Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)
ganze Maklergeschichte stinkt.«
Sie standen beide da und grübelten. Der Fahrstuhl hielt. Die Türen gingen auf. Sie stiegen ein.
Frølich sagte: »Wie gesagt: Es kostet Zeit. Eine scheißlangweilige Papierarbeit. Die Frage ist: Macht es Sinn, das Ganze weiterzuverfolgen?«
»Ich denke ja«, sagte Gunnarstranda.
Frølich seufzte. »Wo du ja immer so viel weißt, weißt du vielleicht auch, wie ich weitermachen soll.«
»Follow the money.«
»Und was meinst du damit?«
»Du hast rausgefunden, dass Welhaven vor ungefähr einem Jahr über seine Anwaltspraxis den Verkauf von Wohnungen organisiert hat«, sagte Gunnarstranda. »Du hast immer noch Zugang zu seinem Kundenkonto. Finde raus, wohin die Kaufsumme für die Wohnungen gegangen ist.«
Der Fahstuhl hielt wieder. Sie waren unten angekommen.
51
Es war Abend, und wenn es so etwas wie eine Besuchszeit gab, dann war sie lange vorbei. Gunnarstranda hatte eine ganze Weile vor der Rezeption gewartet. Er wurde langsam ungeduldig. Die beiden Frauen, die hinter der Glasscheibe saßen, trugen hellgrüne Pflegerinnenuniformen und waren sehr beschäftigt. Die eine lachte über etwas, das die andere gesagte hatte. Diese tauchte einen Schmalzkringel in eine Tasse Kaffee und sagte etwas, das die erste aufstehen und noch lauter lachen ließ. Sie watschelte durch den Raum auf einen Drucker zu. Ihre Uniformhose saß eng und unterstrich ihren vorstehenden Hintern, der an eine Wespe erinnerte. Sie hatte am Drucker zu tun und war deshalb gezwungen, ihr Gesicht der Luke zuzuwenden. Damit war sie auch gezwungen, Gunnarstranda zu entdecken. Zehn lange Sekunden lang sahen sie sich in die Augen. Die Wespe biss in den sauren Apfel, zwängte ihren Körper um den Drucker herum und kam widerwillig auf die Glasscheibe zugestapft.
»Ich wollte fragen, wo ich Petter Bull finde.«
»Ein Patient?«
Gunnarstranda nickte. Die Frau blätterte in einigen Papieren, setzte sich und studierte einen Bildschirm.
Sah auf, konzentrierter jetzt. »Er liegt auf der Intensivstation.«
»Das weiß ich«, sagte Gunnarstranda und wies sich aus. »Sagen Sie mir einfach die Zimmernummer.«
»203«, sagte sie und fügte hinzu: »Warten Sie, ich werde auf der Station anrufen.«
In dem Krankenzimmer standen zwei Betten. Aber nur eins davon war belegt. Petter Bull lag mit geschlossenen Augen unter der weißen Decke. Der riesige Verband, der sein kurzes Haar verdeckte, erinnerte Gunnarstranda an eine Witzzeichnung. Zwei feine Röhrchen stachen aus seiner Nase, und die Kanülen auf seiner Hand führten zu einem Tropf neben dem Bett.
Gunnarstranda griff nach einem Stuhl, der an der Wand stand, trug ihn zum Bett und setzte sich. Die einzigen Geräusche im Raum waren Bulls kurze hektische Atemzüge und das leise Klicken des Tropfcomputers.
Gunnarstranda räusperte sich. »Petter«, sagte er leise.
Keine Reaktion. Kein zuckendes Augenlid, nichts.
Gunnarstranda sagte: »Petter, ich weiß, dass ihr Welhaven erpresst habt, Ivar Killi und du.«
Er holte tief Luft und betrachtete das Gesicht mit den Verbänden und den Schläuchen. Regte sich etwas? Ein Tropfen Speichel hatte sich in Petter Bulls Mundwinkel gesammelt. Ein winziges Zucken der Augenlider.
Gunnarstranda beugte sich vor und flüsterte Petter Bull ins Ohr: »Killi war nie auf den Bermudas, um dort ein Konto einzurichten. Das hast du gemacht. Ihr beide habt euch das meiste anvertraut. Du hattest ja Killis Sexfotos von Maria Hoff auf deinem PC .«
Er lehnte sich zurück, um den Patienten noch einmal genau zu betrachten.
Der Speicheltropfen rollte an Bulls unrasiertem Kinn herunter, traf auf Widerstand in Form eines dicken Bartstoppels und blieb dort liegen.
Gunnarstranda flüsterte weiter: »Als Killi erschossen wurde, wer war da zuerst am Tatort? Das warst du, Petter Bull. Der Mord führt zu allgemeinem Aufruhr im Polizeikorps. Niemand versteht etwas. Als ich die Fotos von dem Mädchen mit dem Knebel im Mund finde, klaust du sie, bevor ich sie mir richtig anschauen kann. Warum? Damit ich nicht herausfinde, wer sie ist? Aber ich weiß es, Petter. Sie heißt Veronika Lange. Du behinderst die Ermittlungen, Petter. Du hast uns Stöcke zwischen die Beine geworfen. Du wusstest die ganze Zeit, wer das Mädchen war. Dann stellt sich heraus, dass Killis PC aus seiner Wohnung verschwunden ist. Du kriegst Panik. Du suchst nach Veronika, findest heraus, dass sie in der Psychiatrie ist, checkst auch, seit wann. Du beschattest sie und fragst dich, wie du es
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