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Blut Von Deinem Blute

Titel: Blut Von Deinem Blute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Tasche ganz unter dem Container verschwinden zu lassen. Ein letzter Seitenblick, um sich zu vergewissern, dass sie die Tasche weit genugunter den Behälter geschoben hatte, dann stemmte sie sich wieder auf die Beine und rannte zum Haus zurück.
    Sie hatte kaum die Tür hinter sich ins Schloss gezogen, als das Telefon in der Halle zu läuten begann.
    Laura versuchte, ihren rasenden Herzschlag mit ein paar tiefen Atemzügen wieder unter Kontrolle zu bringen. Dann nahm sie das Gespräch entgegen.
    Wie ich höre, interessieren Sie sich für Informationen, die den Tod Ihrer Eltern betreffen, schepperte es hinter ihrer Stirn, doch die Anruferin war weder Conchita Perreira noch Mia Perreira, sondern ihre Patentante.
    »Hast du gehört, was passiert ist?«, kam sie mit der ihr eigenen Direktheit zur Sache, kaum dass Laura ihren Namen genannt hatte.
    »Was meinst du?«, fragte Laura, um Zeit zu gewinnen, obwohl sie keine Sekunde daran zweifelte, was ihre Patentante meinte.
    »Man hat Conchita ermordet.« In Coras Stimme schwang ein leises Zittern. Etwas, das ganz und gar untypisch für sie war. »Du weißt schon, Conchita Perreira.«
    »Was?«, bemühte sich Laura, so überrascht und fassungslos wie möglich zu klingen. »Wann denn?«
    »Irgendwann heute Nacht, wenn es stimmt, was die Leute erzählen«, entgegnete ihre Patentante.
    Wie wäre es mit ... Laura versuchte vergeblich, die Erinnerung wegzuwischen. Sagen wir halb elf?
    »Wie schrecklich.«
    »Ja, und so ...«, Cora suchte eine Weile nach dem passenden Wort, »so absolut sinnlos, nicht wahr?«
    »Ja«, stotterte Laura. »Ja, sicher.«
    Ich möchte meine Mutter nicht stören, wissen Sie? Und bevor sie nicht eingeschlafen ist, kann ich sowieso nicht aus dem Haus ...
    Laura wischte sich über die regenfeuchte Stirn, während das Stimmengewirr in ihrem Kopf langsam zurückwich und einem Geräusch Platz machte. Dem Geräusch fallender Regentropfen, die auf dem Deckel eines Containers zerbarsten. Aus der Nähe war ihre Reisetasche nicht zu sehen gewesen. Aber wie sah das Ganze eigentlich aus, wenn man weiter weg stand? In der Tür zur Scheune, zum Beispiel? Auf ihrer Stirn mischten sich feine Schweißtröpfchen mit Regen. War die Tasche auch von dort aus nicht zu sehen?
    »... nur daran, dass ich dich nicht angetroffen habe.«
    »Wie bitte?« Laura riss ihre Gedanken von der Scheunentür los und versuchte zu rekonstruieren, was ihre Tante soeben gesagt hatte.
    »Vor allem nach dieser Geschichte mit deiner Grippe ... Na ja, da habe ich mir eben Sorgen gemacht. Und nachdem ich dich schon gestern Abend nicht erreichen konnte ...«
    Gestern Abend?! Lauras Sinne waren sofort hellwach. Was bedeutete das? Hatte Cora etwa im Herrenhaus angerufen? Gestern Abend?
    »Deine Handynummer habe ich ja leider nicht, sonst hätte ich dich vielleicht auch unterwegs ...«
    »Ich war aus.« Ihre Gedanken jagten hin und her wie ein in die Enge getriebenes Wild. Was sollte sie sagen? Wie ihre Abwesenheit erklären? Die Falle, die man ihr gestellt hatte, durfte auf keinen Fall zuschnappen!
    Denk an Josh! Kämpf!
    »Ich habe mich mit jemandem getroffen. Einem ... Freund.«
    »Ein Freund?«
    Gott sei Dank, das packte sie bei ihrer Neugier! »Ja, genau. Jemand, den ich aus Deutschland kenne.« Und von dem ich ein Kind erwarte, ergänzte sie in Gedanken. »Er ist zufällig auch hier.«
    »Monsieur de Winter?«, fragte Cora zu ihrem Entsetzen. Und in ihrer warmen Stimme schwang etwas wie ein Lächeln.
    Kein Zweifel, die Schlinge zog sich enger ... »Ja, genau.«
    »Ich verstehe.«
    Nichts verstehst du, dachte Laura ärgerlich, während sie überlegte, wie sie sich zu einer derart plumpen Lüge hatte hinreißen lassen. Schließlich hatte sie in der vergangenen Nacht ganz genau festgelegt, was sie sagen würde. Sie hatte alles geplant, sich die Geschichte, die sie erzählen wollte, bis ins kleinste Detail zurechtgelegt. Und nur, weil ihre dämliche Patentante glaubte, ihr brühwarm den neuesten Klatsch erzählen zu müssen, stand ihr das Wasser jetzt buchstäblich bis zum Hals!
    »Vielleicht habt ihr Lust, mal zum Abendessen zu kommen.«
    Lauras Finger krampften sich um das Telefon. »Du und dein Freund, meine ich. Ich würde ihn gern kennenlernen.«
    »Er bleibt nicht lange.«
    Warum hatte sie nicht einfach behauptet, geschlafen zu haben? So hatte es doch schon einmal funktioniert. Bei ihr selbst. Und sogar bei Mia.
    »Schade ...« Aus Coras Stimme sprach jetzt das pure schlechte Gewissen. Offenbar war

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