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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Worten marschierte sie den Flur entlang.

    »Also wir verstauen jetzt erst mal unsere Sachen«, erklärte Stefán, »und treffen uns anschließend in der Kantine. Der Hund wartet.«
    Von den ihnen zugewiesenen Türen öffnete jeder diejenige, die ihm am nächsten war, und betrat sein Zimmer.
    Árni blickte sich um. Der Raum hatte seiner Einschätzung nach kaum mehr als sechs Quadratmeter. Unter dem Fenster diente eine Sperrholzplatte als Schreibtisch; es gab eine einfache Liege und einen Kleiderschrank auf der linken Seite, beide mehr oder weniger orangefarben. Die hellgelben Bettbezüge waren orange und braun geblümt. Die weißen Wände waren kahl bis auf ein winziges, ebenfalls orangefarbenes Bücherregal über dem Bett und eine altmodische verchromte Bettlampe am Kopfende. Die beiden Stühle hatten zwar zumindest ein Polster mit hellbraunem Bezug, aber als Komfort konnte man das nicht gerade bezeichnen. Unter der Schreibtischplatte stand ein Plastikpapierkorb, und an der Wand unter dem Fenster befanden sich zwei Steckdosen. Der Grundton in dem gesprenkelten Linoleumbelag auf dem Fußboden war beige.
    Alcatraz, dachte Árni. Oder Gulag. Vielleicht nicht ganz, aber beinahe. Er packte seine Reisetasche aus und brachte die Klamotten im Schrank unter. Das nahm nicht viel Zeit in Anspruch.
     
    Friðrik Sophusson, der Generaldirektor der National Power Company, starrte auf den Monitor und schwankte einen Augenblick, ob Wut oder Angst die angemessene Reaktion war. Beides brachte nichts, das wusste er, nichtsdestotrotz behielt die Wut die Oberhand. Er war aus seinen früheren Zeiten als Politiker einiges gewöhnt, und die Verunglimpfungen waren so gesehen mit seiner neuen Position nicht weniger geworden. Er hatte sich zwar ein ziemlich dickes Fell zugelegt,
doch das hier ging seiner Meinung nach einfach zu weit. Er überlegte, ob diese Leute überhaupt keine Nachrichten hörten oder ob sie ganz einfach nicht bei Trost waren. Er kam zu dem Schluss, dass das letzten Endes keine Rolle spielte, und griff nach dem Telefonhörer.
    »Ich muss in den Osten«, sagte er, »und zwar mit der nächsten Maschine. Buche bitte den Flug für mich und sage alle anderen Termine ab.«
    »Auch den mit dem Minister?«, fragte seine Privatsekretärin.
    Friðrik hätte am liebsten laut losgelacht, konnte sich aber gerade noch beherrschen. »Ja«, erklärte er gefasst, »auch den mit dem Minister.«
    Er legte den Hörer auf und wählte im nächsten Moment eine Nummer, die er inzwischen auswendig konnte.
    »Ich bin’s«, sagte er, »bei mir ist wieder eine E-Mail eingegangen, die leite ich an dich weiter. Und ich fliege mit der nächsten Maschine nach Egilsstaðir.« Er lauschte geduldig den Ausführungen des Protegés seines früheren Kollegen, warum er nicht tun sollte, wozu er sich entschlossen hatte. »Ich weiß«, antwortete Friðrik, »das hast du schon einmal gesagt. Ich werde aber trotzdem fliegen, und das hätte ich schon längst tun sollen.«
    Er legte auf, ohne sich zu verabschieden, und las die E-Mail noch einmal, bevor er sie weiterleitete.
    » Wer das Land zerstört, zerstört die Nation. Wer das Land vergewaltigt, vergewaltigt die Nation. Ihr hattet zwei Monate, um Vernunft anzunehmen. Jetzt bleibt euch nur noch eine Stunde. Wenn ihr die Arbeiten nicht vor heute Mittag zwölf Uhr einstellen lasst und eine Erklärung abgebt, dass sie nicht wieder aufgenommen werden, vollstrecken wir das Urteil. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Die Grüne Armee. «

    Er schaltete den Rechner aus und griff wieder zum Telefonhörer, um den Premierminister zu informieren. Er tat sich zwar schwer damit, diese Drohungen ernst zu nehmen, hielt es aber trotzdem für angebracht, andere auf das Schlimmste vorzubereiten.

11
    Montag
    »Ich kann dir gar nichts sagen«, blaffte der Hund Stefán in dem Augenblick an, als Árni in die Kantine kam. Dort sah es ungefähr genauso kalt und abweisend aus wie draußen in der Natur; die meisten Flächen bestanden aus weißem Kunststoff, Glas und poliertem Stahl, und die Menschen machten den Eindruck, als würden sie am liebsten ein heißes Bad nehmen und sich wieder im Bett verkriechen. »Sie haben den Rest von dem Berggrat abgesprengt. Hinterher. Angeblich mussten sie das tun. Da oben ist überhaupt nichts mehr zu finden und unten auch nicht. Über die Felsbrocken unten in der Schlucht lässt sich unmöglich etwas sagen. Einige davon sind sicherlich abgesprengt worden,

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