Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)
Gunnarstrandas Kopf. »Warum fragst du?«
»Ich möchte wissen, was Petter Bull und Maria Hoff für einen Clinch miteinander haben.«
Frølich grinste. »Du glaubst doch nicht etwa, dass er versucht hat sie umzubringen, weil sie und ich einen One-Night-Stand hatten?«
Gunnarstranda schüttelte den Kopf. »Meine Frage ist rein ermittlungstechnischer Natur«, sagte er leise. »Kann es sein, dass er in der Nähe war, als du sie getroffen hast, oder hinterher?«
»Aber warum sollte er da gewesen sein?«
»Wie gesagt, ich versuche nur, mir ein Bild zu machen, ein Muster zu finden. Du sollst mir nichts anderes sagen, als was du tatsächlich erlebt hast. Aber ich will, dass du nachdenkst. Könnte irgendetwas darauf hindeuten, dass –«
»Als wir auf ein Bier im Teddys saßen, hat Emil Yttergjerde ein paar SMS geschickt und Kollegen angerufen«, unterbrach ihn Frølich konzentriert. »Petter Bull könnte natürlich eine dieser Mitteilungen bekommen haben. Es betraf die Aussage von Darak Fares. Wir waren ja total aufgebracht deswegen. Darak Fares hat die gesamte Polizei richtig an der Nase herumgeführt, oder? Jeder Polizist kennt ihn, die Banden, die Drogen verkaufen, bewaffnete Raubüberfälle begehen, Blutrache und Morde. Die ganze Mannschaft lebt vom Sozialamt oder von der Krankenkasse und läuft mit dicken Goldketten herum, fährt mit Luxusschlitten durch die Gegend und reißt Mädels auf! Und diesmal musste ein Polizist dran glauben, einer von uns. Die Kripo und wir wollten Darak Fares gemeinsam hinter Gitter bringen. Aber Darak Fares macht, was er immer getan hat. Er schweigt. Das Ergebnis war das gleiche wie immer. Er spaziert als freier Mann aus dem Untersuchungsgefängnis. Und dann, hinterher, prahlt er auch noch gegenüber Emil Yttergjerde und sagt, er weiß, was tatsächlich passiert ist. Das war ganz einfach zu viel. Manche sind an dem Abend übergekocht. Ich habe keine Ahnung, wen Emil alles erreicht hat, aber es könnte durchaus sein, dass die SMS auch bei Petter Bull angekommen ist. Petter könnte auch in die Stadt gefahren sein, um Darak Fares zu suchen. Genau das habe ich auch gemacht, als ich Maria Hoff traf.«
»Aber du hast ihn nicht gesehen?«
»Nein. Andererseits –«
»Ja?«
»Am nächsten Tag hatte ich so ein Gefühl, als ob Petter wusste, dass ich bei einer Frau gewesen war.« Frølich hielt inne und dachte nach.
»Wieso?«, fragte Gunnarstranda ungeduldig.
»Ich bin ziemlich frühmorgens bei ihr losgefahren, war kurz hier und habe mich umgezogen. Meine Hose war klitschnass, es hatte abends geregnet, und ich habe sie nicht trocken gekriegt, sozusagen. Als ich zur Arbeit kam, habe ich Petter getroffen und er hat so eine Andeutung gemacht – über Hengste und so was.«
»Bei solchen stimulierenden Gesprächen am Arbeitsplatz kann ich gut verstehen, dass dir meine Gesellschaft zu langweilig war«, sagte Gunnarstranda säuerlich.
»Genau das hat mich irritiert«, sagte Frølich. »Ich rede nie mit Leuten über so was. Habe auch noch nie mit Petter über Frauen geredet. Ich fand den Kommentar schlüpfrig und hatte so ein Gefühl – ein verdammt komisches Gefühl.«
Frølich starrte in die Luft.
Gunnarstranda betrachtete ihn. Der jüngere Polizeibeamte wirkte plötzlich unkonzentriert und fassungslos. »Was ist?«, fragte Gunnarstranda.
»Sie hat aus dem Fenster geschaut!«
»Wie bitte?«
»Vergiss es«, sagte Frølich düster und starrte mit leeren Augen vor sich hin.
Gunnarstranda wartete noch ein paar Sekunden. Aber Frølich wollte nicht damit heraus, was ihn bedrückte. Er stand auf. »Dann will ich dich nicht weiter stören«, sagte er. »Danke dir.«
Frølich, der immer noch wie ein Schlafwandler wirkte, hob langsam den Kopf. »Du hast dein Bier nicht getrunken. Was ist denn los?«
»Nur so ein Gefühl«, sagte Gunnarstranda milde, »ein verdammt komisches Gefühl.«
53
Als Gunnarstranda gegangen war, blieb Frank Frølich sitzen und sah düster vor sich hin. Er erinnerte sich an ihre Silhouette, vornübergebeugt vor dem Fenster. Die forschenden Augen im Spiegel der Fensterscheibe. Hatte sie möglicherweise Petter Bull beobachtet? Hatte sich deshalb ihre Stimmung so völlig gewandelt, dass sie ihn gebeten hatte zu bleiben?
Er rief sich die Situation bildhaft in Erinnerung: ihre provozierende Frage, ob er mit der Freundin eines Freundes schlafen würde. Ihre Stimmungswechsel, mal einladend, mal abweisend, ihr Temperament. Die Liebste eines Freundes .
Er würde diese
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