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Blut Von Deinem Blute

Titel: Blut Von Deinem Blute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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nicht.
    Sie hat es sehr raffiniert angestellt, stimmte eine imaginäre Claire Bishop ihr zu. Sie hat sie alle getäuscht. Aber mich nicht. Ich habe es in ihren Augen gesehen . ..
    Genau wie meine Mutter, dachte Laura. Meine Mutter hat die Zusammenhänge erkannt!
    Sie hat davon gewusst, nickte die alte Lehrerin. Aber sie dachte, es ist ein Versehen gewesen. Obwohl ich sie gewarnt hatte.
    Und auf einmal ergab alles, was Claire Bishop gesagt hatte, einen Sinn! Cora war gefährlich. Sie war schon als Kind gefährlich gewesen. Sie hatte ihren ersten Mord im Alter von vierzehn Jahren begangen. Und sie war damit durchgekommen. Ein Erfolgserlebnis mit fatalen Folgen. Ob der soziale Abstieg ihrer Familie der dunklen Seite in ihr zum endgültigen Durchbruch verholfen hatte? Und wann mochte sie beschlossen haben, Rache zu nehmen an der Familie, die ihren Vater ins Unglück gestürzt hatte?
    Mechanisch faltete Laura die Ausschnitte zusammen und legte sie wieder in den Fotokarton zurück: der vollkommen sinnlose Versuch, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Die Zeit zurückzudrehen. Die Erkenntnis.
    Zugleich musste sie an etwas denken, das ihre Patentante zu ihr gesagt hatte, damals, vor fünfzehn Jahren: »Mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich um alles. Und wenn du dich je entschließen solltest, deinen Anteil zu verkaufen ...«
    Sie nickte stumm vor sich hin. Cora wusste, dass mir das Hotel nichts bedeutet, dachte sie. Hat sie deshalb beschlossen, die Morde meiner Schwester in die Schuhe zu schieben? Weil ihr klar war, dass Mia ihren Anteil am Hotel niemals freiwillig hergeben wird, ebenso wenig, wie sie unsere Sandburg den Fluten überlassen hätte? Oder sollte ich geschont werden, weil ich nicht Nick Bradleys leibliche Tochter bin?
    Aber die Schonzeit war vorbei.
    Irgendwann in den letzten Tagen hatte ihre Patentante beschlossen, sie zu jagen ...
    Laura schlug die Decke zurück. Die Wärme, die sie spendete, war zu trügerisch, als dass sie sie auch nur eine Sekunde länger ausgehalten hätte.
    Ich finde, du solltest die Dinge auf sich beruhen lassen . ..
    Sie hat mich ganz klar gewarnt, dachte Laura. Aber ich war zu dumm, diese Warnung zu verstehen. Im Gegenteil, ich habe noch darauf beharrt, dass ich die Wahrheit schon herausfinden werde.
    Hatte die Beharrlichkeit, mit der sie ihr Ziel verfolgt hatte, die Jagd eröffnet?
    Ich bin ihr zu nahe gekommen, resümierte Laura, indem sie noch einmal das Foto zur Hand nahm, das ihre Patentante auf den Stufen des Herrenhauses zeigte. Also hat sie mich mit verstellter Stimme angerufen und anschließend auch Conchita in den Park bestellt. Sie hat dafür gesorgt, dass Conchita vor mir eintrifft, und dann hat sie siekaltblütig getötet. Zugleich hat sie mich in meinem Argwohn gegen meine Schwester bestärkt, wo immer sie konnte. Ihre Sorge, das ständige Drängen, ich solle zu ihr ziehen ... Laura schüttelte den Kopf, während immer neue Bildfetzen aus ihrem Unterbewusstsein heraufdämmerten. Eine Person, die an ihrem Krankenbett steht, nicht viel mehr als ein Schemen, verzerrt durch elementare Fieberschauer. Jemand, der auf sie herunterblickt. Abwartend. Lauernd, ob sie auch wirklich schläft. Dann eine Hand vor Nellies grünem Brokatkleid ...
    Sie hat mein Handy genommen!
    Cora war im Herrenhaus!
    Was erwartest du von jemandem, der Meerschweinchen in Wandschränken hält?!
    Das konnte sie unmöglich wissen, wenn sie ihr Elternhaus tatsächlich seit Jahren nicht betreten hätte, dachte Laura. Und spätestens da hätte ich stutzig werden müssen. Aber ich war zu dumm, zu vernagelt, zu fixiert auf meine Schwester ... Ihr Blick blieb an dem Cognacglas hängen, das noch immer neben ihrem Sessel auf dem Tisch stand, und irgendwo tief in ihr flackerte eine alte Erinnerung auf. Wieder ein Glas. Reste einer Flüssigkeit. Und auf dem Grund ein weißer Bodensatz, wie von aufgelösten Tabletten.
    Sie hat dich betäubt, damals. Deshalb ging es dir so schlecht. Darum konntest du dich an nichts erinnern. Du durftest ihr auf keinen Fall in die Quere kommen. Sie musste sicherstellen, dass du in ihrem Haus bleibst, während sie deine Eltern tötet ...
    Laura stand auf. Ich muss die Polizei rufen, dachte sie, während sich der Raum um sie langsam zu drehen begann. Ich muss ihnen sagen, dass sie gefährlich ist. Sie müssen sie stoppen. Und vor allem muss ich endlich raus hier!
    Sie stolperte über den dicken Teppich.
    Das Telefon stand in der Diele. Zumindest hatte es vor fünfzehn Jahren dort

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