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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Person noch zur Sache
etwas zu sagen. Nachher können Sie einen Anwalt Ihrer Wahl kontaktieren.«
    Pit Teufelsreute wurde blass. »Sind
Sie verrückt? Was soll das? Sie können mir doch diese Morde nicht anhängen!«
    Sein Sohn, der ebenfalls einen geschockten
Eindruck machte, ging zu seinem Vater.
    »Die spinnen, es muss sich um einen
Irrtum handeln. Ich hole einen Anwalt und komme nach. Keine Bange, in zwei Stunden
bist du wieder daheim.«
    Sehr naiv, der kleine Sozialschmarotzer,
dachte ich. Soll er ruhig einen Anwalt holen. Ich gab den Beamten die Order, die
Wohnung zu durchsuchen. Aber nicht so oberflächlich wie die Kollegen in Baden-Württemberg.
    Zum Abschluss erlaubte ich mir,
unserem Tatverdächtigen die Brille abzuziehen. Blaue Augen funkelten mich an, ein
weiteres Indiz, wenn auch ein schwaches.
    Teufelsreute machte keine Anstalten,
sich zu wehren. Mit wurde bewusst, dass er schwer zu knacken sein würde. Alles an
ihm schien Maskerade zu sein. Wahrscheinlich hatte er sich in einem Notfallplan
auch darauf eingerichtet, vorläufig unter Verdacht zu geraten. In diesem Fall würde
die Wohnungsdurchsuchung vergeblich sein. Na ja, für einen Indizienprozess würde
es allemal reichen. Ohne ein Wort zu sagen, ließ er sich in eine Zelle bringen.
KPD würde sich morgen früh freuen.
     
    *
     
    Stefanie war überrascht, als Gerhard und ich am späten Nachmittag auftauchten.
Meine Nachbarin schien verschollen. Ob ich mit dem Stimmenverzerrer meines Sohnes
zu weit gegangen war? Ich nahm mir vor, in den nächsten Wochen nach dem rechten
zu schauen.
    »Nanu, was wollt ihr hier um diese
Uhrzeit?«
    Gerhard zeigte auf mich. »Dein Herr
und Gebieter verlangt nach einer stärkenden Gemüsesuppe.«
    Dieser Kollegenverräter. Ich musste
sofort intervenieren.
    »So schlecht geht’s mir nicht.«
    Ups, das war zwar spontan aber missverständlich.
Stefanie nahm’s erfreulicherweise mit Humor.
    »Ich könnte dir den Rosenkohl aufwärmen,
wie wär’s?« Listig lächelte sie mich an.
    Und da war
er wieder, der Würgereiz. »Mach dir keine Umstände, Stefanie. Gerhard und ich fahren
gleich weiter nach Ludwigshafen, um deine Küche abzubauen.«
    »Ein paar Minuten werdet ihr wohl
Zeit haben. Kommt rein und trinkt wenigstens einen Kaffee. In der Zeit kann ich
gleich deinen Verband erneuern.«
    »Wie fandest du eigentlich Doktor
Metzgers Erste-Hilfe-Versorgung?«, fragte Gerhard meine Frau.
    Stefanie war einen Moment sprachlos.
»Sag bloß, du hast diesen Quacksalber an deinen Kopf gelassen!«
    »Entschuldige mal! Ich war immerhin
bewusstlos. Als ich aufwachte, war es zu spät. Ich bin froh, dass ich seiner musealen
Spritze entkommen konnte.«
    »Warum lässt man so jemanden frei
herumlaufen?«
    »Das hast du mich vor Kurzem auch
wegen unserer Nachbarin gefragt.«
    »Ja, aber das ist doch gefährlich.
Was da alles hätte passieren können!«
    »Ich weiß, Stefanie. Irgendwann
bekomme ich wegen Ackermanns Gequatsche noch einen Tinnitus.«
    »Ach, ich mein doch den angeblichen
Doktor.«
    Gerhard hielt seine Tasse in der
Hand und lachte.
    »Warte nur ab, irgendwann erwischt
es dich auch!«, sagte ich zu ihm.
    »Ich bin doch nicht blöd. Warum
sollte ich heiraten?«
    Jetzt hatten
wir Stefanie mit unserer Blödelei komplett aus dem Konzept gebracht. Sie schmierte
uns ein paar Brote, während sie von Zeit zu Zeit schweigend den Kopf schüttelte.
    Paul kam in
die Küche gerannt.
    »Papa, der
Stimmenverzerrer ist voll geil! Unsere Lehrerin musste beinahe ins Krankenhaus,
so hat sie sich erschreckt, als ich ihr auf der Toilette aufgelauert habe.«
    Gerhard sah
mich nachdenklich an. Ich war mir sicher, dass er die Brücke vom Stimmenverzerrer
zum nächtlichen Anruf meiner Nachbarin geistig nachvollzogen hatte. Zum Glück behielt
er seinen mutmaßlichen Gedanken für sich.
    Trotz allem
musste ich demonstrieren, dass in unserem Haus gute Umgangsformen gepflegt werden.
    »Paul, ich habe dir schon so oft
gesagt, dass man nicht geil sagt. Du hättest genauso gut sagen können, dass es Klasse
war, dass deine Lehrerin fast ins Krankenhaus musste.«
    »Reiner!«
    Okay, ich geb’s zu. Vielleicht war
ich eine Nuance zu weit gegangen. Immerhin dachte jetzt bestimmt niemand mehr an
unsere Nachbarin.
    Der Rest des Abends war anstrengend.
Weniger verbal anstrengend als körperlich. Warum mussten Küchenteile nur so schwer
und unhandlich sein? Irgendwann war auch das erledigt und in meinem Keller stapelten
sich die Möbelstücke. Wir kamen überein, auf

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