Blutberg - Kriminalroman
aber offensichtlich wurde das Unterste nach oben gekehrt. Kann auch alles von der zweiten Sprengung stammen. Mehr ist nicht herauszufinden. Dynamitspuren und Sprengkapseln und Zündschnüre, aber nichts, was uns sagen könnte, ob sie von der ersten oder zweiten Sprengung stammen - falls es denn zwei waren. Eine Sprengkapsel fehlt, aber die könnte sich ja überall befinden. Besser wär’s, wenn da eine zu viel wäre, das wäre relevant, aber dem ist nicht so.«
Árni setzte sich neben Guðni und verfluchte im Stillen seinen
Ordnungssinn. Es lag auf der Hand, dass sogar Katrín nur ihre Reisetasche ins Zimmer gestellt hatte und sofort in die Kantine gegangen war.
»Du kannst also eine Sprengung nicht einmal im ersten Fall ausschließen?«, fragte Stefán.
»Nein«, schnappte der Hund, »das habe ich doch gerade gesagt, oder etwa nicht?«
»Und Ásmundur?«, fragte Stefán ohne eine Miene zu verziehen oder die Tonlage zu verändern.
»Am Ort des Geschehens ist nichts zu holen. Dafür haben die gesorgt.« Der Hund ruckte irritiert mit dem Kopf in Richtung der zwei uniformierten Polizisten, die am anderen Endes des Tischs saßen. »Da ist alles vollgeschmiert und durcheinander, Fingerabdrücke überall. Du musst auf die Analyse warten. Und auf die Autopsie.«
»Wir wussten nicht …«, begann Steinþór, aber Stefán brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
»Das wird sich alles herausstellen«, sagte er ruhig. »Was ist mit diesem Brief? Und dem Umschlag?«
Friðjón verdrehte die Augen. »Dieselbe Geschichte. Der ist durch viele Hände gegangen. Armleuchter.«
Jetzt reichte es Steinþór, er war feuerrot geworden. »Wir hatten die Anweisung, den Brief zu fotokopieren und nach Reykjavík zu faxen«, sagte er, »und zwar zack, zack.«
»Ja, ja. Ewig irgendwelche Entschuldigungen!«, schnappte Friðjón. »Vielleicht kann man da aber noch ein paar Fingerabdrücke retten. Ich möchte am liebsten den Vergleich mit denen der Leiche erst dann durchführen, wenn ich anständige Geräte zur Verfügung habe. Wir werden sehen.«
Stefán nickte. »Und was jetzt?«
»Wir fahren wieder nach Reykjavík«, antwortete der Hund achselzuckend. »Wie gesagt, hier gibt es nichts mehr für uns zu tun. Das Wenige, was wir wissen, steht hier. Bitte
sehr.« Er schob ein Blatt über den Tisch, das Stefán entgegennahm.
»In Ordnung. Mir wäre es aber lieb, wenn wenigstens einer von euch hierbleiben würde. Falls etwas passiert«, fügte er hinzu, bevor der Hund protestieren konnte. »Man weiß ja nie.«
»Selbstverständlich weiß man«, entgegnete der Hund. »Aber bitte sehr.« Er blickte sich um. »Wer will hierbleiben?« Eydís hob ohne zu zögern die Hand. »Gut«, knurrte Friðjón. »Dann bleibst du hier. Ich haue ab.« Er stand auf, und die beiden anderen vom Erkennungsdienst folgten ihm.
» Sorry «, sagte Eydís, »du weißt, wie er ist.«
Stefán grinste. »Ja, ich weiß, wie er ist.« Er sah Steinþór an. »Habt ihr irgendwelche Leute ausfindig machen können, die da in der Nähe waren, als der Bergsturz niederging?«
Steinþór nickte. »Ja. Oder sagen wir lieber, wir haben einige Namen. Wir sind aber bislang noch nicht dazugekommen, mit ihnen zu reden, denn dazu fehlt uns ein Dolmetscher, oder besser gesagt mehrere. Es handelt sich um Chinesen und Portugiesen, die entweder gar kein oder nur sehr schlechtes Englisch sprechen. Soweit ich weiß, sind auch Polen darunter, aber kein Isländer. Bislang jedenfalls noch nicht, doch ich gehe mal davon aus, dass wir heute weitere Namen bekommen werden.«
»Gut. Wir teilen sie unter uns auf und fangen heute Nachmittag damit an. Wie steht es um die Sprengstoffregistrierung, habt ihr da etwas herausgefunden?«
Jetzt schüttelte Steinþór den Kopf. »Noch nichts Konkretes. Im Depot fehlt nichts, das glaubte jedenfalls der Kerl, aber er hat Eingang und Ausgang noch nicht abgestimmt, obwohl ich ihn darum gebeten hatte. Da ist jede einzelne Dynamitstange registriert, und ebenso alles andere, was sonst noch dazu gebraucht wird, deswegen müsste es möglich sein, herauszufinden,
ob irgendwo etwas fehlt. Ich habe Kopien davon bekommen, die sind auf unserer Station.«
Stefan nickte. »Gut«, sagte er, »aber bleib diesem Mann im Nacken. Falls er das nicht bis morgen früh klargestellt hat, müssen wir alles selber durchforsten. Und jetzt zu den Männern, die umgekommen sind. Wisst ihr etwas über sie? Oder darüber, was sie dort gemacht haben?«
Steinþór kam nicht zu
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