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Bluteid - Black Magic Sanction

Bluteid - Black Magic Sanction

Titel: Bluteid - Black Magic Sanction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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staubnassen, rot geränderten Augen weit auf. »Du selbst hast mir gesagt, dass es in Ordnung kommen würde und ich wieder lieben könnte. Ich habe meinen Dad verloren, als ich zehn war. Ich habe sein Sterben beobachtet wie du das von Matalina. Ich habe seine Hand gehalten und ihm versprochen, dass alles in Ordnung kommen würde. Meine Mutter hatte mir das gesagt, und eines Tages wurde es wahr. Sitz nicht da
und erzähl mir, dass, nur weil du Flügel hast und deine Tränen glitzern, dein Schmerz schlimmer ist als meiner. Es tut weh. Es tut höllisch weh. Und es wird in Ordnung kommen! Wage es nicht, aufzugeben, nur weil es schwer wird«, befahl ich, und meine Sicht verschwamm. »Wage es nicht, Jenks.«
    Als die ersten Tränen liefen, wandte ich mich ab. »Ich brauche dich so sehr«, fügte ich hinzu und schüttelte Pierces Hand ab. Verdammt, ich hatte nicht vor ihm weinen wollen – vor keinem von beiden.
    »Es tut mir leid«, sagte ich elend. »Ich kann dir nicht sagen, wie leid es mir um Matalina tut. Ihr wart ein so wunderbares Paar.« Ich starrte immer noch auf die Wand und sie war immer noch verschwommen. Ich holte tief Luft und wischte mir über die Augen. »Matalina ist weg, aber du nicht. Sie wollte, dass du lebst, und ich brauche dich. Es ist selbstsüchtig, aber es ist so. Du hast zu viel getan, um einfach aufzugeben und das Ende nicht zu sehen. Du hast letztes Jahr gesagt, dass du wütend bist, weil du sterben wirst und Ivy und ich weiterleben werden.« Ich drehte mich um und die Trauer in seinen Augen weckte Schuldgefühle in mir. »Das Leben ist grausam, Jenks. Aber wenn du nicht alles lebst, was dir gegeben wurde, wo ist dann der Punkt?«
    »Ich wusste nicht, dass es so wehtun würde«, sagte Jenks, und in seinen Augen brannte Angst. »Sie hat mir gesagt, ich solle leben, aber es gibt keinen Grund. Sie war der Grund für alles!«
    Er war erst achtzehn. Wie konnte ich einen Weg finden, ihn verstehen zu lassen?
    Pierces Stimme schien sich perfekt der nach Moos duftenden Atmosphäre anzupassen. »Weiterleben heißt nicht, sie zu betrügen«, sagte er. Er stand allein neben der leeren Feuerstelle am anderen Ende des Raums.

    »Doch!« Jenks stand auf und fand mit einem schnellen Flügelschlag sein Gleichgewicht. »Wie kann ich etwas fühlen, wenn sie nicht hier bei mir ist? Sie hat gesagt, ich solle leben, aber wozu? Es bedeutet nichts!«
    Mit der Geduld von schwer errungener Weisheit zog Pierce die Augenbrauen hoch. »Das wird es wieder.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Jenks bitter. »Du hast niemals etwas getan, sondern hast nur hundert Jahre tot im Boden gelegen.«
    Mit ruhiger Miene sagte Pierce: »Ich habe geliebt. Ich habe alles verloren, weil der Tod zu früh kam. Ich habe es aus deiner Sicht gesehen. Ich habe es aus Matalinas Sicht gelebt. Sie will, dass du lebst. Liebst. Glücklich bist. Das will sie. Das kann ich dir versprechen.«
    »Du . . . «, setzte Jenks heftig an, doch dann zögerte er. »Du hast . . . «, flüsterte er.
    Pierce stellte die Figurine einer Gottesanbeterin zurück auf den Kaminsims. »Ich habe eine Frau aus voller Seele geliebt. Und ich habe sie verlassen, obwohl ich mich nach Kräften bemüht habe, es nicht zu tun. Sie hat weitergelebt, Liebe gefunden, Kinder bekommen, die heute alt sind, aber ich habe ihr Gesicht auf Fotos gesehen, und sie hat gelächelt.«
    Ich schniefte und dachte darüber nach, dass es ein Hohn war, dass ich hierhergekommen war. Ich versuchte, Jenks beim Leben zu helfen, wo Pierce mehr gelebt hatte als wir zwei zusammen. Nicht an Jahren, sondern an Erfahrung.
    Jenks fing scheinbar an zu verstehen und sank zurück auf den Mooshügel. »Wann hört es auf, wehzutun?«, fragte er und schlang die Arme um den Bauch.
    Ich hob eine Schulter und ließ sie wieder fallen. Wir alle trugen Narben, aber vielleicht machte es uns auch stärker. Vielleicht aber auch nur verletzlicher.

    »Der Geist stumpft ab«, sagte Pierce. »Die Erinnerungen verschwimmen. Andere nehmen ihren Platz ein. Es dauert lange. Vielleicht passiert es nie.«
    »Ich werde Matalina niemals vergessen«, schwor Jenks. »Egal, wie lange ich lebe.«
    »Aber du wirst leben.« Pierce sah ihm direkt in die Augen. »Du wirst noch gebraucht. Das weißt du. Warum hättest du Jax sonst gesagt, er solle den Garten übernehmen? Warum solltest du das tun, wenn du nicht noch Verantwortung empfindest?«
    Jenks blinzelte schnell, während er darüber nachdachte, und Pierce trat neben mich. »Du hast

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