmenwirrwarr etwas senkte. Man hatte sich auf alte Choräle verständigt. Diese Gesänge bildeten die schaurige Untermalung und sollten die Besucher auf das Grusical einstimmen.
Mein Glas war leer. Ich stellte es auf einem Tisch ab. Auch Sarah und Jane hatten ihre Gläser leergetrunken, und die Horror-Oma schlug vor, uns schon auf die Plätze zu setzen.
Ich schaute auf die Uhr. Noch zehn Minuten bis zum Beginn. Das lange Stehen brachte auch nichts, und so folgten wir dem Vorschlag unserer Freundin. Jane hatte die Karten, die das junge Mädchen kontrollierte, einriss und uns einen gruseligen Abend wünschte, bevor es uns passieren ließ.
Ich fragte noch: »Kennen Sie das Stück?«
»Nein, noch nicht. Aber es ist bestimmt gut, denke ich.«
»Das hoffe ich auch.«
Der Weg führte zur Bühne hin etwas nach unten. Sarah und Jane hatten sich schon auf den Weg gemacht. Die Karten waren nicht preiswert gewesen, dementsprechend saßen wir auch. Unsere Plätze lagen in der zweiten Reihe, allerdings am Rand. In der Mitte hatte es keine drei nebeneinanderliegende Plätze mehr gegeben, wie Sarah berichtet hatte.
Mit meinen langen Beinen setzte ich
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