Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Daraufhin hatte er geantwortet, dass er keinen Bedarf dafür gehabt hatte. Seitdem Anna aus dem Haus war, hatte er kaum je Leute zum Essen eingeladen, und wenn, dann höchstens zwei auf einmal. Und falls er sich nun eine Esszimmergarnitur ausleihen würde, statt eine zu kaufen, hätte Ásta sich bestimmt gewundert und ihn gefragt, warum er dann nicht jetzt, wo er sie tatsächlich brauchte, eine kaufte. Und was hätte er darauf antworten sollen?
    Sie wusste, dass er im Augenblick einigermaßen gut bei Kasse war, denn er hatte seinen Peugeot abgestoßen, was er eigentlich sehr bereute. Aber das Darlehen für den Autokauf, das er damit los war, vermisste er keineswegs. Er hätte aber auf diese Frage außer der Wahrheit keine glaubwürdige Antwort parat gehabt: dass es sich seiner Meinung nach gar nicht lohnte, da sie ja doch bald bei ihm einziehen würde. Was natürlich Drängelei der übelsten Art gewesen wäre, und deswegen eine überaus riskante Antwort.
    Die dritte Möglichkeit bestand darin, einfach loszugehen und sich Esszimmermöbel zu kaufen. Árni brauchte gar nicht erst zweimal zu überlegen: Er wusste, dass diese Alternative völlig unakzeptabel war. Damit hätte er nämlich signalisiert,
dass er nicht davon ausging, dass Ásta in absehbarer Zukunft zu ihm ziehen würde, und was vermutlich noch schlimmer war, es könnte sogar den Anschein erwecken, als habe er gar kein spezielles Interesse daran.
    Zu diesem Zeitpunkt hätte Árni am liebsten die ganze Einladung abgeblasen, um sich aus dieser Zwickmühle zu befreien, in die er sich mit seiner spontanen Anwandlung selbst hineinmanövriert hatte.
    Als er endlich die Lösung gefunden zu haben glaubte, erwies sie sich natürlich als unerhört einfach. Er ging sie wieder und wieder im Kopf durch und konnte keinen einzigen Haken daran entdecken. Ásta kam nach der Arbeit zu ihm, und beim Abendessen schritt er zur Tat und ließ den wohlgeübten Satz so unschuldig und natürlich wie möglich in ihr Gespräch beim Abendessen einfließen.
    »Ganz schön verrückt«, erklärte er kopfschüttelnd, »dass man sich einen Haufen Leute einlädt und nicht einmal genug Stühle, geschweige denn einen anständigen Tisch besitzt.« Damit führte er schnell den nächsten Happen von dem gebratenen Kabeljau in Curry zum Mund und wartete auf die Reaktion. Die ließ dann auch nicht lange auf sich warten, und er hatte den Bissen noch nicht ganz runtergeschluckt, als ihm aufging, dass dieser Plan durchaus einen großen Haken hatte.
    »Tja«, hatte Ásta ganz selbstverständlich geantwortet, »dann musst du dir eben Esszimmermöbel zulegen. Ich habe da neulich welche bei Ikea gesehen, die super hier ins Wohnzimmer passen würden. Die waren auch gar nicht so teuer, vierzigtausend Kronen oder so was, glaube ich.«
    Sie hätte ihm genauso gut ganz direkt sagen können, dass sie nicht das geringste Interesse daran hatte, zu ihm zu ziehen. Oder ihm in den Sack treten können. Er hatte aber versucht, es wie ein Mann zu tragen, und irgendetwas dahergemurmelt.
Und war am nächsten Tag in der Mittagspause zu Ikea gefahren.
     
    Valdimar rotzte durch das linke Nasenloch zur Tür des Arbeitsschuppens heraus. Die Hütte stand ungefähr hundert Meter von dem Bergsturz entfernt. Er wusste nur zu genau, dass es unverantwortlich war, noch mehr Menschenleben zu gefährden, um die anderen auszugraben, denn immer noch kollerten Geröll und Steine aus der senkrechten Felswand herunter. Ihm blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis diese verdammten Ingenieure das Problem gelöst hatten. Falls er auf eigene Faust weitermachte, würden sie ihn stoppen. Diese Erkenntnis ließ ihn aber nicht zur Ruhe kommen, ganz im Gegenteil. Noch nie in seinem sechzigjährigen Leben hatte er sich so entsetzlich gefühlt und nur selten so machtlos wie in diesen tatenlosen zwei Stunden, die vergangen waren, seit er den Befehl erhalten hatte, mit dem Graben aufzuhören.
    Die drei Leichen, die bereits gefunden worden waren, hatte man zur Krankenstation gebracht, ebenso Valdimars Neffen, einen jungen Mann von knapp zwanzig Jahren, den Valdimar aus Südisland hierher gelockt hatte. Valdimar wusste, dass der Junge froh sein konnte, noch am Leben zu sein, er hatte Glück gehabt, dass der Brocken ihn am Bein und nicht am Kopf getroffen hatte. Ihm war aber mehr als klar, dass sein Bruder und seine Schwägerin das vielleicht ganz anders sehen würden. Der Junge mit seinem zerschmetterten Bein war bewusstlos zum Krankenwagen

Weitere Kostenlose Bücher