Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)
wollte nicht gezwungen werden, mit einem Idioten zusammenzuarbeiten!«
»Du sprichst über einen verstorbenen Kollegen«, sagte Rindal steif und strich sich mit zwei Fingern über den Nasenrücken. »Du hättest überhaupt nichts tun müssen. Niemand will besonders gern mit dir zusammenarbeiten. Du hättest mir eine Andeutung machen können, und ich hätte ihn augenblicklich umgesetzt.«
»Du willst die Sache also so hindrehen, als sei es mein Problem gewesen?«
»Der Fall ist ohnehin zu den Akten gelegt. Was ich mich frage, ist: Wenn es so verdammt wichtig war, Killi in die Schranken zu weisen, warum hast du die Sache dann nicht intern geregelt?«
»Das habe ich versucht.«
»Aber nicht genug!«
Gunnarstranda faltete die Hände und schwieg. Er begann im Stillen zu zählen und war bei zwölf angelangt, als Rindal wieder das Wort ergriff.
»Der Fahrer des Wagens war im Besitz von mehreren Dosen Amphetamin.«
»Okay«, sagte Gunnarstranda ärgerlich. »Und jetzt wird niemand erfahren, was Killis Motiv war, so auszuflippen, weil man Killi für nichts mehr zur Rede stellen kann. Was regst du dich also so auf?«
»Ich frage mich, ob man sich auf dich verlassen kann, Gunnarstranda.«
»Das fragst du dich, nach fünfundzwanzig Jahren?«
»Du bist mit Killi im Einsatz. Er macht einen Fehler, und das Erste, was du tust, ist, den armen Kerl anzuzeigen?«
Gunnarstranda holte tief Luft.
Rindal deutete Gunnarstrandas Schweigen als Zugeständnis, und das brachte ihn in Fahrt. »Du hast Killi nicht nur angezeigt. Du schreibst in deinem Bericht, er sei deiner Meinung nach für den Polizeidienst nicht geeignet. Und ich und andere mussten sich mit diesem beschissenen Dezernat für Disziplinarverfahren herumschlagen. Die haben Killi so verdammt unter Druck gesetzt, dass er sich über längere Zeit krankschreiben ließ. Und das Ergebnis ist ein Patt. Deine Aussagen stehen gegen Killis. Man könnte tatsächlich meinen, ihr hättet einen Konflikt gehabt, den du auf diese Weise zu lösen versuchst.«
Gunnarstranda musste grinsen.
»Und du lachst darüber? Du meinst, wir hätten Killis Ausrutscher nicht intern behandeln können?«
»Es ist nicht passiert«, sagte Gunnarstranda säuerlich. »Obwohl ich es angesprochen habe. Oder hast du vielleicht etwas unternommen? Vielleicht hattest du mit Killi so ein bescheuertes Mitarbeitergespräch , um auszumachen, welche Version ihr der Presse servieren würdet, wenn die Sache rauskäme?«
Rindal klappte den Mund wieder zu. Sein Gesicht war rot vor Wut. Er stand auf und sah wie ein wütender Ochse auf Gunnarstranda hinunter. Dann ging er zur Tür, drehte sich auf dem Absatz herum und sagte mit vollkommen ruhiger Stimme: »Der langen Rede kurzer Sinn: Ich frage mich, ob du der richtige Mann für diesen Fall bist, und ich bin nicht der Einzige.«
»Hältst du mich wirklich für so unprofessionell, dass ich solche Geschichten meine Arbeit beeinflussen lasse?«
Rindal schaute künstlich unschuldsvoll, als er sagte: »Ich glaube gar nichts. Aber es ist die Rede von Kompetenzschwächen. Ich als Leiter muss auch darauf reagieren.«
»Es ist die Rede davon? Wer – ganz konkret – redet so?«
Rindal überhörte die Frage und sagte: »Du weißt sicher genauso gut wie ich, dass der Polizeichef sauer ist, weil wir im Polizeibezirk Oslo bei Mordfällen nie die Kripo um Beistand bitten. Dieser Mord gehört zu der Sorte von Fällen, bei denen es richtig ist, um Unterstützung zu bitten.«
Gunnarstranda lehnte sich stumm im Sessel zurück.
»Du bist dafür bekannt, dass du mit niemandem gern zusammenarbeitest. Dieses Mal wirst du gezwungen. Die Kripo stellt Vibeke Starum frei. Das rüttelt, was dich betrifft, etwas an den Machtverhältnissen. Du wirst weiterhin an dem Fall arbeiten, aber von jetzt an ist Starum deine Vorgesetzte.«
Rindal setzte wieder sein einstudiertes Hackman-Lächeln auf.
Gunnarstranda machte ein Pokerface und neigte den Kopf. »Ich dachte, die Kripo hätte in solchen Fällen nur eine beratende Funktion?«
»Das war auch so«, grinste Rindal munter. »Aber die Verantwortung für die Ermittlungen liegt von jetzt an bei mir. Ich bin der Ermittlungsleiter.«
»Glaubst du wirklich, die Kripo und ich könnten bei diesen Ermittlungen gegensätzliche Interessen haben?«
»Aber nein. Aber es gibt zwei Sorten von Interaktion, Gunnarstranda: Die eine endet im Konflikt und die andere mündet in Zusammenarbeit. Ich kenne dich. Und das tun alle anderen in der Abteilung auch.
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