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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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in Klerkons Winterlager gestanden hatte, wo die blasse Sonne durch die Weiden schien.
    » Vor Freude über seine Rückkehr«, sagte er stockend. » Vielleicht auch vor Trauer über seinen Verlust.«
    » Oder beides«, sagte Bergliot lächelnd.
    Natürlich kam sie später zu ihm, er hatte es gewusst. Still und leise wie Seegras glitt sie durch Dunkelheit und Kälte, während Hrolfr für die Männer Schlaflieder spielte, und um ihn her erzählten sich die Leute die Geschichte von Hrolfr nach, als hätte sie sich tatsächlich zugetragen.
    » Wirst du auch am Wolchow aufwachen?«, fragte sie und rutschte neben ihn. Ihr Körper war heiß, als käme sie aus einer Schmiede, und zwischen ihren Beinen war es noch heißer, als sie sich an ihn schmiegte.
    » Nein. Ich werde am Meeresgrund bleiben müssen«, sagte er, indem er sie umarmte, und sie lachte ein tiefes, leises Lachen.
    Später, als sie in seinen Armen lag, fragte sie, was aus dem Hrolfr in der Geschichte geworden sei, und Krähenbein erzählte es ihr. Er war ein Händler geworden und war nach einiger Zeit der reichste Mann Nowgorods. Er hatte eine schöne junge Frau geheiratet und bekam starke Söhne, bei deren Hochzeit er die Gusli spielte.
    Er war glücklich, erzählte Krähenbein ihr, doch manchmal, an stillen Abenden, ging er hinaus zum Fluss und schickte seine Musik übers Wasser. Und manchmal tauchte ein schönes Köpfchen aus den Wellen auf und hörte zu. Aber vielleicht war es auch nur ein Mondschatten auf dem Wolchow.
    Sie schlief ein, ihre Wange lag an seiner Schulter, und er spürte ihren Atem, der sich gleichmäßig hob und senkte wie die See am Strand. Die ganze Nacht lag er so still, wie er nur konnte, er wollte sie nicht stören, wollte sie so nahe wie möglich bei sich halten und hatte gleichzeitig Angst davor, dass es ihm gelingen könnte.

Kapitel 11
    Finnmark, bei Surman Suuhun, am Julfest
    Martin
    Die Späher kamen zurück, als der Schneefall so dicht wurde, dass die Berge nur noch als Schatten zu ahnen waren. Sie hatten nichts gesehen, berichteten sie Hromund, aber sie hatten ein Rentier geschossen. Sie vermieden es, direkt mit Tormod zu sprechen, denn der war ein Thrall, aber das war Tormod gewohnt. Er hörte lediglich zu und sprach erst später, als sie etwas abseits standen, leise mit Hromund.
    » Nichts?«, sagte Tormod giftig. Hromund kratzte sich am Kopf, dessen Haar wegen seiner Läuse kurz geschoren war, was ihm seinen Spitznamen – Bursta-Kollr – eingebracht hatte, Borstenkopf.
    » Eindride ist ein guter Mann«, sagte er trotzig, während dieser gute Mann selbst mithilfe von einigen anderen gerade dabei war, den Bock an den Hinterläufen aufzuhängen. » Außerdem ist er ein guter Bogenschütze.«
    » Ich weiß, dass er gut schießt«, erwiderte Tormod geduldig, » und genau das bedeutet ja, dass er gute Augen haben muss. Und trotzdem soll er keine Spur von unseren Feinden entdeckt haben?«
    » Nur von dem, den ich bereits erwischt habe«, knurrte eine Stimme so dicht an Tormods Ohr, dass er den abstoßenden Mundgeruch und das Dampfwölkchen wahrnahm und erschrocken zurückfuhr. Eindride grinste ihn aus seinem schneeverfilzten Bart an.
    » Ich wollte nicht respektlos sein«, erklärte Tormod, und Eindride sah ihn an, als sehe er ihn zum ersten Mal.
    » Wenn ich den Eindruck hätte«, erwiderte er, » würde ich dich auspeitschen lassen, Thrall.«
    Tormods Gesicht wurde rot. Er wusste, dass Eindride ein reicher Bondi war, ein Bauer vom Oðinssalr in Tröndelag, vielleicht dem ältesten Hov der Welt, aber der Thrall hatte es nicht gern, wenn man ihm seinen geringen Stand so unter die Nase rieb, denn schließlich war er Hakons klügster Ratgeber.
    » Hat er schon etwas gesagt?«, fragte Hromund, ehe die Sache aus dem Ruder lief. Eindride zuckte die Schultern und sah hinüber zu dem Samen, der an demselben Ast hing wie das Rentier, und ebenfalls an den Hinterläufen. Eindride hatte ihn von seinem letzten Erkundungsgang wie eine Jagdtrophäe in das eisige Lager mitgebracht.
    » Frag den Christenpriester«, antwortete er bitter, dann spuckte er aus und ging gemächlich davon, um das Ausweiden des Rentierbocks zu überwachen. Tormod sah zu, wie sie die Eingeweide abbanden und herausnahmen, zusammen mit der Leber, Milz, Galle, Lunge und dem Herz. Das Hinterteil, die Schinken, Rippen und Lenden wurden säuberlich zerlegt und eingewickelt, doch auch danach war immer noch genug Fleisch am Gerippe. Die Männer aßen die erkaltende Leber, sie

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