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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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ganze Welt verkörperte, die auf Gudrods Stirn traf und seinen Kopf bis zum Kinn spaltete.
    Finn war Orm zu Hilfe geeilt, noch ehe Blut und Hirnmasse Gudrods Brust erreicht hatten. Ehe der dritte Wächter zu Boden gegangen war, hatte Finn auch ihm das Genick gebrochen.
    Jetzt war es plötzlich still, und ihr Keuchen klang laut und hässlich, der metallische Gestank nach Blut brannte ihnen in den Kehlen. Die Königsfigur rollte noch über den Tisch, fiel schließlich herunter und landete mit leisem Klatschen in der größer werdenden Lache von Gudrods Blut.
    » Gewonnen«, sagte Krähenbein, und seine Stimme klang für ihn selbst wie die eines Fremden, der in weiter Ferne spricht.
    Finn stand auf und sah zur Seite, wo Krähenbein noch immer auf dem Tisch stand. Seine Arme hingen herunter, und er starrte auf Gudrods Leiche, in dessen Schädel die Axt steckte.
    » Mit Äxten und Köpfen hast du schon immer kurzen Prozess gemacht«, bemerkte Finn und wischte sich die Hände an der Hose ab. » Aber diesmal danke ich den Göttern dafür.«
    Krähenbein hörte es kaum. Gudrods Tod und die Axt, die das vollbracht hatte, erfüllten ihn mit einem Triumphgefühl, das in den Fußsohlen anfing und in den Haarspitzen endete. Nur in die Seite seines Kopfes, wo er den Schlag abbekommen hatte, schien sich ein eisiger Speer zu bohren.
    Es war ein Zeichen. Die Axt hatte Gudrod verraten, der ihrer nicht wert gewesen war. Die Waffe war fast wie von selbst in Krähenbeins Hand geraten, der Beweis, dass er derjenige war, dem sie eigentlich gehörte. Und dennoch …
    Er wandte den Blick von Gudrods Leiche ab und sah zu der leblosen Gestalt auf dem Hochsitz.
    Sie. Sie war es. Sie war nicht mehr als vier Schritte entfernt. Gunhild, die Hexenkönigin, die die Ermordung seines Vaters angeordnet hatte. Und neben ihr Gudrod, der Sohn, der den Befehl ausgeführt hatte. Dieses schlaffe Lumpenbündel, diese Hexenkönigin, war schuld daran gewesen, dass alles, was die Nornen für Krähenbeins Leben gewebt hatten, aufgelöst und neu gewebt werden musste, weil zu viel Leid und der Tod seiner Mutter mit hineingewebt werden mussten. Krähenbein atmete schwer.
    Als er schließlich vom Tisch stieg, ging er durch die klebrige Blutlache von Gudrod zu der Gestalt auf dem Hochsitz, deren Kopf unnatürlich weit nach hinten gebogen war. Ihr Schleier war weggerutscht und gab den Blick auf das uralte, verwüstete Gesicht und die toten Augen frei. Ihre knotigen Finger, die zum letzten Mal gezaubert hatten, waren verkrümmt wie eine erfrorene Spinne.
    Natürlich war sie tot, doch Krähenbein, dessen Schulter aufs Neue zu schmerzen anfing, musste die Hand ausstrecken und ihre Wange berühren. Sie war schuppig wie eine Schlange, eiskalt und marmoriert. Als er die Finger zurückzog, waren sie feucht. Tränen? Doch ihre schmalen Lippen waren leicht zurückgezogen und rundherum rissig wie ein schlecht gebrannter Tontopf, sie zeigte die Zähne, die gelb waren wie Walrosszähne, ein letztes herausforderndes Grinsen.
    Da saß sie nun, die Mutter der Könige, seine Feindin von dem Moment an, wo er seinen ersten Atemzug getan hatte – und bereits davor. Krähenbein stand da und spürte seinen Herzschlag in der schmerzenden Schulter. Er schloss die Augen und suchte nach einem bestimmten Gefühl. Das Gefühl, das sich einstellt, wenn etwas zu Ende ist. Er wollte spüren, dass sein Vater in der Nähe war und anerkennend nickte, er wollte, dass seine Mutter ihn mit Liebe und Dankbarkeit umgab.
    Doch da war nichts als diese alte tote Frau, die mit offenem Mund dasaß und ihn blöde anstarrte und deren Augen sich bereits trübten.
    Er gab einen Laut von sich, halb Stöhnen und halb Wimmern, dann drehte er sich um, gerade als Martin sich aufrichtete, an den Tisch gehumpelt kam und seine Klauenhand nach der Lanze ausstreckte. Mit einem raschen Griff nahm Krähenbein sie an sich. Im nächsten Moment füllte sich die Halle mit Männern.
    Orm und Finn standen da, wachsam wie Hunde, die Wölfe gewittert haben, aber Krähenbein sah Arnfinn und seine Orkney-Krieger nur kurz an und lächelte. Er deutete mit dem Kopf auf Gudrod und Gunhild.
    » Erledigt«, erklärte er. Arnfinn warf einen Blick auf die Leichen, dann sah er Krähenbein ernst an.
    » Am besten verschwindet ihr so schnell wie möglich«, sagte er, und Krähenbein nickte. Auch das war Teil des Plans gewesen, denn Krähenbein wusste, wie man das Spiel der Könige im wahren Leben spielt. Er hatte die Königsfigur bereits

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