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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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nächsten Jahrzehnten von anderen neu erfunden
werden müssen. Jacques handelte nie aus Gewinnbestreben. Immer sah er nur das Problem
an sich, das es zu lösen gab. Und immer, na ja, fast immer mit Erfolg. Einmal war
ihm sein Können versagt: beim Erfinden effizienter und lang wirksamer Sodbrennentabletten.
    Krächzend kam er aus dem Keller
und warf mir einen Kugelschreiber hin.
    »Ist das klein genug?«
    Verwundert hielt ich das Schreibwerkzeug
in der Hand und untersuchte es. Machte er gerade einen Scherz auf meine Kosten?
Ich drückte die Mine heraus und testete seine Funktion. Er schrieb einwandfrei.
    »Aha«, sagte ich. »Damit kann man
schreiben.«
    »Und nicht nur das«, antwortete
Jacques. »Neben einem GPS-Empfänger enthält er einen Hochleistungssender. Auf Langwelle
können bis in 150 Kilometer Entfernung die Signale empfangen werden. Du musst nur
dafür sorgen, dass der Kuli im Auto liegt, zum Beispiel im Handschuhfach. Das merkt
niemand.«
    »Wie empfange ich die Signale?«
    »Das ist etwas schwieriger.« Er
zog einen etwa schuhkartongroßen Behälter hervor, auf dessen Oberseite sich ein
kleiner Bildschirm befand.
    »Die Dekodierung ist äußerst komplex.
Ohne größere Erklärungen kann ich das nur selbst tun.« Er lächelte verschmitzt.
    »Du willst bloß dabei sein«, konterte
ich.
    »Traust du mir so etwas wirklich
zu, Reiner?«
    »Ja.«
    Ich steckte den Kugelschreiber ein.
»Du hast gewonnen. Höchstwahrscheinlich brauchen wir deinen Empfänger überhaupt
nicht, aber als Rettungsboot hätte ich ihn gerne an Bord.«
    »Wann geht’s los?«, Jacques zappelte
wie ein Teenager vor dem Abschlussball seines ersten Tanzkurses.
    »Ich weiß nicht, irgendwann heute.
Der Student Dietmar Becker wird dich rechtzeitig abholen.«
    »Becker ist wieder mit von der Partie?«
    »Er weiß nur noch nichts von seinem
Glück. Ich muss ihn als Nächstes informieren. Blöderweise bin ich dieses Mal ausnahmsweise
auf seine Mithilfe angewiesen.«
    »Ausnahmsweise?« Jacques zog eine
Augenbraue hoch.
    »Bis heute irgendwann«, verabschiedete
ich mich. »Leg dich noch ein paar Stunden hin, damit dich der Langwellenempfänger
geistig nicht überfordert.«
     
    *
     
    Mein nächstes Ziel galt dem Ort des Einbruchs. Da die Straßen um diese
Zeit fast wie ausgestorben waren, benötigte ich für die Strecke nicht allzu viel
Zeit.
    Mit meinem speziellen Schlüsselbundset
Openall, den nur ganz wenige Beamte besaßen, war es kein Problem, die betreffende
Tür zu öffnen. Die Suche beschränkte sich auf wenige Orte, die ich zielsicher ansteuerte.
Es dauerte keine zwei Minuten, bis ich den entsprechenden Hinweis in der Hand hielt.
Ich hatte gesiegt, ich war mir nun sicher, den richtigen Täter identifiziert zu
haben. Jetzt musste er nur noch überführt werden.
    Um 6:30 Uhr
war ich wieder zuhause und rief Dietmar Becker an. Er meldete sich mit verschlafener
Stimme. Doch als ich ihn bat, um acht Uhr in der Dienststelle zu sein, war er mit
einem Schlag hellwach. Stefanie und Paul waren durch meine Heimkehr und das Telefonat
wachgeworden. Paul hatte wieder diesen schrecklichen Kasten im Mund stecken. Irgendwie
musste es mir in den nächsten Tagen gelingen, den Stimmenverzerrer gegen etwas Sinnvolles
und Kindgerechtes einzutauschen. Vielleicht ein Computerspiel oder so.
    Stefanie wollte den Grund meiner
Abwesenheit genau wissen. Mit meiner Spontaneität war es zu dieser frühen Morgenstunde
nicht zum Besten bestellt.
    »Ich war ein bisschen Luft schnappen.«
    »Glaub ich nicht.«
    »Dann wäre ich ja erstickt.«
    Stefanie blieb stumm, aber abwartend.
Ich durfte es nicht übertreiben. Schwangere Frauen konnten ganz schön empfindlich
und anstrengend sein.
    »Ich hatte im Schlaf eine Idee.
Die musste ich überprüfen.«
    »Mitten in der Nacht?«
    »Davon hing ab, ob wir einen Unschuldigen
festgenommen haben.«
    »Und, habt ihr?«
    »Ja.«
    »Und wie geht’s jetzt weiter?«
    »Wir lassen den falschen Täter frei
und nehmen den richtigen fest.«
    »Du weißt, wer der richtige ist?«
    »Ja.«
    »Wird’s gefährlich?«
    »Ich gehe nicht davon aus, dass
ich nochmals einen Schlag auf den Kopf erhalte. Keine Sorge, Stefanie, das wird
eine ganz normale Festnahme.«
    »Dann mache ich jetzt am besten
Frühstück. Haben dich viele Leute so rumlaufen sehen?«
    »Ich war alleine unterwegs.«
    »Ist auch besser so.« Sie zeigte
müde auf meinen Lieblingsjogginganzug. »Ziehst du dich vorher noch um?«
    Der Kaffee belebte. Zu meinem Glück
kam Stefanie

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