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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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beinhaltet, die Tochter einsam zurückzulassen, der Abstand zwischen den Todesfällen und dem Verschwinden ist mehr als drei Monate . Unter das T-Konto schrieb er: Eventuell auslösendes Ereignis ?

7
     
    Gunnarstranda saß nachdenklich am Schreibtisch und wog den Fotochip in der Hand. Er überlegte, wie er sich die Bilder genauer ansehen konnte, ohne sich noch einmal Hilfe suchend an die Kollegen wenden zu müssen.  
    Die Tür ging auf. Abteilungsleiter Rindal steckte den Kopf herein. »Beschäftigt?«
    »Nein.« Gunnarstranda legte den Chip wieder in die Schreibtischschublade und schob sie zu.
    Rindal war kräftig gebaut und fast kahlköpfig, mit Resten von Locken um beide Ohren. Er erinnerte an Gene Hackman, was er auch sehr bewusst und gerne ausnutzte. Manchmal kam er tatsächlich mit dem gleichen Hut und Mantel zur Arbeit, wie sie Hackman in The French Connection getragen hatte.
    Jetzt trug er Uniform und war schlecht gelaunt. Er warf eine kleine Akte auf den Schreibtisch und sagte: »Das Dezernat für interne Ermittlungen schlägt vor, den Fall Ivar Killi zu den Akten zu legen.«
    Rindal setzte sich, bevor Gunnarstranda ihm einen Stuhl anbieten konnte.
    Sie schauten sich an. Rindal fragend, Gunnarstranda abwartend.
    »Was hattest du eigentlich gegen Ivar Killi?«, fragte Rindal.
    »Nichts.«
    Rindal nickte zur Akte. »Diese Papiere besagen etwas anderes.«
    Gunnarstranda antwortete nicht.
    Rindal schlug die Beine übereinander und zog sorgfältig die Hosenbeine über den Knien hoch. Der schmale Mund in seinem breiten Gesicht kräuselte sich zu einem sardonischen Hackman-Lächeln. »Findest du, dass dieses Gespräch gut anfängt?«
    Gunnarstranda lehnte sich zurück, noch immer schweigend. Sie betrachteten sich abschätzend und wachsam. Schließlich brach Rindal das Schweigen.
    »Kannst du mir sagen, was für ein Monster du in dem armen Kerl gesehen hast und warum?«
    »Ivar Killi und ich waren im Einsatz, als uns ein Wagen gemeldet wurde, der bei einer Straßensperre nicht gehalten hatte. Gegen meine Anweisung begann Killi eine Autojagd –«
    Rindal wollte unterbrechen, aber Gunnarstranda ließ ihm keinen Raum: »Killi hat sich selbst, mich und andere Verkehrsteilnehmer in Lebensgefahr gebracht, indem er fast hundertfünfzig fuhr – in einer 80er-Zone – auf dem Mosseveien. Dann hat er den Fahrer von der Straße gedrängt, das Fenster auf der Fahrerseite mit einer Maglite zerschlagen, den Fahrer mit Pfefferspray vollgesprüht und ihm mehrere Faustschläge ins Gesicht verpasst. Dann hat er angefangen, den Mann mit seiner Taschenlampe zu schlagen, sodass der am Kopf blutete und hinterher in die Unfallambulanz gefahren werden musste – in einem Krankenwagen, den ich rufen musste – gegen Killis Willen. Als ich ihn gefragt habe, warum er keinen Krankenwagen rufen wollte, hat er behauptet, der Mann brauche keine ärztliche Hilfe, er würde nur simulieren.«
    Rindals sardonisches Lächeln erschien wieder. Er breitete die Arme aus. »Das Leben ist hart, wir leben in einer schwierigen Welt, und Verhaftungen sind in der Regel von Adrenalinschüben und geringen Toleranzgrenzen geprägt. Das wissen wir beide. Die Frage ist, warum du – und zwar ausgerechnet du – so verdammt auf Killis eventuelles Fehlverhalten fixiert warst?«
    Gunnarstranda beäugte Rindal skeptisch und fragte sich, worauf er eigentlich hinauswollte. Er ärgerte sich über Rindal. Das einzig Positive an ihm war sein hitziges Temperament, was ihn ehrlich machte – immerhin. Aber die Formulierung »ausgerechnet du« verriet, in welche Richtung Rindal das Gespräch drehen wollte.
    »Eventuelles Fehlverhalten?«, fragte Gunnarstranda langsam.
    Rindal blätterte in dem Bericht, schlug erneut fein säuberlich die Beine übereinander, ließ dann die Brille auf dem Nasenrücken hinuntergleiten, hielt inne und schielte über den Brillenrand.
    »In diesem Bericht steht, der Fahrer des Wagens weigerte sich, auf Geheiß der Polizei anzuhalten. Er widersetzte sich der Verhaftung und wurde handgreiflich. Der Arzt schlussfolgerte, dass die Verletzungen ebenso gut vom Autounfall wie von der Rangelei hinterher stammen konnten.«
    »Aber ich war dabei«, sagte Gunnarstranda scharf, »und ich weiß, woher die Verletzungen kamen. Jetzt ist Killi tot – er ruhe in Frieden. Als Frølich seinen neuen Job begonnen hat, hast du mir Killi an die Seite gestellt. Er war ein schicker Typ und sicherlich gut in der Schule. Aber man musste ihm die Hörner stutzen, und ich

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