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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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bergen.

    »Wir bringen ihn in den Wagen, und dann hören wir auf!«, schrie er. Sie nickten zustimmend. Diese Leiche war nicht so zerschunden wie die anderen; das Gesicht war aschgrau, doch außer ein paar Schrammen an der Stirn und einem Knöchelbruch waren im Schein der Halogenlampe äußerlich keine Verletzungen zu sehen. Sie legten den Mann auf die Bahre und winkten den Krankenwagen herbei, der ganz in der Nähe stand. Ari beugte sich über die Bahre, richtete den Lichtkegel auf das Gesicht des Toten und hob die Augenlider an.
    »Verdammt noch mal, her mit dem Krankenwagen, und zwar dalli!«, brüllte er, »ich glaube, der ist noch am Leben.«

2
    Samstag/Sonntag
    Matthías Jónsson war der Chefingenieur der National Power Company in Kárahnjúkar, ein Mann Mitte vierzig, mit Adlernase und Halbglatze. Der Outdoor-Fanatiker, den es immer wieder in die Berge trieb, saß am einen Ende des Tisches und am anderen Ricardo Valente, der Projektleiter von Impregilo. Er war etwa im gleichen Alter wie Matthías, aber wesentlich kleiner, und wirkte mit seiner schwarzen Mähne und den Bartstoppeln auch sehr viel jünger. Im bläulichen Schimmer des Neonlichts hatte es aber den Anschein, als wären beide gleich blass.
    »Eigentlich hätte ich bei dieser Inspektion mit dabei sein sollen«, erklärte Matthías nach unangenehm langem Schweigen. Er sprach ein hartes, stockendes Englisch mit starkem isländischen Akzent.
    »Ich auch«, entgegnete Ricardo zögernd, »aber ich hatte anderes zu erledigen.« Sein Englisch klang weicher und melodischer. »Und du?«
    Matthías schüttelte den Kopf. »Ich … ich hatte auch … anderes zu tun.« Er strich sich über das schlecht rasierte Kinn, hörte das Knistern, das seine Finger hervorriefen, und starrte auf die Liste vor ihm. Sieben Namen auf einem Blatt, und
hinter jedem die Berufsbezeichnung. Mehr nicht. Sieben Namen statt neun. Er wurde etwas gesprächiger. »Wie gesagt, ich hätte natürlich dabei sein sollen«, murmelte er, »aber ich bin trotzdem froh, dass ich es nicht war. Sehr froh.«
    Ricardo lächelte schwach. »Ich auch. Selbstverständlich bin ich froh, dass ich nicht auf dieser Liste stehe.« Er tippte mit dem Zeigefinger auf das Blatt, das vor ihm lag. »Mit Barei und di Tommasso und … den anderen.« Er bekreuzigte sich unwillkürlich, als er die Namen nannte. Di Tommasso war sein zweiter Mann auf dem Werksgelände gewesen, Barei einer von den zahlreichen Topmanagern bei Impregilo. Beide waren bei dem Bergsturz ums Leben gekommen.
    Matthías runzelte die Stirn. »Barei. Ich hab dich schon die ganze Zeit fragen wollen, was er dort mit denen zu suchen hatte? Was wollte er überhaupt hier?«
    »Nichts Besonderes, glaube ich«, antwortete Ricardo achselzuckend. »Das Projekt inspizieren, sich mit den Gegebenheiten vertraut machen.« Obwohl er es in keinster Weise anklingen ließ, hatte er sich dieselbe Frage auch schon gestellt. Barei war völlig unerwartet vor drei Tagen in Kárahnjúkar aufgetaucht, ohne sein Kommen vorher anzukündigen, und die Antwort, die Ricardo Matthías gegeben hatte, war dieselbe, die er von Barei erhalten hatte. Überzeugt hatte sie ihn nicht. Leute wie Barei besuchten die im Bau befindlichen Projekte nur in Ausnahmefällen, und dazu mussten gewichtige Gründe vorliegen. Und schon gar nicht so einen Ort wie diesen und zu dieser Jahreszeit, wo das Wetter notorisch schlecht war. Nein, Ricardo war sich ziemlich sicher, dass da etwas anderes dahintersteckte, und er hatte di Tommasso im Verdacht. Dieser Verdacht hatte sich noch verstärkt, als er Bareis Namen auf der Liste der Toten entdeckte. Am Abend vorher hatte der nämlich kein Wort darüber verloren, dass er an einer Inspektionsfahrt teilnehmen würde.

    »Ich hatte keine Ahnung, dass er beabsichtigte, mitzufahren«, sagte er nach einer Weile. »Wenn ich das gewusst hätte, wäre es vielleicht anders gekommen.«
    Matthías sah ihn fragend an. »Ich meine, dann wäre ich selbstverständlich auch mitgefahren«, erklärte Ricardo achselzuckend. »Und wenn ich mitgefahren wäre, dann wären sie - wir - vielleicht an einer anderen Stelle gewesen, als der Bergsturz niederging. Wären später losgefahren oder vielleicht irgendwo aufgehalten worden, wer weiß?«
    »Vielleicht«, stimmte Matthías ihm nachdenklich zu. »Vielleicht aber auch nicht. Es hat wohl kaum Sinn, darüber zu spekulieren.«
    »Ich weiß. Aber trotzdem …«
    »Ich weiß, was du meinst«, sagte Matthías mit einer zustimmenden

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