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Blut Von Deinem Blute

Titel: Blut Von Deinem Blute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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sie stehen. Vielleicht war sie nicht sicher, ob sie ihren Weg einfach fortsetzen sollte oder verpflichtet war, ein paar Worte mit dem Gast aus Deutschland zu wechseln.
    Er betrachtete ihr fein gezeichnetes Profil und fasste einen spontanen Entschluss. »Sie sind Lauras Patentante, nicht wahr?«
    Sie blickte ihn an, und er konnte sehen, wie sie auswertete, was er da eben gesagt hatte. »Und Sie sind ...«
    »Ein Freund.«
    Zu seiner Überraschung schien ihr das nicht neu zu sein. Sie nickte nur. Dann schwieg sie wieder. »Ich mache mir Sorgen um sie«, sagte sie nach einer Weile schlicht.
    Da bist du nicht die Einzige, dachte Leon, auch wenn sie vermutlich vollkommen unterschiedliche Beweggründe hatten.
    »Sie ist so anders geworden, seit sie wieder hier ist.« Cora Dubois lächelte resigniert. »Na ja, fünfzehn Jahre sind eine lange Zeit, nicht wahr?«
    Leons Augen wanderten die Straße hinunter. Fünfzehn Jahre, dachte er. Achtzehn Monate oder auch nur ein paar Tage. Es scheint nicht zu verhindern zu sein, dass sich die Menschen, die wir lieben, verändern. Dass die Zeit noch längst nicht alle Wunden heilte, war ihm schon lange klar, aber in den letzten Tagen kam es ihm vor, als mache die Zeit, die verstrich, alles nur noch schlimmer. Sie vergrößerte die Entfernung und verschärfte die Gegensätze. Und was am Ende übrig blieb, war unabsehbar.
    »Sie stellt so seltsame Fragen«, bemerkte Cora Dubois neben ihm wie zu sich selbst. »Und ich komme einfach nicht mehr an sie heran.« Auf ihrem Gesicht lag eine tiefe Ratlosigkeit. »Nicht so wie früher.«
    Sie hat Angst, dachte Leon. Angst um einen Menschen, den sie liebt. Aber wie weit würde sie gehen, um diesen Menschen zu schützen? Würde sie für Laura lügen, selbstwenn sie wüsste, dass sie schuldig ist? Und für wen log Mia? Oder log sie gar nicht?
    Er sah Lauras Patentante an, die noch immer unschlüssig neben ihm verharrte. »Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
    Ihre Miene spiegelte Überraschung, doch sie nickte.
    »War Nicholas Bradley Lauras leiblicher Vater?«
    Sie hatte mit allem Möglichen gerechnet. Aber diese Frage erwischte sie kalt. »Woher soll ich das wissen?«, gab sie zurück.
    »Na ja«, entgegnete Leon. »Immerhin waren Sie die beste Freundin der Frau, die es wissen musste. Mehr noch: Die es vermutlich als Einzige mit Sicherheit sagen konnte.«
    Er konnte sehen, wie Cora Dubois in aller Eile die Alternativen zu einer Antwort erwog. Doch sie schien keine zu finden. Schließlich schüttelte sie einfach den Kopf.
    »Heißt das Nein?«, hakte er nach.
    Jetzt nickte sie. »Laura ist nicht Nicks Kind gewesen.«
    »Hat er das gewusst?«
    »Ich denke schon.«
    »Von Anfang an?«
    Cora Dubois sah ihn an. »Natürlich nicht«, entgegnete sie beinahe entrüstet. »Er hat es erst erfahren, als Laura schon erwachsen war.«
    Und damit lieferst du deinem geliebten Patenkind ein hübsches kleines Mordmotiv, dachte Leon voller Schrecken. Was, wenn sich Nicholas Bradley vor dem Hintergrund der Erkenntnis, nicht der Vater seiner älteren Tochter zu sein, nun doch entschlossen hätte, ein Testament zu machen? Immerhin hatte er noch ein anderes Kind. Eine Lieblingstochter, der er ein Atelier eingerichtet hatte ...
    »Und wer ist Lauras leiblicher Vater?«, fragte Leon, während das »X« von seinem Briefbogen vor ihm über das Pflaster tanzte. Das Symbol für den großen Unbekannten ...
    »Dazu kann ich Ihnen gar nichts sagen«, entgegnete Cora, und jetzt war sie unmissverständlich abweisend. Er hatte sie in einem schwachen Moment erwischt und er konnte ihr den Ärger über ihre Vertraulichkeit deutlich ansehen.
    »Weil Sie es nicht wissen?«, hakte er dennoch nach, selbst auf die Gefahr hin, sie noch wütender zu machen.
    »Ja«, antwortete sie mit harscher Schärfe. »Weil ich es nicht weiß. Und jetzt entschuldigen Sie mich.«
    »Laura hat die Nacht, in der ihr Vater ermordet wurde, in Ihrem Haus verbracht, nicht wahr?«, rief er ihr nach.
    Sie fuhr herum. »Ja, und?«
    »Sind Sie selbst den ganzen Abend zu Hause gewesen?« Jetzt lachte sie plötzlich. »Was soll das sein? Ein Kreuzverhör? Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?« Leon sah sie nur an.
    Eine Weile hielt sie stand, dann seufzte sie. »Okay«, sagte sie, »ich habe es damals gesagt, und ich sage es gern noch mal, auch wenn ich nicht die blasseste Ahnung habe, was Sie das alles eigentlich angeht ...«
    Treffer!, dachte Leon.
    »Meine Patentochter hat sich nicht wohl gefühlt und sich

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