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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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bringen und ich konnte nichts dagegen tun. In meinem Magen saß ein Zittern, das nackte Angst war. Er würde seine Zähne in meinen Hals schlagen. Er würde mein Blut trinken. Wie damals! Es würde sein wie damals! Allein die Erinnerung zog meine Lungen zusammen, machte mir das Atmen schwer. Damals als … Tante María hatte gebettelt, geschrien … Das Blut war in Strömen aus dem Loch an ihrer Kehle geflossen. Er hatte immer wieder zugebissen … Dieser andere Nosferatu … Atme, Lucinda, atme! Ich presste die Lider so fest zusammen, wie ich konnte.
    »Lucinda …« Cris. Ich grub die Fingernägel in das Leder meiner Armlehnen, öffnete die Augen. Jetzt beugte er sich ein Stück weiter zu mir. Hatte er meinen richtigen Namen von Anfang an gekannt, oder hatte dieser Rafael ihn ihm erst heute gesagt? Ersteres, Lucinda, wetten? Der Gedanke hinterließ ein Gefühl der Bitterkeit.
    »Warum hast du mich belogen?«
    Cris sah mich an. Hundeblick. So sanft. Es tat weh.
    »Lucinda, ich …«
    »Warum hast du mir nicht gesagt, wie du wirklich heißt? Dass du sein Bruder bist?« Ich konnte nicht mehr länger verhindern, dass meine Stimme zitterte, sogar ein Stück weit brach. Das war Cris! Mein Cris. Ich hatte ihm vertraut! Ich hatte mit ihm schlafen wollen! Wie hatte ich auch nur eine Sekunde annehmen können, das Schicksal würde es ein einziges Mal gut mit mir meinen? Ich könnte zumindest für eine kleine Weile aus dem Albtraum aussteigen, der mein Leben war?
    »Lucinda, bitte …«

    »Warum, Cris? Du hast die ganze Zeit gewusst, wer ich bin. Warum hast du mit mir gespielt? Hat dein Bruder dich geschickt? « Wieso war er nicht wie er? Wieso hatte ich bei ihm nicht das geringste Anzeichen von ›Vampir‹ spüren können?
    »Nein …« Hastig, beinah überstürzt sprang er auf, durchquerte die Kabine, wechselte auf den Sitz mir gegenüber; schüttelte den Kopf. »Nein! Bitte! Glaub das nicht.« Er streckte die Hände nach mir aus, zog sie zurück, schlang sie erneut ineinander. »Ich … Das darfst du nicht denken. Joaquín hatte keine Ahnung. Die ganze Zeit nicht. Er wusste nichts! Und ich habe nicht mit dir gespielt! Ich wollte dir nicht wehtun. Niemals. Bitte, ich …« Er verkrallte die Finger noch härter. »Ich wollte das alles nicht. Nicht so. Das musst du mir glauben!«
    »Dann sag mir, warum.« Meine Kehle war eng. Ich habe dir vertraut! Ich habe gewagt, zu träumen. Davon, dass mein Leben endlich einmal besser werden würde, dass ich vielleicht nicht mehr davonlaufen müsste oder zumindest für kurze Zeit jemanden hätte, auf den ich mich verlassen könnte. Der für mich da wäre, dass mein Leben vielleicht endlich normal sein könnte. Und jetzt?
    Cris starrte auf seine Hände. »Weil ich Angst hatte, dass du genau so reagieren würdest, wenn du es erfährst. Dass du mich hasst, weil ich Cristóbal de Alvaro bin. Weil Joaquín mein Bruder ist«, sagte er schließlich leise, sah mich dann doch wieder an. »Ich würde alles dafür geben, wenn es nicht so wäre. Das musst du mir glauben. Bitte!« Sein Blick huschte zur Seite, kehrte zurück. »Aber als ich dich vor vier Wochen im Forty-two zum ersten Mal gesehen habe, da … Ich konnte nicht anders. Ich wollte nicht, dass das zwischen uns steht. Dass Joaquín zwischen uns steht.«
    Wie gern hätte ich die Beine auf den Sitz gezogen und die
Arme darumgeschlungen, den Kopf darauf gepresst, mich in mich selbst verkrochen. »Warum bist du nach Boston gekommen? Das war doch kein Zufall. Wie hast du mich gefunden?« Hörte er, wie sehr meine Stimme zitterte? Hörte er, welche Angst ich vor seiner Antwort hatte? Und doch musste ich es wissen. »Warum warst du in Boston?«
    »Ich …« Cris zögerte, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich konnte dich spüren. Plötzlich. Ich wusste, dass du da warst, dass du am Leben warst, nicht tot, wie alle dachten.« Wieder leckte er sich die Lippen. »Als ich nach Boston kam, da … ich wollte dich zu Joaquín bringen. Aber dann … dann habe ich dich gesehen und … ich konnte es nicht mehr. Weil ich mich in dich verliebt habe, Lucinda.«
    Es tat so weh. »Du hast mich belogen.«
    Er senkte den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen.«
    »Ich habe dir vertraut.« Meine Augen brannten.
    »Verzeih mir.«
    Ich wandte das Gesicht ab. Draußen huschte ein Wolkenschleier vorbei. › Verzeih mir.‹ Es klang so einfach …
    »Lucinda, bitte! Ich schwöre, ich wollte das alles nicht.« Ich konnte hören, wie er auf

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