Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)
lächeln und seine zwei Milchzähnchen zu zeigen.
Vibeke Starum schmolz dahin: »Na so was …« Sie tippte dem Kind mit einem langen Zeigefinger auf die Wange und schnitt Grimassen, woraufhin es weiter mit den beiden Zähnen lächelte und vor Wonne gurrte.
»Ein Zeuge hat gesehen, dass Sie mit Ivar Killi beim Baden waren, an der Badestelle von Huk, vor ungefähr fünf-sechs Wochen.«
Maria Hoff lächelte ungläubig. »Und was hat derjenige gesehen?«
Gunnarstranda betrachtete sie, ohne zu antworten.
»Das ist jedenfalls die wildeste Behauptung, die ich je gehört habe.« Sie sah von einem zum anderen. »Seid ihr Polizisten denn jetzt völlig paranoid geworden? Warum sind Sie eigentlich hergekommen? Ich bin ein Opfer grober, unmotivierter Gewalt geworden. Habt ihr euch das überhaupt schon mal klargemacht?«
»Do, do, do, do«, grunzte Vibeke Starum und strich der Kleinen noch einmal über die Wange. Die brüllte diesmal noch lauter.
»Das ist kompletter Blödsinn!«, sagte Maria Hoff und musste ihre klägliche Stimme heben, um gegen das Kind der Liebe und sein Gebrüll anzukommen. »Von Anfang bis Ende!«
Vibeke Starum nahm ihr den Löffel und das Gläschen aus der Hand und begann, das Kind zu füttern. »Huuiii«, machte sie mit breitem Lächelmund. Das Kind sperrte sein Mäulchen auf. Vibeke Starum stopfte Brei hinein. Das Kind lächelte, schaukelte vor und zurück und schluckte.
»Huuiii!« Neuer Löffel ins Mäulchen.
»Haben Sie sich mal überlegt, warum Petter Bull Sie auf diese Weise angegriffen hat?«
»Wie gesagt: Ich habe keine Ahnung, wer er ist. Ich begreife nicht, warum er mir etwas tun wollte.«
»Vor ein paar Tagen bekamen eine ganze Reihe von Polizisten der Abteilung für Gewaltverbrechen eine Mail mit der Internetadresse eines Films«, sagte Gunnarstranda.
»Ja, und?«
»YouTube, modernes Zeugs, wo Leute alles Mögliche verschicken, das sich dann alle anschauen können. Die reinste Seuche.«
Maria Hoff betrachtete ihn geduldig.
»Dieser Film zeigt Aufnahmen von Veronika Lange, ziemlich unschuldige Sachen. Aber es ist doch bemerkenswert, dass jemand die Osloer Polizei auf einen Film aufmerksam macht, der bei YouTube zu finden ist. Einen Film mit Veronika Lange in der Hauptrolle, aufgenommen in Ivar Killis Wohnung. Finden Sie nicht?«
Maria Hoff blickte immer noch verständnislos drein.
»Übrigens schrecklich, die Sache mit ihrem Selbstmordversuch«, sagte Gunnarstranda. »Hoffentlich kommt sie durch.«
»Es war nicht ihr erster Versuch«, sagte Maria Hoff. »Hoffentlich verstehen Sie, warum ich das Gefühl hatte, sie an dem Morgen einweisen zu müssen.«
Gunnarstranda senkte den Blick und öffnete die Kiste, die zwischen seinen Beinen stand. »Der Film, in dem sie mitspielte, wurde von diesem PC aus geschickt.« Er hob einen Laptop aus der Kiste und stellte ihn auf den Tisch. Maria Hoff starrte darauf.
Vibeke Starum vergaß, den Löffel in das Mäulchen des Kindes zu schieben. Das Kind schrie gellend auf.
»Huuiiiii!«
»Das Gerät gehört Ivar Killi«, fuhr Gunnarstranda fort.
Maria Hoff betrachtete den Laptop, als wäre er eine unbestimmbare Kreation, für die sie keine Worte fand.
»Wir möchten gerne wissen«, sagte Gunnarstranda milde, »wie und warum er in Ihren Besitz gekommen ist.«
Endlich hob die Psychologin den Kopf. »Was wollen Sie wissen?«
»Ich habe mir die Mühe gemacht, hinter Ihnen herzufahren, als Sie zur Abfallentsorgungsanlage in Dal gefahren sind und ihn weggeworfen haben.«
»Was reden Sie denn da?«
»Ich habe die ganze Schicht unbezahlt Überstunden machen lassen, während ich bis spät in die Nacht durch Abfall und unbestimmbaren anderen Dreck gestiefelt bin, bis diese Leute darauf gekommen sind, den Mann anzurufen, der sich der gebrauchten elektronischen Geräte annimmt«, sagte Gunnarstranda gleichbleibend freundlich. »Gut für uns, dass Sie umweltbewusst sind und an Wiederverwertung denken. Der Mann hat bestätigt, dass Sie – er hat Sie nach unserer Beschreibung identifiziert – dieses Gerät abgeliefert haben. Das kommt davon, wenn man so aussieht wie Sie. Man wird gesehen und die Leute vergessen einen nicht.«
Das Gesicht des kleinen Kindes war ein konzentrierter Knoten. Das Mädchen machte jedenfalls keinen Hehl daraus, womit es gerade beschäftigt war. Auch der Duft war unverkennbar.
Maria Hoff starrte Gunnarstranda scharf in die Augen. »Sie sagen, dass der Verrückte, der mich überfallen hat, das getan hat, weil er ein Video
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