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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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obwohl er kaum mehr als irgendwelche Lichter erkennen konnte, reichte es, um ihm Schwindelgefühle zu verursachen. Sein Befinden besserte sich nicht, als ihnen genau in dem Augenblick ein großer Laster
mit Schneepflug vorne entgegenkam, als sie am Rande eines Abgrunds entlangfuhren, und er schloss unwillkürlich die Augen, als die beiden Fahrzeuge einander begegneten.
    »Schwindelig?«, griente Guðni hämisch in seiner Ecke. Árni murmelte etwas Unverständliches und konzentrierte sich krampfhaft auf Stefáns Hinterkopf, bis die größte Gefahr vorüber war.
    »Phantastisch«, seufzte Stefán begeistert, als sie in dem Augenblick, wo auch die Sonne aufging, ankamen. »Einfach phantastisch.«
    Árni wagte einen Blick aus dem Fenster, aber wohin er auch schaute, sah er nichts, was zu diesem Adjektiv passte. Er sah nichts als eine endlose, schneebedeckte, mehr oder weniger hügelige Ödnis, soweit das Auge reichte, und ein paar Berge in der Ferne. Das Einzige, was Abwechslung in dem weißen Einerlei bot, waren jede Menge Steine, die allenthalben wie misslungene Tortenverzierungen aus dem Schnee herausragten. Sie waren unterschiedlich groß und unterschiedlich geformt, aber alle kohlschwarz, wie ihm schien, zumindest in diesem Licht. Daran änderte sich auch mit steigender Sonne nichts, wenn überhaupt schienen sie nur noch schwärzer zu werden. Und der Schnee weißer.
    »Steine und Geröll«, murmelte er.
    »Was?«, fragten Katrín und Stefán im Chor.
    »Nichts«, gähnte Árni. »Wie weit ist es noch?«
     
    »Im Grunde genommen ist das hier natürlich ein schlechter Witz«, sagte Steinþór. »Ein Telefon, zwei Stühle, und ein Brett als Schreibtisch. Und so was nennt sich Polizeidienststelle.« Auðunn nickte. Sie hatten sich auf ihren Plastikstühlen in der Hütte niedergelassen und blätterten ohne großes Interesse durch die Schichtverteilungspläne vor ihnen. »Hier leben und arbeiten das ganze Jahr über mehr als tausend Menschen,
wahrscheinlich sogar an die fünfzehnhundert, wenn wir die drei anderen Camps mitrechnen, die da irgendwo im Hochland verstreut sind, und trotzdem ist die Polizei hier überhaupt nicht vertreten. Es gibt hier nur diese schäbige Hütte, die uns die seltenen Male zur Verfügung steht, wo wir es schaffen, hier oben nach dem Rechten zu sehen.«
    »Aber warm ist es hier jedenfalls«, sagte Auðunn, der sich genüsslich mit dem Zeigefinger in der Nase bohrte, der ab und zu unter dem Schreibtisch verschwand, um genetische Fingerabdrücke zu hinterlassen. »Einen richtigen Arbeitsplatz kann man das allerdings kaum nennen, und wie soll das überhaupt werden, wenn jetzt noch das Team aus Reykjavík dazukommt. Sind die nicht schon unterwegs?«
    »Ja«, antwortete Steinþór, »sie sind heute Morgen von Egilsstaðir losgefahren.«
    »Kennst du sie?«
    Steinþór kratzte sich mit einem Bleistift hinter den Ohren. »Nicht die vom IKA und nicht dieses Frauenzimmer«, sagte er, »und auch nicht diesen Árni. Aber Stefán kenne ich, ich war auf einem Seminar von ihm. Er ist in Ordnung. Und natürlich kenne ich auch Guðni.«
    »Guðni?«
    »Pálsson.« Steinþór sah Auðunn ungläubig an. »Guðni Páll Pálsson, sag bloß, dass du noch nie von ihm gehört hast.«
    Auðunn schüttelte den Kopf.
    »Das kann doch nicht wahr sein«, sagte Steinþór und schlug sich auf die Schenkel. »Das war natürlich vor deiner Zeit, aber trotzdem - hab ich dir die Geschichte wirklich noch nie erzählt?«
    Auðunn schüttelte noch einmal den Kopf.
    »Du erinnerst dich aber doch an den Mord von Seilingsstaðir, oder nicht?«

    »Natürlich erinnere ich mich daran«, antwortete Auðunn leicht gekränkt. »Das war am Tag meiner Konfirmation, am Pfingstsonntag 1986.«
    »An deinem Konfirmationstag«, griente Steinþór. Auðunn errötete leicht, was Steinþór aber nicht bemerkte. »Wie dem auch sei«, fuhr er fort, »ich selbst hatte gerade erst bei der Polizei angefangen, als das geschah. Alle glaubten zu wissen, dass der Kerl es selber getan hatte, die ganze Gegend wusste ja, dass seine Alte fremdging. Er hatte aber ein Alibi, weil er nach eigenen Aussagen gar nicht zu Hause war, sondern angeblich bis zum frühen Morgen bei Ketill auf Hóll gesoffen hatte. Und Ketill hat das bestätigt, und die zwei Kerle waren nicht von ihrer Aussage abzubringen. Außerdem war keine der beiden Schrotflinten auf dem Hof in letzter Zeit verwendet worden, und obwohl behauptet wurde, er hätte drei besessen, bestand keine

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