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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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drückte das Kind an sich, das mit großen, runden Augen über ihre Schulter sah.
    »Lassen Sie uns losfahren«, sagte Gunnarstranda ärgerlich. »Mir wird schlecht, wenn ich ihr zusehe.«
    Starum drehte den Zündschlüssel herum.
    »Haben Sie ein Foto von Fares?«, fragte Gunnarstranda.
    »Im Präsidium.«
    »Wollen wir hinfahren und es holen?«
    »Warum?«
    »Mir ist was eingefallen«, sagte Gunnarstranda ohne jede Begeisterung.

56
     
    Sie mussten in einem hellen Eckbüro warten. Edvard Røyse war in einer Sitzung. Das Büro hatte Fenster nach Süden und nach Osten. Sie konnten von Nesodden bis zu den Mauern der Festung von Akershus und zum VIP -Anleger sehen, wo die Christian Radich vor einem anderen, kleineren Holzschoner vor Anker lag. Røyses riesiger Schreibtisch war ganz im englischen Stil, aus Kirschbaumholz. Die Tischplatte und das Leder der Schreibunterlage wurden durch eine dicke Glasplatte geschützt. Auf der Platte stand ein einsamer Laptop und ein Zigarrenanfeuchter aus demselben Holz wie der Schreibtisch. An der Wand hingen zwei Flachbildschirme, die die Börsenkurse anzeigten.
    »Mein Gott, dieser Mann muss ein wandelndes Klischee sein«, sagte Starum mit leiser Stimme.
    »Nicht ganz«, sagte Gunnarstranda.
    »Was fehlt?«
    »Die Wanduhren, die die Zeit in New York, Tokyo und London anzeigen.«
    »Ich wette hundert Kronen darauf, dass er eine Rolex trägt«, flüsterte sie.
    Durch die Glasfenster zur Halle hin konnten sie Røyse kommen sehen: in seinem Nadelstreifenanzug, weißem Hemd und glänzenden, schwarzen Schuhen.
    Als er hereinkam, war er die Freundlichkeit in Person. Seine Wangen waren sorgfältig unrasiert und der kleine Haarbüschel unter der Unterlippe wirkte gewachst und gekämmt.
    Gunnarstranda stellte ihm Vibeke Starum vor.
    »Nun?«, sagte Røyse und setzte sich auf einen hohen Bürostuhl. Das Oberleder seiner Schuhe glänzte, die Bügelfalte war messerscharf, und er unterließ es auch nicht, leicht an den Hosenbeinen zu ziehen, bevor er das eine Bein über das andere schlug und eine Hand in Denkerpose unter dem Kinn platzierte.
    Vibeke Starum schob ein Foto über die Schreibtischplatte. »Haben Sie diesen Mann schon einmal gesehen?«
    Edvard Røyse griff nach dem Foto und betrachtete es. Er nickte. »Ja«, sagte er leise. »Aber ich erinnere mich gerade nicht mehr daran, wo.«
    Gunnarstranda räusperte sich. »Darf ich vielleicht helfen?«
    Røyse sah ihn an.
    »Könnte es vor Gericht gewesen sein?«
    Røyses Gesicht erstrahlte in einem Lächeln. »Ja, genau. Das hier ist Mann Nummer zwei.«
    Gunnarstranda nickte und lehnte sich lächelnd zurück.
    »Mann Nummer zwei?«, fragte Vibeke Starum.
    Røyse sah Gunnarstranda an. »Ist sie mit dem Fall vertraut?«
    Gunnarstranda räusperte sich erneut. »Røyse hatte am Freitag, den 4. August, einen Gerichtstermin anlässlich einer Geldforderung an Arne Werner Welhaven. Er und ich haben vor ein paar Tagen darüber gesprochen. Welhaven ist zu dem Termin nicht erschienen, er war ja verschwunden. Aber es kamen zwei Zuhörer. Der eine war Killi. Und der andere war offenbar der Mann auf dem Foto.«
    Vibeke Starum sah ihn lange an.
    Gunnarstranda stand auf und gab Edvard Røyse die Hand. »Dann werden wir Sie nicht weiter stören.«
    Sie verabschiedeten sich.
    »Sie schulden mir hundert Kronen«, sagte Gunnarstranda, als sie durch die Reihen von Autos im Parkhaus unter Aker Brygge hindurchschlenderten.
    »Aber Sie haben nicht gewettet«, sagte sie. »Eine Rolex hätte ihm übrigens gestanden. Welche Marke war es?«
    »Eine Raymond Weil.«
    »Nie gehört. Wundert mich, dass Sie solche Sachen wissen.«
    »Ich kenne da einen Hehler, der jedes Mal, wenn wir uns sehen, versucht, mir solche Uhren zu verkaufen.«
    Sie blieben stehen. »Ich erinnere mich nicht mehr, wo wir den Wagen abgestellt haben«, sagte sie.
    »Noch etwas weiter«, sagte er.
    »Der Gerichtstermin war also am Freitag«, sagte Vibeke Starum. »Killi ist anwesend. Darak Fares ist anwesend. Am nächsten Tag wird Ivar Killi mit seiner eigenen Waffe erschossen, die Veronika Lange im Auftrag von Fares gestohlen hat. Auch wenn Welhaven nicht wusste, wer der Erpresser war, Fares wusste es nur zu gut.«
    »Jetzt können Sie drücken«, sagte Gunnarstranda.
    Ein Stück vor ihnen blinkte ein Wagen gelb. Sie gingen darauf zu und setzten sich hinein.
    Gunnarstranda legte den Sicherheitsgurt an und sagte: »Darak Fares hatte geplant, Killi umzubringen. Aber Fares und das Mädchen haben sich in dem

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