Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
Vom Netzwerk:
frei ließ. Sie war ganz in einen weißen Fellmantel gehüllt, der rot und blau abgesetzt war, einen zweiten hatte sie um ihre Beine gewickelt, sodass nur die Spitzen ihrer Seehundstiefel hervorschauten. Ihre Hände steckten in einem weißen Muff aus Fuchsfell. Sie hatte sich auf ihrem Sitz umgedreht, auf dem sie wie auf einem Thron saß und unter dem Stangen angebracht waren, an denen sie von vier Männern getragen wurde. Die hatten sich jetzt auf die Knie niedergelassen und hechelten wie Hunde.
    » Was?«, sagte ihr Sohn, der abgelenkt gewesen war. Es war wirklich verdammt kalt hier, und ihr Führer, ein angeblich freundlich gesinnter Same, war verschwunden. Davon war Gudrod ganz und gar nicht begeistert.
    » Sie heißt die Seehund-Bucht«, wiederholte Gunhild mit verträumter Stimme, » in der Sprache der Samen.«
    Erling, der sie inzwischen aus tiefstem Herzen hasste und nur hoffen konnte, dass sie das noch nicht gemerkt hatte, dachte bitter, sie sei sicher die Einzige, die diese Reise genoss. Na ja, vielleicht außer Od, der wie ein Hund dahockte und fast anbetend zu dem verhüllten Gesicht aufblickte. Er war in einen Wolfspelz gehüllt, den sie ihm geschenkt hatte. Erling war dieser Junge, der ständig um die Königin herumscharwenzelte, zutiefst unsympathisch.
    Gudrod war es ziemlich gleichgültig, wie dieser Ort hieß. Als sie in Gjaesvar sechs Schiffe an Land gezogen hatten, hatte der alte Kol Hallson sie zwar freundlich begrüßt, aber gleichzeitig gebeten, mit seinen Vorräten schonend umzugehen.
    » Hakon Jarls Männer haben mir schon die Hälfte meiner Wintervorräte weggefressen«, klagte er. » Und jetzt seid ihr da. Ich möchte nur wissen, was es hier so Interessantes gibt, dass nicht nur Gudrod Eiriksson, sondern auch die Männer des Königs von Norwegen so spät im Jahr noch hierherkommen?«
    Allerdings hatte er, als Gunhild hereingetragen und am Feuer abgesetzt wurde, ihr gegenüber einen zurückhaltenden Respekt gezeigt und auch bei der Bewirtung nicht gegeizt, obwohl es nur Wal, Seehundfleisch und Lachs gab. Gudrod erfuhr, dass vor zwei Wochen acht Schiffe des norwegischen Königs in Gjaesvar angekommen waren, angeführt von Hakons Auserwähltem, Hromund Haraldson, und dass bei ihnen ein weiterer Günstling des Königs war – der Thrall Tormod. Ein Christenpriester war ebenfalls mitgekommen, erinnerte Kol sich, aber der hatte bei allen größtes Misstrauen erweckt.
    » Plant ihr hier oben etwa einen Krieg?«, fragte er alarmiert. Gudrod beruhigte ihn, denn obwohl der Hov klein war – Kol verfügte über nur drei Schiffe und fast keine Krieger –, war dies hier im Umkreis mehrerer Tagereisen die einzig vernünftige Unterkunft.
    Kol hatte ihnen Olet als Führer überlassen, einen Samen mit breitem Gesicht, mit dem er um Seehunde und Walrosse handelte. Er gestand, dass er den Mann auch schon Hromund und Tormod angeboten hatte, aber die hatten abgelehnt, auf Wunsch des Christenpriesters. Der Priester wisse den Weg, sagte Kol, der ganz offenbar neugierig war, wo sie alle hinwollten. Gudrod war sofort klar, dass es sich bei dem Christenpriester um diesen Drostan handelte, von dem sie alle gehört hatten, aber er verstand nicht, weshalb der Brief, den er geschrieben hatte, von einem Martin unterschrieben und an Jarl Orm von den Eingeschworenen geschickt worden war.
    Noch einer, der die Beute beansprucht, hatte Gudrod schlecht gelaunt gedacht. Auf jeden Fall würde er dem samischen Führer erst kurz vor der Abfahrt sagen, wo sie hinwollten. Das wäre in zwei Tagen. Es war nicht nötig, dass auch Kol noch anfing, sich für die Blutaxt zu interessieren und womöglich ebenfalls aufbrach.
    Kol und der Same hatten allerdings keinen Zweifel daran gelassen, dass es wahnwitzig sei, um diese Jahreszeit in der Finnmark überhaupt irgendetwas zu suchen – es war eigentlich zu spät im Jahr, um die Tana hinaufzuziehen, die Dunkelheit dehnte sich immer länger aus, und es gab nur noch für kurze Zeit so etwas wie Tageslicht.
    Und jetzt war Olet, der Same, also verschwunden. Gudrod hockte wie eine kleine Krüppelkiefer zwischen den Felsen, und um ihn herum zitterten zweihundert Männer vor Kälte, überdies war auch noch ein leichter Nebel aufgezogen. Irgendwo näherten sich Hakon Jarls Mannschaft und der verrückte Christenpriester dem Schatz, aber Gunhild war überzeugt, dass sie die Göttin nicht dazu bewegen könnten, sich davon zu trennen. Das könne nur sie, behauptete sie, allerdings merkte Gudrod auch, wie

Weitere Kostenlose Bücher