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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Bullen mit militärischen Allüren. Er hoffte nur, dass die Grüne Armee, wer immer sie war, diesmal ordentliche Arbeit leisten würde, wie beispielsweise den provisorischen Staudamm zu sprengen oder irgendeinen Stollen durch eine anständige Bombe zu blockieren. Er bezweifelte aber, dass dieser Wunsch in Erfüllung gehen würde, diese Isländer brachten ja nie etwas anderes als Pfusch zustande. Nur nicht, wenn es ums Trinken ging,
natürlich, da gab es keine Halbheiten. Was seinen eigenen Alkoholkonsum betraf, war er weit davon entfernt, es ihnen gleichtun zu können.
    »Was soll ich damit machen?«, fragte Susanna plötzlich hinter ihm. Er drehte sich um. Sie hatte einen kleinen Tischständer mit der gehissten isländischen Fahne in der Hand.
    »Weg damit.«
    Er drehte sich wieder zum Fenster und legte die Stirn an die Scheibe. Bald würde er zu Hause sein. Dort gab es so ein Wetter nicht. Dort gab es nie so ein Wetter.
     
    Oben auf der Polizeibaracke, mitten im Niemandsland zwischen den Camps von Impregilo und der National Power Company, wo Auðunn vor fünf Tagen bibbernd Ausschau gehalten hatte, stand jetzt ein schwarz gekleideter Mensch mit einem Karabiner und drehte sich wie ein Wetterhahn in alle Richtungen. Ab und zu musste er eine Hand von der Waffe nehmen, um sich den Schneematsch von der Skibrille zu wischen, die er über die schwarze Skimütze gespannt hatte. Auðunn hingegen saß auf der Rückbank eines Landrovers ein ganzes Stück von der Krankenstation entfernt und außer Sichtweite des Postens auf der Hütte und sämtlicher anderen SEK-Angehörigen, genau wie Árni und Steinþór auf den Vordersitzen. Sie hielten sich bedeckt. Es war sieben Minuten vor zwölf, und Árni wurde unruhig. Margeir befand sich immer noch im Büro der Krankenstation, soweit er sehen konnte, und dort saß auch Björg und strickte anscheinend, obwohl sich das auf die Entfernung trotz Fernglas bei dieser Sicht nicht hundertprozentig sicher sagen ließ. Vielleicht tat sie ja etwas ganz anderes. Zwei Minuten später hielt er es nicht mehr aus und öffnete die Tür des Jeeps.
    »Was machst du denn da, Junge?«, fauchte Steinþór. »Bist du verrückt?«

    »Nein, nicht ich«, entgegnete Árni. »Aber vielleicht jemand anderes.« Er schlug die Tür zu und ging mit raschen Schritten zur Krankenstation. Falls er Margeir Unrecht tat, spielte es keine Rolle. Wenn er aber recht hatte, war es möglich, dass Margeirs gegenwärtiger Standort etwas anderes und Schlimmeres ankündigte als das, was am Montag passiert war - vielleicht sogar, dass die Grüne Armee keinen Wert mehr darauf legte, Menschenleben bei ihren Aktionen zu schonen.
    Er öffnete die Tür, trat sich den Matsch von den Füßen und ging in das Büro. Björg strickte tatsächlich, und Margeir saß am Computer. Sie sahen beide hoch, als er hereinkam, und nickten ihm zu. Freundlich und normal. Árni fühlte sich, als sei ihm eine Zentnerlast von der Seele genommen, aber gleichzeitig durchrieselte ihn die Enttäuschung wie ein schwacher Stromstoß, und seine Nackenhaare sträubten sich.
    »Hallo«, sagte er mit unsicherer Stimme. »Wie geht’s?«
    »Prima, danke«, antwortete Margeir, »und dir?« Björg sagte keinen Ton, sondern sah ihn nur böse an. Sie hatte noch nicht verziehen, wie die Polizei den armen Viktor behandelt hatte, der jetzt mit einem Nervenzusammenbruch im Krankenhaus von Egilsstaðir lag und darauf wartete, von einer Begleitperson in die psychiatrische Klinik in Reykjavík gebracht zu werden. Árni stand in der Tür und trat von einem Fuß auf den anderen. Die Situation, in die er sich gebracht hatte, war ziemlich idiotisch.
    »Sag mal, hast du eine Zigarette für mich?«, fragte er verlegen. »Ich habe die letzte …«
    »Klar«, antwortete Margeir, ohne von seinem Computerspiel hochzusehen, »die sind in meinem Parka.«
    »Rauchst du eine mit mir?«, fragte Árni und fühlte sich immer mehr wie ein Volltrottel. Guðni und Katrín würden sich schlapp lachen, und Steinþór und Auðunn ebenfalls.

    »Gleich«, sagte Margeir, der auf einmal ungeduldig wirkte, »ich will erst das Spiel zu Ende spielen.«
    Árni sah auf die Uhr. Elf Uhr neunundfünfzig. Er hatte das Gefühl, als legte sich urplötzlich Schweigen über alles. Totale Stille. Dann begriff er, dass genau das der Fall war; Margeir hatte aufgehört, mit der rechten Hand hektisch mit der Maus und mit der linken auf der Tastatur zu arbeiten. Nun saß er vollkommen reglos da, den Zeigefinger der

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