Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)
von Veronika gesehen hat – das auf diesem Gerät drauf war?«
»Streiten Sie ab, den Laptop bei der Abfallentsorgungsanlage in Dal abgegeben zu haben?«
»Das bestreite ich nicht. Ich weiß genau, was ich wo abgebe. Aber was Sie da in der Hand haben, ist mein altes Klappergestell von einem Laptop, nichts anderes.«
Vibeke Starum legte den Löffel aus der Hand und stellte das Gläschen ab.
»Wenn das Ihr Gerät ist, dann möchte ich, dass Sie das beweisen«, sagte Gunnarstranda leise.
»Beweisen? Glauben Sie, ich habe die Quittung aufgehoben – für den Fall, dass die Polizei ihn aus dem Müll holt und –«
»Die Festplatte wurde entfernt«, unterbrach Gunnarstranda sie kühl. »Sie können Sie ja wieder einsetzen, dann werden wir sehen, was auf dem Bildschirm erscheint.«
»Die Festplatte fehlt?«
»Genau.«
»Ich habe keine Ahnung, wieso«, sagte Maria Hoff kühl. »Sie war drin, als ich ihn abgegeben habe.«
55
»Die Runde geht jedenfalls an sie«, sagte Vibeke Starum und konnte sich ein schadenfrohes Lächeln nicht verkneifen. »Und ich hatte gedacht, ich würde Sie glänzen sehen. Haben Sie etwa ihren Biss verloren?«
Er antwortete nicht.
Sie lächelte noch breiter. »Aber lieber Gott, was für ein süßes Baby!«
»War das der Grund, warum Sie wollten, dass wir mit ihr sprechen?«, fragte er verärgert. »Um mich scheitern zu sehen?«
»Sie gehören zu den Menschen, die niemals einsehen, dass sie ab und zu solche Niederlagen verdienen«, sagte sie.
»Ich war es nicht, der dieses Gespräch mit ihr führen wollte«, sagte Gunnarstranda. »Aber Sie wissen genauso gut wie ich, dass sie lügt.«
»Schlimmer als ein Meteorologe«, stimmte sie ihm zu.
Sie saßen im Auto, das am Drahtzaun vor dem Reihenhaus stand. Durch das Fenster konnten sie Maria Hoff sehen. Eine Gestalt, die sich steif bewegte, mit weißer Halskrause, das Kind der Liebe ihres Bruders auf dem Arm.
»Ich weiß, dass sie Petter Bull kannte. Ich habe sie selbst zusammen vor ihrer Haustür stehen und streiten sehen.«
»Warum haben Sie das nicht gesagt?«
»In dem Moment hätte es uns nicht weitergebracht.«
Vibeke Starum wandte ihm das Gesicht zu. »Ist das etwa Ihr Stil?«
»Was für ein Stil?«
»Manipulation?«
»Schweigen ist keine Manipulation«, sagte Gunnarstranda. »Alles hat seine Zeit. Das Gerät gehört Ivar Killi. Sie hat es demontiert und auf den Müll gebracht, ohne Festplatte. Sie kennt Petter Bull. Jetzt müssen Sie und ich eine Entscheidung treffen. Was ist wichtiger – sie dazu zu bringen, zuzugeben, was wir schon wissen, oder herauszufinden, warum sie beschlossen hat zu lügen?«
Sie saßen eine Weile schweigend da und überlegten. Schließlich ergriff Gunnarstranda als Erster das Wort.
»In der Nacht, als Killi erschossen wurde, verließ Darak Fares das Klubhaus der Hells Angels , um eine Waffe zu holen. Sie vertrauen da Ihrem Informanten?«
Starum nickte. »Habe auch die Bestätigung des Taxifahrers.«
Gunnarstranda fuhr fort. »Veronika ist am Samstagnachmittag in Killis Wohnung gegangen. Die Frage ist, warum Killi die Schlüssel nicht zurückbekommen hat. Es gibt nur eine Antwort: Veronika war mit Killi verabredet. Wann wollten sie sich treffen? Gegen Mitternacht in Grønland. Sie hat Ihnen gegenüber ja zugegeben, dass sie an dem Abend im Asylet war. Wir wissen, sie hat mit Killi telefoniert, also haben sie verabredet, sich dort zu treffen, in Grønland.«
Gunnarstranda sah ein paar Sekunden lang vor sich hin, bevor er fortfuhr: »Um halb eins steht Darak Fares an der Bar vom Asylet und bestellt ein Bier. In Begleitung einer jungen Frau mit knallroten Haaren. Das kann Veronika gewesen sein. Aber das Asylet will schließen, und Darak Fares wird das Bier verweigert. Er wird wütend und reagiert wie gewöhnlich, trifft aber auf eine Bedienung, die sich nicht so leicht einschüchtern lässt. Sie liest ihm die Leviten. Darak Fares wirft ein Glas nach ihr, verlässt das Lokal, sie folgt ihm.
Und was wird aus dem Mädchen? Sie hat das Lokal verlassen – und da draußen auf dem Platz irgendwo ist Ivar Killi. Kurz darauf tauchen Khan und Sharif auf, und die Schlägerei beginnt.«
Gunnarstranda verstummte.
In der Küche des Reihenhauses schrie das Baby. Die Psychologin hatte es an sich gedrückt und ging mit ihm auf und ab.
Starum sagte: »Sie meinen also, Darak Fares hat Veronika gebeten, die Waffe zu stehlen, weil er sie an dem Abend auf Killi richten wollte?«
»Ivar Killi hat Welhaven
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