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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Hand, zwei der linken und das vorderste Glied der noch verbliebenen Finger sowie drei Zehen
am linken Fuß und den rechten zur Gänze unterhalb des Knöchels entfernen müssen; all das hatte er amputiert, geschnitten, zertrennt und abgesägt, und war sich dabei wie ein Metzger vorgekommen. Er wusste nicht, was er mehr fürchtete, dass er zu wenig oder zu viel abgenommen hatte.
    Erfrierungen gingen selten so tief, dass amputiert werden musste, auf jeden Fall nicht unbedingt sofort, aber das hier war ein ungewöhnlich schlimmer Fall, und die Knochensplitter im rechten Fuß hatten den Ausschlag gegeben; hinzu kam die Tatsache, dass bei dem Wetter und der Vorhersage überhaupt nicht abzusehen war, wann der Patient nach Reykjavík überführt werden konnte. Die ganze Zeit während der Operation hatte er in telefonischer Verbindung zu seinen Kollegen in Reykjavík gestanden, die das Hauptaugenmerk darauf gelegt hatten, sämtliches Gewebe zu entfernen, wo bereits Nekrose eingesetzt hatte, da sonst die Gefahr bestand, dass die sich ausbreitete - dann gäbe es nur zwei Alternativen: weitere Amputationen oder Tod. Deshalb war es gar nicht so schwer zu begründen, dass es wirklich besser war, eher mehr als weniger zu entfernen. Doch Viktor war sich darüber im Klaren, dass solche Argumente wenig taugten, falls er später dem armen Mann Rede und Antwort stehen müsste, warum er ihm unnötigerweise Finger und Zehen und sogar einen Fuß abgesägt hatte. Der Fuß war allerdings in einem derartigen Zustand gewesen, dass ihn auch unter optimalen Bedingungen wohl kein Chirurg hätte retten können. Trotzdem war die Entscheidung, ihn abzunehmen, eine der schwierigsten gewesen, die Viktor in seiner bisherigen Laufbahn hatte treffen müssen.
    Er schrak aus diesen Gedanken hoch, als die Außentür aufgerissen und gleich darauf heftig zugeknallt wurde. Im nächsten Augenblick wurde die Tür zum Krankenzimmer ebenso temperamentvoll geöffnet, und ein kleiner, dunkelhaariger
Mann mit Schnurrbart stürzte zu dem Krankenbett und fiel auf die Knie, ehe Viktor begreifen konnte, was da los war.
    »Jorge«, sagte der Mann, »Jorge, grasa á déus .« Er stand auf und wandte sich Viktor zu, der aufgesprungen war und überlegte, ob er jemanden zu Hilfe holen sollte. »Jorge Fonsecas«, sagte der Mann und deutete auf den verstümmelten Patienten. » My friend, my best friend .« Dann lächelte er so breit, dass die strahlend weißen Zähne unter dem ausladenden Schnurrbart zum Vorschein kamen, und fing an, den Schnee von sich abzuklopfen. »Ssänk ju, doutor .«
     
    »Die letzte Pulle«, erklärte Stefán, während er den Inhalt der Flasche auf die Gläser verteilte, nur nicht bei Guðni, denn der hatte sich den ganzen Abend an Wodka-Cola gehalten. »Zumindest die letzte dieses Jahrgangs.« Er stellte die leere Flasche auf den Tisch, öffnete eine neue und schnupperte am Korken. »Das hier ist die neueste Produktion. Ich glaube, die ist auch ziemlich gut gelungen, wir haben gestern schon probiert, um festzustellen, ob sie präsentabel ist.«
    Katríns Mann Sveinn kostete den Rotwein. »Wirklich erstaunlich«, sagte er anerkennend zu Stefán und Ragnhildur, die ihm gegenübersaßen. »Einer von meinen Freunden panscht auch selber was zusammen, aber das Zeug ist absolut ungenießbar.« Er sah Katrín an. »Du hast das doch auch schon bei Eddi probiert, erinnerst du dich?«
    »Das Schlimmste, was ich je getrunken habe«, stimmte sie ihm zu und schüttelte sich bei dem Gedanken. »Eigentlich kriminell, so etwas Wein zu nennen. Das hier ist was ganz anderes.« Sie hob das Glas. »Skál!«
    »Ich hab auch mal versucht, selber Wein zu machen«, sagte Árni, nachdem alle angestoßen hatten. »Hier bei mir in der Garage. Hab mir alles, was man dazu braucht, bei meinem Bruder ausgeborgt und irgendein Zeugs gekauft, angeblich
das Beste auf dem Markt. Und hab mich hundertprozentig an die Anweisungen gehalten.« Er nickte nachdenklich. »Wirklich hundertprozentig. Und mir echt Mühe gegeben.« Er nickte weiter vor sich hin, während die anderen höflich auf die Fortsetzung warteten, bis Ásta aufgab und ihm einen Tritt gegen das Schienbein versetzte.
    »Und was weiter?«
    »Weiter?«, fragte Árni erstaunt.
    »Wie ging es weiter? Du hast versucht, Wein zu machen, hast dir riesige Mühe gegeben, und was dann?«
    »Ach ja, sorry. Dann kam mein Bruder und wollte sein Equipment wiederhaben, ungefähr ein Jahr später, glaube ich. Den verdammten Kanister hatte ich

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