Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
zugegeben, nicht einmal Bergliot gegenüber. Er hatte sie nicht weiter als bis nach Gjesvaer mitnehmen wollen, aber sie wollte nicht zurückbleiben, außerdem traute Krähenbein Kol Hallson nicht so recht. Der alte Jarl hatte die Nase voll von Besuchern, was durchaus verständlich war, denn erst waren Hakons Leute aufgetaucht und nach ihnen Gunhild und Gudrod und hatten seine Wintervorräte bereits stark dezimiert.
» Und jetzt auch noch du«, hatte er zu Krähenbein gesagt. Er war verärgert, denn obwohl man selbst hier im hohen Norden von Krähenbein und den Eingeschworenen gehört hatte, fand er den Jüngling, der vermutlich keinerlei Anspruch auf den Titel eines Prinzen hatte, reichlich arrogant. Aber noch schlimmer war die Frage, was hier im Land der Samen eigentlich los war, dass alle diese Leute hierherkamen, und ob etwa jemand einen Gewinn daraus zog, der ihm selbst entging.
» Ich habe nichts mehr, was ich euch geben könnte«, sagte er. Krähenbein war bis dahin höflich gewesen, weil er hoffte, Bergliot bei ihm lassen zu können, doch schließlich verlor er die Geduld mit dem alten Mann, der da mit seinem großen Schnurrbart, dem dicken Bauch und dem Topfhaarschnitt auf seinem Hochsitz thronte. Er sah aus wie ein Walross, das ein umgedrehtes Vogelnest auf dem Kopf hatte, und Krähenbein machte den Fehler, dies laut zu sagen.
Das war nicht sehr klug gewesen, wie Holzgucker, Onund und Kaetilmund ihm versichert hatten, als sie mit leeren Händen auf ihre Schiffe zurückgeschickt worden waren – Mar hatte nur ein finsteres Gesicht gemacht –, bis Krähenbein sie anbrüllte, sie sollten ihn gefälligst in Ruhe lassen.
Das taten sie auch, aber es war ein mürrisches, verstocktes Schweigen, die Fahrt über bis hierher – und der beste Hafen war dies auch nicht gerade. Den hatte Hakon Jarl schon mit seinen vielen Langschiffen besetzt, und sie waren an ihnen vorbeigehuscht wie Schutz suchende Ratten, hatten den nächsten sicher aussehenden Landeplatz angelaufen und fast erwartet, hier auf die Mannschaft der Hexenkönigin zu treffen. Krähenbein wusste nicht, ob er froh sein sollte, dass man sie nirgendwo sah, oder eher unruhig, weil sie vielleicht nur ein kleines Stück weiter unten an der Küste lag.
Holzgucker und eine Handvoll von den anderen blieben bei den Schiffen zurück, der Rest machte sich auf den Weg ins Gebirge. Die Einzige, die jetzt in Krähenbeins Nähe blieb, war Bergliot, aber das machte die Sache auch nicht besser, denn allen war klar, was zwischen den beiden lief, und die neidischen Männer machten finstere Gesichter und tuschelten mit Mar darüber.
» Ach, ich glaube, ich brächte bei ihr sowieso nichts zustande«, gab der zur allgemeinen Erheiterung zu. » Ich sehe immer noch Berto in ihr. Das hat eine ziemlich dämpfende Wirkung.«
Sie quälten sich ins Gebirge und fanden bald Spuren – hier ein kaputter Schuhriemen, dort ein zerbrochener Hornlöffel –, ein sicheres Zeichen, dass sie auf dem richtigen Weg waren und Nordmänner vor sich hatten, obwohl sie nicht wussten, wer sie waren. Einige stellten aber auch Fragen.
» Wohin folgen wir ihnen?«, wollte Mar wissen, als sie sich wieder einmal zu Beginn einer langen Nacht aneinanderdrängten. » Und weswegen überhaupt? Wegen einer Axt? Für uns gibt es hier nichts zu holen, nur für diesen Prinzen, an den wir uns gebunden haben.«
Doch so sprach er nur mit den Männern aus Irland, nicht mit seinen früheren roten Brüdern oder den alten Eingeschworenen, denn er wusste nicht, wie die darauf reagieren würden.
Dann kam Vandrad Sygni durch den Schnee angestapft, einen Pfeil in der einen, eine Tunika in der anderen Hand, beides nicht von ihm. Die Tunika war alt und geflickt, sie war einst blau gewesen, aber jetzt war sie steif von geronnenem Blut. Der Pfeil war nicht wie ihre Pfeile, er war schwarz und mit Eulenfedern versehen. Krähenbein, der bei der gelben Hündin gesessen hatte, der er ebenso für ihre Wärme wie für ihre Freundschaft dankbar war, sah den Bogenschützen an und folgte ihm dann zu der Stelle, wo er die Sachen gefunden hatte.
Er führte sie zu einer kleinen Lichtung mit Felsbrocken, die von Flechten und Schnee bedeckt waren. Die Männer kamen näher und blickten sich nervös nach allen Seiten um, doch sie hatten Mühe, sich von dem Anblick dessen, was hier geschehen war, loszureißen.
» Von Pfeilen erschossen«, sagte Kaetilmund. » Unter Steinen begraben, wie es sich gehört. Und dann von irgendeinem Hurensohn
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