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Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)

Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Lyga
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Jazz zog seine Winterjacke aus und reichte sie einem Polizisten, der in der Nähe stand, dann duckte er sich unter dem Absperrband hindurch. Der ganze abgesperrte Bereich wimmelte von CSI -Leuten. Jazz warf einen Blick auf sein Handy und stellte fest, dass er kein Netz hatte. Connie hatte recht gehabt, was das anging.
    » Halt, langsam! « , hielt ihn Hughes auf. » Ich kann dich nicht da drin herumtrampeln lassen. «
    Jazz grinste. » Ich werde wie ein Geist sein. Glauben Sie mir, ich weiß, wie man sich an einem Tatort bewegt. Ich tue es seit meiner Kindheit. «
    Hughes zückte kurz seine Dienstmarke, worauf die Kriminaltechniker Jazz erlaubten, sich neben dem Leichensack niederzukauern. Er war noch nicht zugezogen, sodass er das Opfer sehen konnte. In Gedanken ging er ein paar Monate zurück, als er und Howie in das Leichenschauhaus von Lobo’s Nod eingebrochen waren, um die Leiche von Fiona Goodling zu sehen, dem ersten Opfer des Impressionisten in Jazz’ Heimatort. Damals – wie lange das schon her zu sein schien! – hatte Jazz sich geweigert, sie als Person anzusehen, und sich lieber ein Ding darunter vorgestellt. Inzwischen wusste er es allerdings besser.
    Ich werde nicht ruhen, dachte er und starrte in die schwarzen Gruben, wo ihre Augen hätten sein müssen. Ich werde ihn kriegen. Denn ich glaube, das ist das Einzige auf dieser Welt, was ich wirklich kann.
    Der Gerichtsmediziner bemerkte Jazz’ Blick und räusperte sich. » Wie du siehst, hat man sie enukleiert. «
    Das Wort war Jazz neu.
    » Versuchen Sie es mal auf Spanisch « , sagte Hughes. » Das beherrsche ich besser. «
    » Verzeihung « , sagte der Gerichtsmediziner. » Es ist nur so, dass man das Wort wirklich nicht oft benutzen kann. Das heißt, man hat ihr die Augen entfernt. «
    » Sind sie noch hier? « , fragte Jazz und sah sich um, als könnten sie irgendwo auf dem Boden herumliegen.
    » Ich sagte eben … «
    » Sie sagten, sie wurden entfernt. Dieser Kerl schneidet auch Penisse ab, aber er nimmt sie nicht immer mit. «
    Der Gerichtsmediziner, sichtlich verstimmt, von einem Jugendlichen zurechtgewiesen zu werden, wurde sehr formell. » Es wurden keine Augäpfel bei der Leiche oder in der unmittelbaren Nachbarschaft gefunden. Das bedeutet jedoch nicht, dass nicht einer der uniformierten Beamten noch irgendwo darüber stolpern könnte. Es besteht auch die Möglichkeit, dass wir sie bei der Autopsie finden. Ich hatte einmal einen Fall, wo die Zehen fehlten, bis wir sie im Rachen des Opfers fanden. Sie wurden post mortem hineingestopft. «
    Falls der Gerichtsmediziner eine Reaktion erwartet hatte, enttäuschte ihn Jazz, denn er nickte lediglich bei dieser Vorstellung.
    » Saubere Arbeit, die Entfernung der Augäpfel « , bemerkte Hughes. » Ich meine, die Augenhöhlen und die Haut darum herum sehen nicht einmal beschädigt aus. «
    » Ja « , stimmte Jazz zu und zuckte die Achseln, » aber es ist eigentlich auch nicht schwer. Billy hat es immer mit einem dieser Grapefruit-Löffel gemacht. Sie wissen schon, die mit dem gezackten Rand? « Er führte es pantomimisch vor und wurde – zum ersten Mal – mit einem angewiderten Blick des Mordermittlers belohnt. » Da hinten drin sind nichts weiter als ein paar Muskeln und ein großer optischer Nerv. Kinderspiel. Unsere Augen sind von Haus aus nicht besonders sicher. «
    » Das ist richtig « , stimmte der Gerichtsmediziner mit grimmiger Miene zu, als würde ihn die Verletzlichkeit des menschlichen Körpers persönlich kränken. » Man schneidet einfach die lateralen Sehnen durch – genau wie bei einer Lateral-Kanthotomie –, und schon springen … «
    » Genug! « , sagte Hughes und drückte Daumen und Zeigefinger leicht auf die Augenlider, wie um sich zu vergewissern, dass seine Augäpfel nicht im Begriff waren, spontan herauszuspringen. » Ich hab’s kapiert. Sind wir hier fertig? « , fragte er Jazz.
    » Geben Sie mir noch ein paar Minuten. « Er streifte am Tatort umher, ließ den Strahl einer geborgten Taschenlampe über Wände, Decke und an tropfenden Rohren entlangwandern. Er sprang sogar vom Bahnsteig, wobei er es vermied, die Gleise zu berühren, weil er nicht wusste, welches Strom führte, und ging ein Stück in jede Richtung. Außer zerknüllten Plastikflaschen und weggeworfenen Chipstüten fand er nichts.
    Er sah allerdings die größte Ratte, die er je in seinem ganzen Leben gesehen hatte. Sie funkelte ihn trotzig und ohne jede Furcht in den Augen an, ehe sie irgendwo in einer

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