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Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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unbekannten Soldaten, Matrosen, Fliegers oder Marineinfanteristen, der fern der Heimat in Ausübung seiner Pflicht fiel. Nach Bergung und Rückführung auf amerikanische Erde ist das der erste Schritt auf einem komplizierten Weg zur Wiedereinbürgerung.
    Während meiner Zeit beim JPAC nahm ich an mehreren Ankunftszeremonien teil. Ich stellte mir die Szene vor, die sich in Kürze abspielen würde. Das eben gelandete Flugzeug. Die stillstehenden Soldaten und Soldatinnen. Das mit der Flagge verhüllte Überführungsbehältnis. Die feierliche Fahrt quer über den Stützpunkt zum CIL-Labor.
    »John Charles Lowery war ein achtzehn Jahre alter, einfacher Soldat. Kam am 24. Juni 1967 in Vietnam an.« Dannys Tonfall ließ darauf schließen, dass er den Text überflog und nur die wichtigsten Fakten herauspickte. »Am 23. Januar 1968 stürzte Lowery in der Nähe von Long Binh mit einem Huey-Hubschrauber ab.« Pause. »Die Leiche wurde am nächsten Tag geborgen, identifiziert, zurückgebracht und der Familie zur Beerdigung übergeben.«
    »Wo beerdigt?«
    »Bei dir um die Ecke. Lumberton, North Carolina.«
    »Im Ernst?«
    Im Hintergrund hörte ich eine Stimme. Danny sagte etwas. Die Stimme antwortete.
    »Tut mir leid, Tempe. Muss los.«
    »Kein Problem. Ich rufe dich morgen wieder an. Ich sollte mehr wissen, wenn ich unseren Kerl erst mal untersucht habe.« Doch so lief es nicht.

3
    Am nächsten Tag stand ich um sieben auf. Dreißig Minuten später schlich ich in meinem Mazda durch den Ville-Marie-Tunnel. Das Wetter war wieder prächtig.
    Das Edifice Wilfrid-Derome ist ein hoch aufragender, T-förmiger, dreizehnstöckiger Gebäudekomplex im Distrikt Hoche-laga-Maisonneuve östliche von centre-ville. Das Laboratoire de Sciences Judiciaires et de Medicine Légale nimmt die beiden obersten Stockwerke ein. Das Bureau du Coroner liegt im elften Stock, die Leichenhalle ist im Keller. Der Rest der Fläche gehört der SQ.
    Jawohl. Ryan und ich arbeiten nur acht Stockwerke voneinander entfernt.
    Obwohl die morgendliche Personalbesprechung keine unangenehmen Überraschungen für die Anthropologin bereithielt, war es ein ungewöhnlich arbeitsreicher Donnerstag gewesen. Ein tödlicher Arbeitsunfall durch Stromschlag und ein Tod durch Stichverletzungen gingen an einen Pathologen. Ein verdächtiger plötzlicher Kindstod und ein Feueropfer gingen an einen anderen. Pierre LaManche, Direktor der rechtsmedizinischen Abteilung des LSJML, wies sich selber den angeblichen Selbstmord eines zehnjährigen Jungen zu.
    LaManche übernahm auch die Verantwortung für LS-JML-49744, die Fallnummer, die man John Lowery zugewiesen hatte, bat mich aber, den Ball ins Rollen zu bringen. Da die Identifikation bereits über die Fingerabdrücke erfolgt war, würde, abhängig vom Zustand der Leiche, nach Abschluss der Präliminarien entweder LaManche eine normale Autopsie durchführen, oder ich würde die Knochen säubern und eine Skelettanalyse machen.
    Um halb zehn war ich unten in Salle à autopsie Nummer 4, ein Raum, der speziell für Verweste, Wasserleichen und andere Stinker ausgestattet ist. Ich arbeite dort ziemlich häufig.
    Nachdem ich das Fach gefunden hatte, in dem LSJML-49744 wartete, holte ich mir die Nikon und kontrollierte die Batterie. Dann zog ich an dem Edelstahlgriff.
    Der Geruch fauligen Fleisches drang mit dem Schwall gekühlter Luft aus dem Fach. Ich löste die Fußbremse und zog die Bahre heraus.
    Pomerlau und Lauzon hatten auf den üblichen Leichensack verzichtet. Bei Lowerys exotischer Aufmachung war das verständlich.
    Ich machte eben Weitwinkelaufnahmen, als eine Tür aufging und Schritte über die Fliesen quietschten.
    Sekunden später tauchte Lisa Savard auf.
    Mit ihren honigblonden Haaren, dem immer paraten Lächeln und dem Dolly-Parton-Busen ist Lisa der Liebling jedes männlichen heterosexuellen Mordermittlers in Quebec. Sie ist auch mein Liebling, allerdings aus anderen Gründen. Die Frau ist die beste Autopsietechnikerin in der Provinz.
    Weil sie ihre Sprachbeherrschung verbessern will, spricht Lisa mit mir immer Englisch. »Komischer Fall, ja?«
    »Eindeutig.«
    Lisa schaute kurz auf Lowery hinunter.
    »Sieht aus wie eine Ken-Puppe noch in Originalverpackung. Radiologie?«
    »Ja, bitte.«
    Während Lisa Röntgenaufnahmen machte, ging ich Lowerys Dossier durch. Bis jetzt enthielt es nur wenig. Den Polizeibericht. Das Aufnahmeformular der Leichenhalle. Bandaus Bericht über den NCIC-Treffer. Ein Fax, das eine alte Fingerabdruckkarte

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