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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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mehr finden würde. Tormod sprach es aus, seine Stimme klang höhnisch, und Eindride wurde rot vor Wut bei dem Gedanken daran, dass er und seine Männer den Schützen nicht gesehen hatten. Obwohl diese Landschaft fast kahl war und es nur Felsbrocken, Flechten und verkrüppelte niedrige Bäume gab – sie hatten ihn nicht gesehen.
    Während das Schneetreiben sich verdichtete, schnitt er dem toten Olet den Pfeil heraus und sah ihn sich genau an. Ein dünner Schaft, mit Pech geschwärzt, befiedert mit Eulenfedern. Der Pfeil war kurz, also musste der Bogen aus Holz und Sehne sein, nicht besonders stark, aber immerhin stark genug, um einen ungeschützten Mann zu töten – vielleicht sogar einen geschützten, wenn man sehr sorgfältig zielte. Und Eindride zweifelte nicht daran, dass diese Bogenschützen sorgfältig zielten. Er hob den Bogen auf, den der tote Same bei sich gehabt hatte, und stellte fest, dass auch er mit diesem Pfeil hätte schießen können. Er bemerkte die kleinen Fellstreifen, die an beiden Enden des Bogens um die Sehne gewickelt waren, um beim Abschuss das Geräusch zu dämpfen. Mit Pech geschwärzte Pfeile, lautlos von einem Bogen geschossen – also wurden sie auch zum Jagen bei Nacht verwendet.
    » Sie wollen nicht, dass wir unser Ziel erreichen«, sagte Hromund, als die Männer wieder an ihre Kochfeuer gingen und fortfuhren, ihre provisorischen Zeltdächer zu errichten. Martin wischte sich die Schneeflocken aus dem Gesicht und grinste mit seinen schwarzen Zähnen.
    » Wir werden dort hinaufsteigen«, sagte er und zeigte auf den höchsten der Berge, der jetzt nichts weiter war als ein Schatten im Schneetreiben. » Er ist sehr hoch, und wir müssen schnell sein, damit wir genau in dem Moment ankommen, wenn die Hexe merkt, dass Gott ihr den Preis nicht zugedacht hat.«
    Hromund wusste, wohin er zeigte, denn sie sahen ihn schon seit Tagen, diesen hohen, grimmigen Berg, der aussah wie der Reißzahn eines Riesen. Ihn fröstelte und diesmal nicht vor Kälte. Der Duft von gebratenem Rentierfleisch vermischte sich mit dem Gestank des Samen, den Martin mit seinem Eisenkreuz gefoltert hatte, und plötzlich war Hakons Auserwähltem der Appetit vergangen. Und noch schlimmer war, dass dieser Berg, den sie ersteigen wollten, qualmte. Aus seiner Seite stieg eine Rauchwolke, die aussah wie der Schwanz eines Schneewolfs.
    Als das Trommeln begann, klang es zunächst wie ein Specht in weiter Ferne, leise und hartnäckig. Aber als dann auch noch der kehlige Joik-Gesang der Samen einsetzte, wurde ihm übel, und er fürchtete sich, wie er sich noch nie im Leben gefürchtet hatte.
    Finnmark, am selben Tag
    Krähenbeins Mannschaft
    Der Schneefall ließ nach, die Flocken wurden immer kleiner, bis sie fein wie Salzkörner waren und durch den kurzen Tag in die lange, kalte Nacht trieben. Eine Nacht, die pechschwarz war, bis auf die feinen grünen Schleier, die am nördlichen Himmel tanzten.
    Fuchsfeuer, hatte Svenke Klak gesagt, und diejenigen, die schon früher einmal im Norden gewesen waren, stimmten ihm zu. Einige sagten, es sei ein Zeichen, dass Krankheit und Pest bevorstand, aber dazu kam von Onund nur ein verächtliches Grunzen.
    » Es bedeutet lediglich«, sagte er, » dass es so kalt werden wird, dass selbst das Feuer gefriert. Das weiß ich von Finn Rosskopf, der sich vor nichts fürchtet.«
    Das hatte Kaetilmund Finn einmal sagen hören, aber jetzt war es ihm kein Trost, wie er Murrough zuflüsterte, als sie mit tropfenden Nasen am Feuer saßen und trotzdem nicht richtig warm wurden.
    » Wir sind hierfür nicht ausgerüstet«, murmelte er, und die Männer wussten, dass er recht hatte und bedachten den Prinzen mit bösen Blicken, wenn sie dachten, er sehe es nicht – aber andererseits bewunderten sie ihn, wie er scheinbar unbeeindruckt von der Kälte dasaß, eingehüllt in seinen viel zu kleinen schmutzig-weißen Pelzmantel mit dem geflickten und fast kahlen Kragen.
    Einige wussten, dass dieser Mantel das erste Geschenk gewesen war, das Wladimir von Kiew ihm gemacht hatte. Damals war Krähenbein neun Jahre alt gewesen, also war der Mantel schon alt, aber er bedeutete ihm viel. Er hatte ihn getragen, als er zusammen mit Wladimir, Orm und all den anderen Eingeschworenen hinausgezogen war in das weiße Nichts, die Wintersteppe, um Attilas Schatz zu suchen. Kein Wunder, dass der junge Prinz nach diesen Erlebnissen die Kälte kaum noch wahrnahm.
    Natürlich fror Krähenbein auch, aber er hätte es um nichts in der Welt

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