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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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Einsiedlers, 11. Juli 1296
    Das Schlimmste war die Dunkelheit gewesen. Kein Mond, keine Sterne, nur das Flüstern der verlorenen Seelen, die im Wind nach einem Heimweg suchten, oder nach einem Körper, in den man schlüpfen konnte, um sich an warmes Blut und Leben zu erinnern. Er hatte Eulen gehört, die ihm zutiefst zuwider waren, denn sie schrien wie Cyhiraeth, die Göttin der Wildbäche, die im Dunkeln ihr Unwesen treibt und die nur jene hören, die bald sterben werden.
    Gozelo wusste, dass er als guter Christ an solche Dinge nicht glauben sollte, aber seine Großmutter, eine alte Friesin, hatte ihm als Kind den Kopf mit diesen Geschichten vollgestopft. Er erinnerte sich nur an sie, wenn er nervös war oder sich fürchtete, und Gott selbst musste zugeben, dass dieses Land, das er ganz offensichtlich verlassen hatte, einen das Fürchten lehrte.
    Was ihm Angst machte, war allerdings weniger das Land, als vielmehr der vermummte Mann. Gozelo fröstelte es und er zog den eigenen Mantel enger, während er weiter in den silbergrauen Morgen zog. Er hatte nach Carnwath gehen wollen, dem Sitz von Lord Somerville – egal ob er Engländer war oder nicht, dort würde es wenigstens hell und warm sein, und vor allem wäre man sicher –, aber in der Dunkelheit war er vom Weg abgekommen, und jetzt wusste er, dass er sein Ziel verfehlt hatte und stattdessen auf Douglas zuging.
    Gozelo befürchtete, dass man einen einsamen Wanderer, der zu Fuß angehumpelt kam, in dieser Gegend sofort mit dem Speer bedrohen oder mit einem Fluch verjagen würde. Zu Pferde hätte er sicher einen ganz anderen Eindruck gemacht, aber wer an einem feuchten Sommermorgen durch die Landschaft wankte, noch dazu in Tunika und Mantel, die von der mühsamen Reise schmutzig geworden waren, der zählte nichts, selbst wenn er ein bekannter flämischer Steinmetz aus Scone war. Und nicht nur das, Gozelo wusste, dass Douglas eine Hochburg ehemaliger Rebellen war. Man konnte sich nicht darauf verlassen, dass sie denjenigen, die ihn verfolgten, auch wirklich den Eintritt verwehrten.
    Gozelo erschrak, als er ein Schwirren hörte. Hastig blickte er sich um und eilte weiter. Er hätte disen verfluchten Auftrag nie annehmen sollen, aber Bischof Wishart, diese alte Bulldogge, hatte ihn mit Schmeicheleien und der Aussicht auf eine hohe Belohnung schließlich überredet. Es war auch nicht schwer gewesen, denn Manon hatte sich um die Einkerbungen gekümmert. Allerdings zweifelte Gozelo keinen Moment daran, dass sein Gehilfe jetzt tot war.
    Dann war dieser Vermummte mit einem Karren und einem ausgemergelten Pferd gekommen, und Gozelo hatte beobachtet, wie die anderen das Original mitnahmen und die Fälschung an seiner Stelle zurückließen. Man hatte ihm gesagt, Manon sei bezahlt worden und bereits weitergezogen; und das war der Moment gewesen, als es Gozelo eiskalt über den Rücken gelaufen war.
    » Wir gehen nach Roslin « , hatte der Vermummte auf Französisch gesagt. » Dort wirst du bezahlt werden, sowohl für deine Arbeit als auch dafür, dass du den Mund hältst. «
    Wenn es nur der Vermummte allein gewesen wäre, der das alles plante, hätte sich Gozelo nicht weiter damit aufgehalten – aber es war kein Geringerer als ein Bischof, der ihn angesprochen hatte. Damals hielt Gozelo Bischof Wishart für einen ganz außergewöhnlichen Kirchenmann, er hatte sich in dessen Schmeicheleien und Versprechungen gesonnt – bis zu diesem langen, mühsamen Marsch hinter dem Karren her, immer in erbarmungslosem Regen . Du lieber Gott, gab es in diesem Schottland denn kein anderes Wetter? Der Vermummte, düster und abweisend wie eine nasse Felswand, war ihm mit jeder Meile bedrohlicher vorgekommen, bis Gozelo kurz vor Roslin auch der letzte Rest von Mut geschwunden war und er sich aus dem Staub gmachte.
    Der Vermummte hatte lange darüber nachgedacht. Gozelo, der Steinmetz, war ohne die versprochene reiche Belohnung in panischer Angst um sein Leben fortgerannt, nachdem ihm endlich klar geworden war, was ihm womöglich drohte. Nun ja – er war ein kluger kleiner Mann, und ihm würde noch so manches klar werden, wenn seine Beine erst mal eine genügend lange Pause forderten und sein Gehirn wieder in Gang käme. Zum Beispiel, dass er ohne Geld nicht weit kommen würde. Gozelo machte sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf den Weg nach Lanark, um den englischen Sheriff Heselrig aufzusuchen, dem er alles erzählen würde.
    Es war genauso gekommen, wie Bischof Wishart es vorausgesagt

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