Blutbahn - Palzkis sechster Fall
Großtante einkaufen
war. Es war nur ein kleiner Einbruch, doch sehr aufschlussreich für mich.«
»Ich bin auch eingebrochen«, sagte
ich. »Das war genauso einfach.«
Ich zog einen Zettel aus der Tasche.
»Das ist die Tankquittung einer Speyrer Tankstelle. Sie wurde am Montag ausgestellt
und lag in Ihrem Wagen. Soviel zu dem Märchen, dass Sie in Spanien gewesen waren.«
Martin Teufelsreute schaute mich
mordlustig an. »Schade, dass ich nicht fester zugeschlagen habe. Es wäre so einfach
gewesen.«
»Das war Ihr nächster Fehler. Ich
wurde von hinten überfallen, folglich musste der Täter aus dem Haus kommen. Wieder
war ich bei Ihnen angelangt. Das war doch der Abend, als Ihre Großtante starb, oder?«
»Was mussten Sie hinter dem Haus
stehen? Wegen Ihnen musste ich meine Pläne um Stunden verschieben. Erst kurz vor
Mitternacht konnte ich mich durch die Tiefgarage wegschleichen, um meine Großtante
ins Jenseits zu befördern. Meinem Vater habe ich eine kleine Extraportion Schlafmittel
verabreicht.«
Noch immer hielt er den wesentlich
kleineren Jacques umklammert.
»Schade um die schöne Erbschaft.
Na ja, ein bisschen Schmuck habe ich als Vorschuss abgegriffen. Das reicht für ein
paar Jahre. Ich muss Sie jetzt bitten, Ruhe zu bewahren. Ich werde Ihren Kollegen
mitnehmen. Falls ich irgendwann zu der Überzeugung kommen sollte, nicht verfolgt
zu werden, lasse ich ihn unverletzt frei. Ich bin ja schließlich kein Unmensch.«
Er lachte mindestens so abscheulich
wie Metzger.
Martin zog
Jacques aus der Wohnung. Die letzte Chance, etwas von ihm zu erfahren.
»Und was ist
mit den anderen beiden Teufelsreute?«
Er zuckte
mit den Achseln. »Habe ich im Internet gefunden. Sogar die Alte aus Heidelberg.
Mein Vater hat die Wahrheit gesagt. Wir wussten nichts von unseren Namensvettern.«
Jutta und Gerhard wollten Martin
nachrennen, doch ich hielt sie zurück.
»Langsam, wir müssen auf Jacques
Rücksicht nehmen.«
»Warum ist der überhaupt zwischenrein
gelaufen?«, fragte Gerhard.
»Weiß ich doch nicht.«
Ich lief ins Nebenzimmer und holte
Jacques’ Langwellenempfänger.
Jutta schaute auf das Display. »Das
sind GPS-Koordinaten im Klartext. Wo steckt der Sender?«
»Im Wagen von Martin. Habe ich heute
Morgen deponiert.«
Ich musste schmunzeln. Wenn die
Koordinaten im Klartext angezeigt wurden, hätten wir Jacques gar nicht benötigt.
Aber sein Geheimnis war bei mir gut aufgehoben. Hoffentlich ging es ihm gut. Welcher
Teufel hatte ihn geritten, mitten in unsere Aktion zu platzen und sich in Lebensgefahr
zu bringen?«
»Gerhard und
ich fahren zur Dienststelle«, sagte Jutta. »Dann können wir anhand der Koordinaten
die Kollegen in den Streifenwagen besser abstimmen. Den Saukerl packen wir uns!«
Ein Blick auf
das Display zeigte uns, dass Martin Teufelsreute mit dem Wagen losgefahren war.
Zusammen mit
KPD und Becker blieb ich zurück. Mein Vorgesetzter kümmerte sich um das Purrmann-Gemälde,
Becker schrieb sich die Finger wund, und ich wusste nichts mit mir anzufangen. Meine
Gedanken waren bei Jacques. Es war schrecklich, zum Abwarten verurteilt zu sein.
Es dauerte lange qualvolle Minuten, bis das Handy von KDP klingelte. Er nahm ab
und reichte es nach ein oder zwei kurzen Sätzen kommentarlos mit einem fassungslosen
Blick an mich weiter.
»Palzki.«
»Ja, Reiner,
ich bin’s, Jutta. Es tut mir leid, was ich dir jetzt sagen muss. Trotzdem sollst
du es als Erster erfahren.«
Ich ahnte, was kommen würde. Sicherheitshalber
setzte ich mich auf den Hocker, auf dem vor ein paar Minuten Jacques gesessen hatte.
»Tot?«
Mehr brachte ich nicht heraus.
»Diese Möglichkeit müssen wir leider
in Betracht ziehen, Reiner. Vor wenigen Minuten wurde uns gemeldet, dass der Wagen
von Martin Teufelsreute vor der Ampelanlage im Zentrum von Iggelheim steht. Im Wagen
sollen sich zwei leblose Personen befinden. Oh, Reiner, es tut mir so leid!«
Mehr bekam ich nicht mehr mit. Ich
gab das Mobilgerät an meinen Vorgesetzten zurück und stand auf. Mir war schwindlig.
Becker stand still daneben und ahnte das Resultat des Telefonats.
»Ich muss los«, sagte ich zu den
beiden. KPD nickte, aber der Student ließ nicht locker.
»Ich kann Sie unmöglich in dem Zustand
Auto fahren lassen. Ich komme mit und fahre.«
Er hatte den Ernst der Lage begriffen,
denn er machte nicht mal einen Witz über meine angeblich schlechte Fahrweise.
»Wohin?«, fragte er, als wir im
Smart seines Freundes saßen.
»Iggelheim,
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