Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
Vom Netzwerk:
und das ganze Zeugs. Was die Kinder so verrückt macht, ist der Zucker. Das steht in der Zeitung. Wenn die Kinder nicht mehr so viel Cola trinken würden und Fruchtgummi und solches Teufelszeug essen, was sie die ganze Zeit in sich reinstopfen, dann würde auch was aus ihnen. Aber glauben Sie, die Frauen hätten den Schneid dazu? Während ich hier auf der Bank saß, habe ich mindestens drei Mütter gesehen, die ihrem Kind einen gezuckerten Schnuller ins Mäulchen steckten, damit es die Klappe hält. Ist es da ein Wunder, dass es so endet?« Er wedelte mit den Fingern, die aus dem Gips hervorragten.
    Gunnarstranda fragte den Mann, ob er etwas von der Schussszene gesehen hatte.
    Nein. Er war gleich in Richtung Ambulanz abgezogen. Hatte sofort nach dem Schlag gemerkt, was mit dem Arm los war, und eine solche Begegnung mit einem Schlagstock war genug.
    »Haben Sie den Schuss gehört?«
    »Ja, klar, der war ja nicht zu überhören. Hätte mir fast in die Hose geschissen, ehrlich gesagt.«
    »Wo waren Sie, als der Schuss fiel?«
    »Auf der Brücke über den Fluss, auf dem Weg zum Notarzt.«
    »Haben Sie sich umgedreht, um zu sehen, was passiert war?«
    »Das schon, aber ich hab nur Leute rennen sehen. Schatten. Es war schließlich stockfinster.«
    »Und die Lichter von den Geschäften und die Straßenbeleuchtung haben auch nichts genützt?«
    »Nein. Grüne Lichter, rote Lichter, das war, wie auf Farbnegative zu gucken. Und die Leute flimmerten hin und her.«
    »Normalerweise stehen Taxis dort am Halteplatz«, sagte Gunnarstranda.
    »Ich kann mich nicht erinnern, eins gesehen zu haben. Es war unheimlich dunkel.«
    Der Polizeibeamte dachte nach. »Haben Sie gesehen, ob die drei Unruhestifter Waffen bei sich hatten?«
    Der Mann zuckte zusammen. »Glauben Sie, dass einer von denen geschossen hat?«
    »Ich glaube gar nichts. Ich will nur wissen, was Sie gesehen haben.«
    »Ich hab nur den Schlagstock gesehen, den der Kerl in der Hand hatte. Als der Schuss knallte, dachte ich, dass jemand anders auf die schießt, jemand, der es genau wie ich Scheiße fand, mit einem Schlagstock verprügelt zu werden.«
    Gunnarstranda überlegte, während der Mann mit den Fingern wedelte.
    »Würden Sie den Mann wiedererkennen, der Sie geschlagen hat?«
    »Überall, in der U-Bahn, in der Schlange beim Weinmonopol, die Visage vergesse ich nie mehr.«
    »Wissen Sie, warum er die Schlägerei angefangen hat?«
    »Keine Ahnung.«
    Gunnarstranda wartete.
    »Das war wie im Fernsehn. Hab am Anfang gedacht, es wär nur Spaß. So ein Glatzkopf und zwei Kumpels, alle mit dem Hosenbund fast in den Knien. Toben da rum und schlagen die Leute mit Stöcken. Hab so was noch nie erlebt, ja außer im Fernsehen.«
    Gunnarstranda bat den Mann, so bald wie möglich ins Präsidium zu kommen und sich Fotos anzuschauen.
    Eine halbe Stunde später, als er sich den Fußweg zum Haupteingang des Polizeipräsidiums hochquälte, stand er plötzlich Petter Bull und Emil Yttergjerde gegenüber. Ein paar Sekunden lang sahen sie sich nur an.
    »Ich dachte, ihr geht in Grønland von Tür zu Tür?«  
    »Hast du die letzten Neuigkeiten noch nicht gehört?«, fragte Petter Bull und grinste unfreundlich. »Die Frau, die im Asylet arbeitet, hat den Mann identifiziert, der das Bierglas geworfen und randaliert hat.«
    Den beiden gefiel die Situation, und sie grinsten sich gegenseitig an. Emil Yttergjerde sagte: »Der Mann heißt Darak Fares. Das ist der Mann, den du der Polizei in Halden überlassen wolltest.«
    Gunnarstranda las Schadenfreude, Verachtung und Wut im Blick des jüngeren Polizeibeamten. Er begriff, dass das, was jetzt geschah, ein Alarmzeichen war. Diese Ermittlungen konnten tatsächlich aus dem Ruder geraten. Die Energie, mit der die beiden Männer gegen ihn arbeiteten, musste in Arbeit umgesetzt werden. Er fragte: »Kennt ihr euch mit Computern aus?«
    Bull hob die Hand und fragte: »Wieso?«
    »Ich habe in Killis Wohnung eine Kamera gefunden.«
    »Eine Kamera?«
    »So eine digitale, hab den Chip mit den Fotos mitgenommen, aber ich brauche jemanden, der mir die Fotos entweder auf meinen Rechner lädt oder ausdruckt.«
    »Schnüffelst du in Ivars privaten Fotos rum?«
    Gunnarstranda betrachtete Petter Bull mit mildem Blick. »War nicht so schlimm«, sagte er. »Bis später.«
    Er drehte ihnen den Rücken zu und ging den Hügel hinauf, ohne sich umzusehen. Als er durch die Tür trat, warf er doch noch einen Blick über die Schulter. Petter Bull und Emil Yttergjerde

Weitere Kostenlose Bücher