Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
kurzer Zeit noch jemand in der Hütte gewesen war – oder vielleicht sogar immer noch da war.
» Ein richtig gegerbtes von dieser Sorte wäre schön warm«, sagte einer.
» Die Hütte«, erinnerte Gudrod sie, barscher, als es seine Absicht gewesen war, und die Männer duckten sich ängstlich. Von irgendwoher in den nebelverhangenen Bäumen kam ein bellendes Husten, diejenigen, die es schon einmal gehört hatten, wussten, es kam von einem Rentier, aber die meisten dachten, es sei ein streunender Hund.
» Macht den Hund fest!«, rief Myrkjartan, und alle lachten, denn es war der traditionelle Gruß, wenn man einen Hov betrat und zeigen wollte, dass man in friedlicher Absicht kam, auch wenn man ein Fremder war.
Doch plötzlich stellten sich die Tiere dieses Krüppelwaldes auf die Hinterbeine und stürzten sich aus dem Nebel heraus auf sie.
Borg, im Land Moray, zur gleichen Zeit
Krähenbeins Mannschaft
Festgefrorener Schnee überzog in dicken Schichten den Strand, nur dort, wo das Wasser ihn nicht erreicht hatte, war er noch pulverig. Immer wieder krachte es im Eis, und ein unwirkliches Mondlicht ließ die Welt trotz der Abendstunde fast taghell erscheinen. Die Gegend schien erfüllt von Alben, jenen unheimlichen Wesen, die man immer nur aus den Augenwinkeln wahrnimmt. Die Männer sprachen daher nur leise oder flüsterten gar und berührten zur Abwehr Eisen, während sie Holz auf ihre Feuer häuften und sich Schutzdächer bauten.
Zur Linken sah Krähenbein die mächtige Festung, die Borg, nach der dieser Ort benannt war, sie lag an der Spitze einer kleinen Insel, die durch einen schmalen Streifen mit dem Festland verbunden war. Sie hatte viele Namen – Torridun wurde sie genannt in jener Zeit, als Sigurd von Orkney sie überfallen und ausgeraubt hatte. Auch als Torfness war sie bekannt, nach den Erdsoden, die die Menschen hier im Moor stachen und die wie Holz oder Kohlen brannten.
Borg war jedoch der passendere Name, dachte Krähenbein. In den Jahren nach Sigurd hatte der Ort sich erholt. Drei Mauern zogen sich jetzt quer über die schmale Landzunge, und dahinter befand sich ein großes halbkreisförmiges Bollwerk aus Stein, Eisen und Eichenholz, sodass die Stierkönige, die das Land Moray für sich beanspruchten, jetzt ungestört hier leben und Handel treiben konnten.
Es waren merkwürdige Menschen. Sie sprachen wie die Iren und trugen Tuniken und Hosen, die in Karomustern gewebt waren – wenn sie überhaupt Hosen anhatten – und am unteren Rand Fransen hatten. Diese nahmen die Feuchtigkeit auf, damit sie im Stoff nicht weiter hochstieg, erklärte Bergliot den staunenden Männern, was eine sehr vernünftige Sache war, besonders bei den langen Röcken der Frauen.
Adalbert erwähnte, dass die alten Römer sie pictii genannt hätten, was so viel wie » bemalte Menschen« hieß, denn sie pflegten ihre Gesichter blau zu färben. Doch der Name drückte auch Respekt aus, denn diese Pikten gehörten zu den wenigen Stämmen, die die Römer nie hatten besiegen können – aber das war damals, und jetzt war jetzt.
Es mochten ja ganz vernünftige Menschen sein, fand Murrough, aber die Zeit der nordischen Stierkönige war vorüber, mit ihrer bemalten Haut, ihren eitel herumstolzierenden Edelleuten und dem endlosen Behauen von Steinen. In dieser Hinsicht sind sie noch schlimmer als die Nordmänner der Wiken, dachte der Ire im Stillen, denn was sie in ihre Steine meißeln, kann außer ihnen niemand lesen oder verstehen.
Hunderte dieser Steine säumten die Straße zum Tor der Festung, doch Krähenbein blieb ihr Zweck nicht verborgen. Er wusste, warum sie dort standen – es war nur eine weitere Regel im Spiel der Könige. Sieh her, sollten diese Steine besagen. Sieh uns an und bedenke die Kraft und die Zeit, die nötig waren, uns anzufertigen und aufzustellen. Das kann nur ein großes Volk. Wir sind die Nachfahren.
Und doch standen drei der Steine schon schief da, wie betrunken, ihre Sockel waren verwittert, und Krähenbein ahnte, dass es um die Größe dieses Stammes ähnlich bestellt sein würde. Wahrscheinlich würden schon bald die Nordmänner von Orkney kommen und sich das Land Moray einverleiben, und wenn auch nur, um zu verhindern, dass die Männer aus dem Süden Albas es taten.
Vorerst jedoch galt es, die hochmütigen Edlen in ihren albernen wollenen Fransentuniken und Irenschuhen mit Friedensgelöbnissen und Geschenken bei Laune zu halten. Und diese wiederum waren vernünftig genug, die vielen Nordmänner
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