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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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dem breiten Einfahrtstor stehen. Sollte er die Zentrale anrufen?
    Er war sich nicht sicher.
    Sollte er Starum anrufen? Oder Rindal?
    Er war sich immer noch nicht sicher.
    Schließlich entschied er sich, Starum anzurufen.
    »Haben Sie schon geschlafen?«
    »Njet«, sagte sie. »Ich bin zu erschüttert, um ins Bett zu gehen. Ich verachte mich selbst.«
    »Tun Sie das nicht«, sagte Gunnarstranda, »so was endet meistens schlecht.«
    »Was für ein Trost.«
    »Ich hatte heute ein Aha-Erlebnis, durch einen alten Sessel.«
    »Klingt, als brauchten Sie einen Therapeuten.«
    Gunnarstranda grinste. »Die Lunte brennt«, sagte er und setzte sich in Bewegung.
    Er ging vor dem Eingang der Notaufnahme auf und ab und erzählte ihr alles.
    Dann betrat er das Gebäude und ging die Treppen hinauf.
    Ein Krankenhaus ist ein Ort, der niemals schläft , dachte er. Dennoch begegnete ihm auf der Treppe niemand, nicht einmal eine Krankenschwester.
    Er öffnete die Tür zu dem langen Korridor. Er war erleuchtet. Von irgendwo ertönte leise Musik aus einem Radio. Er ging langsam weiter.
    »He, Sie!«
    Gunnarstranda blieb abrupt stehen und drehte sich um. Eine massige Frau stand in der Tür. Es war die Wespe, der er schon einmal begegnet war. Und jetzt war sie sauer. Sie walzte auf ihn zu, beide Fäuste geballt. »Was machen Sie hier?! Ja, Sie, was wollen Sie?«

61
     
    Eine Frau schlenderte mit einer Tragetasche in der Hand den Geitmyrsveien hinauf. Ein Mann mit einem Hund an der Leine kam ihr entgegen. Die Frau ging langsamer. Der Mann und der Hund verschwanden zwischen den Bäumen von St. Hanshaugen. Als der Mann außer Sichtweite war, beschleunigte die Frau ihren Schritt und steuerte auf das Krankenhaus zu.
    Die Nacht war still. Sie ging zwischen den schlafenden Gebäuden hindurch auf das einzige zu, in dem noch Licht brannte. Sie näherte sich dem Eingang der Notaufnahme. Blieb hinter ein paar Büschen stehen. Dann befestigte sie die breite, weiße Manschette um ihren Hals und zog den Bademantel an, den sie in der Tragetasche hatte. Sie warf die Schuhe ab. Ging auf die Tür zu. Erhaschte kurz ein Bild von sich selbst in der Glasscheibe. Weiße Manschette, Bademantel, blaue Flecken. Sie war eine Patientin. Eine Patientin, die nicht schlafen konnte.
    Sie ging hinein. Blieb stehen. Hielt die Glastür fest und dämpfte das Geräusch, als sie zuschlug. Es war völlig still. Kein Mensch war zu sehen, nicht einmal ein Wachmann. Sie ging bis zur Tür vor dem Treppenhaus. Lauschte. Hörte nichts. Dann lief sie mit schnellen Schritten die Treppen hinauf. Öffnete die Tür zum Korridor. Alles war still. Sie schloss die Tür vorsichtig hinter sich und bewegte sich wie eine schlafwandelnde Patientin den Korridor entlang. Sie näherte sich dem Schwesternzimmer. Ein Radio spielte leise Nachtmusik. Es roch nach Kaffee. Vor der Tür blieb sie stehen und beugte sich vor, um hineinzusehen. Eine offene Brotdose lag auf dem Tisch. Daneben eine Thermoskanne und ein Becher. Aber die Nachtschwester war nicht zu sehen.
    Sie setzte sich in Bewegung. Weiter den Korridor entlang. Blieb vor der Tür der Damentoilette stehen. Durch den Türspalt drang Licht. Ein Wasserhahn lief. Sie eilte weiter. Erreichte das Zimmer 203 im selben Moment, als auf der Toilette gespült wurde. Sie schlich hinein.
    Den Rücken an die breite Tür gelehnt blieb sie stehen. Das Zimmer lag im Dunkeln, und es roch stark nach Medikamenten. Sie wartete, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Erkannte zwei Betten. Das eine war leer. In dem anderen lag eine Gestalt. Das Einzige, was sie hörte, war sein schwaches, stakkatoartiges Atmen. Sie ging zu dem leeren Bett und griff nach dem Kopfkissen. Dann drehte sie sich zu dem Patienten herum und hob gleichzeitig das Kissen in die Luft. Diesen Ausgang hast du dir nicht vorgestellt , dachte sie und lächelte vor sich hin. Das Kissen war schwer. Sie dachte, es würde so sein, wie ein Neugeborenes zu ersticken.
    Sie beugte sich vor. Schluckte. Holte tief Atem. Plötzlich spürte sie Schmerzen in den Knöcheln. Es waren ihre Finger. Ihr Griff war verkrampft. Sie atmete aus und versuchte, ihre Finger zu entspannen. Schloss die Augen. Öffnete sie wieder.
    Im selben Moment ging das Licht an.
    »Fräulein Hoff«, sagte Gunnarstranda amüsiert, »werfen Sie das Handtuch, das Spiel ist aus!«
    Bevor er das letzte Wort ausgesprochen hatte, war sie aus dem Zimmer gerannt. Die Tür schlug zu. Gunnarstranda krabbelte aus dem Bett, ging zur Tür

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