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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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das bekommen Sie heraus, wenn Sie ein Foto mitnehmen und mit ihm sprechen.«
    Frølich setzte sich ins Taxi.

54
     
    Gunnarstranda saß mit seinem ersten Morgenkaffee in der Hand bei leicht geöffnetem Fenster. Er genoss die milde Augustluft, die vom Fenster her über sein Gesicht strich. Auf dem Tisch lag eine alte Ausgabe des Aftenposten-Magazins. Er beschäftigte sich mit dem Kreuzworträtsel, das immer noch ein paar freie Quadrate aufwies. Als er gerade überlegte, ob er die Stimmung noch mit ein paar Zügen von einer Zigarette vervollkommnen sollte, klingelte das Telefon. Er griff nach dem Hörer. Es war Vibeke Starum.
    »Ich möchte, dass wir beide noch einmal mit Maria Hoff sprechen«, sagte sie.
    »Und worüber?«
    »Sie hat uns schon wieder belogen.«
    »Inwiefern?«
    »Sie hat behauptet, nach einer ziemlich heißen Begegnung Ende April, Anfang Mai jegliche Verbindung zu Ivar Killi abgebrochen zu haben. Aber Emil Yttergjerde hat sie eine Weile danach am Strand von Huk zusammen gesehen, vor nicht mehr als fünf oder sechs Wochen.«
    »Na und?« Gunnarstranda nahm einen Würfel Zucker aus der Schale, die auf dem Tisch stand, hielt es zwischen Daumen und Zeigefinger und ließ eine Ecke die Kaffeeoberfläche berühren. Das Zuckerstück sog sich mit Kaffee voll und wurde sofort braun. Er steckte es in den Mund und nippte an seinem Kaffee.
    »Ich meine also, dass es an der Zeit ist, etwas genauer nachzufragen«, ertönte die Stimme aus dem Hörer an seinem Ohr.
    »Wonach?«
    »Wie sind Sie denn drauf?«
    Gunnarstranda spürte, wie sich das Zuckerstück in seinem Mund auflöste. Schlürfte Kaffee. Schluckte.
    »Sind Sie noch da?«
    Er sagte: »Wir wissen, sie kannte Killi. Es spielt keine Rolle, ob sie ihn ein Mal oder zehn Mal getroffen hat.«
    »Es ist ein Unterschied, ob man einen Mann mehrmals trifft oder ob man ihn nach einem Mal abweist, weil man es mit seiner Arbeitsethik nicht vereinbaren kann – wie sie behauptet hat.«
    »Ist das alles, worüber Sie mit ihr sprechen wollen?«
    »Ich interessiere mich vor allem dafür, was sie zu dem Laptop zu sagen hat, den Sie gefunden haben.«
    Gunnarstranda zögerte immer noch.
    »Ich hole Sie ab«, sagte sie. »In zwanzig Minuten.«
    Maria Hoff wohnte übergangsweise bei ihrem Bruder in einem Reihenhaus in Økern. Ihre Wohnungstür musste repariert werden. Sie war sich sowieso nicht sicher, ob sie weiterhin dort würde wohnen können. »Ich fange zu zittern an, wenn ich nur daran denke«, sagte sie und bat die beiden Polizeibeamten, sich an den Küchentisch zu setzen, wo sie gerade versuchte, ein circa sechs Monate altes Kind zu füttern. Sie erzählte, dass ihr Bruder zwei Jahre älter sei als sie und zum zweiten Mal verheiratet. Das Mädchen auf dem Babystuhl war ein Nachkömmling – ein sogenanntes Kind der Liebe, das ihr Bruder mit seiner Frau bekommen hatte, die fünfzehn Jahre jünger war als er. Maria Hoff flüsterte: »Sie haben sich bei der Arbeit kennen gelernt – beim Radio NRK . Sie wissen ja, wie das mit Künstlern so ist: In dem Milieu ist eben alles erlaubt.«
    Maria Hoff hatte große blaue Flecke auf den Wangen, und ihre Stimme klang rostig und scheppernd. Sie tunkte einen Teelöffel in ein Glas Babykost, stopfte ihn in den aufgerissenen Mund des Kindes, das dann das meiste wieder ausspuckte. »Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen. Um zu spielen oder sonst irgendwas zu tun, habe ich einfach keine Kraft.«
    »Freut mich, dass es Ihnen schon besser geht«, sagte Gunnarstranda ernst.
    Maria Hoff versuchte zu nicken. Da ihr Hals in einem dicken, weißen Kragen steckte, brachte sie dabei nicht viel Bewegung zustande. »Ich habe fast keine Stimme«, flüsterte sie und hustete. »Er hat da irgendetwas verletzt, als er zugedrückt hat.«
    »Dem Täter geht es nicht viel besser«, sagte Gunnarstranda mitfühlend. »Sie haben gut getroffen. Möglicherweise wird er überleben.«
    »Aha.«
    »Aber die Ärzte bezweifeln, dass er jemals wieder arbeiten wird.«
    »Das hat er sich selbst zuzuschreiben.«
    »Er ist Polizist, wussten Sie das?«
    »Nein. Aber das schockiert mich ziemlich.«
    Gunnarstranda und Vibeke Starum wechselten einen Blick.
    Maria Hoff registrierte es und zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Ich dachte, Sie würden ihn kennen.«
    »Habe den Mann vorher noch nie gesehen.«
    »Das ist merkwürdig.«
    »Warum ist das merkwürdig?«
    Keiner sagte etwas. Nur das kleine Mädchen begann ein kurzes, heftiges Gebrüll, um dann sofort wieder breit zu

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