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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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und drückte dies
vorrangig durch eine äußerst undezente Farbwahl seiner textilen Utensilien
sowie durch Redebeiträge von nicht gerade ausgesuchter Zurückhaltung aus. Frank
Jessentaler hatte zudem den Eindruck, dass der liebe Ronald vom Intellekt her eher
dem Tiefflug zuneigte und sich auch keinerlei Mühe gab, etwaige Defizite zu
kaschieren. Seine Grundbedürfnisse waren wohl am besten mit Nahrungsaufnahme
beschrieben und ansonsten sexueller Natur. Letzteres schien er genauso wie die
Alpenüberquerung eher von der leistungsorientierten Seite aus zu betrachten.
    Sigismund Ludwigs Persönlichkeit war das genaue Gegenteil. Seine
hohe Denkerstirn, die von gekräuselten schwarzen Haaren eingerahmt wurde,
drückte wohl aus, was er als zentralen Punkt seines Daseins hier auf Erden
ansah: Grübeln. Er wirkte nicht gerade schwächlich, war aber im Vergleich zu
seinem Freund Ronald Wolf eher schmächtig und unterproportioniert. Niemand
hätte ihm zugetraut, mit der körperlichen Leistungsfähigkeit seines grellen
Kumpels konkurrieren zu können. Erstaunlicherweise – und zur Verblüffung aller
– tat er dies aber trotzdem.
    Irgendwie verband die beiden wohl so eine Art Hassliebe. Der Prolet
und der Professor, dachte Frank Jessentaler und schmunzelte ein weiteres Mal.
Na, das versprach ja eine sehr interessante Tour zu werden. Er lächelte, als er
sah, wie Ronald Wolf gerade seine zahlreichen Tätowierungen präsentierte und
die beiden Mitfahrerinnen mit Erklärungen über deren Herkunft überschwemmte.
Außerdem hatte er schon den ganzen Tag verzweifelt herauszufinden versucht, was
Wasabi für ein Stoff war und ob er sich mit ihm vergleichen lassen wollte.
Bisher hatte ihn keiner der Gruppe in die Geschichte vom scharfen grünen
japanischen Meerrettich eingeweiht, der gerade in Deutschlands Küchen in war.
Stattdessen wurde Wolf mit seiner Unkenntnis aufgezogen und hatte damit gleich
am ersten Tag seinen Spitznamen weg.
    »Ei, Ute, du bist echt eine scharfe Nummer«, war Wasabi gerade
wieder am Graben. Ute von Heesen tat so, als ob sie gar nicht zuhörte, doch
Ronald Wolf plapperte schon weiter: »Du siehst der Mandy ziemlich ähnlich.«
    Obwohl Ute von Heesen nur mit einem Ohr hinhörte, fragte sie
halbherzig nach: »Mandy? Was für eine Mandy?«
    Wasabi freute sich, endlich Interesse für sich und seine Geschichten
bei der großen Blondine geweckt zu haben. Nicht ohne Stolz fuhr er fort. »Die
Mandy, die war eine geile Braut. Das war meine Erstbesteigung, hahaha. Aber
jetzt …«, er fixierte Ute von Heesen, die sich umgedreht hatte, weil sie
glaubte, sich verhört zu haben, »aber jetzt, jetzt auf zu neuen Höhen, wenn du
verstehst, was ich meine.« Er wackelte bedeutungsvoll mit den Augenbrauen,
schob seine Sonnenbrille nach unten und schmachtete herzerweichend und seiner
Meinung nach unwiderstehlich.
    Manuela Rast sprang auf, um ihrer Freundin zu Hilfe zu eilen. Sie
hatte verstanden, was er meinte, genauso wie all die anderen, die hier im Kreis
saßen. Eine gewittrige Stimmung legte sich über die Runde. »Ach, schau an, ein
bekennendes Arschloch.« Manuela Rast hatte die Nase voll von frauenfeindlichen
Idioten, die ihren Schwanz als Kompass benutzten. Sie wirkte ganz so, als wolle
sie den lieben Wasabi gleich mit ihrem Helm erschlagen. Auch Ute von Heesen war
aufgesprungen.
    Es war definitiv an der Zeit weiterzufahren, sonst würde der arme
Ronald Wasabi Wolf noch einen vorzeitigen Unfalltod bei der ersten Pause
erleiden. Frank Jessentaler stand auf und begab sich zu seinen Teilnehmern, um
wieder Ruhe in die Gruppe zu bringen und dann alles Weitere des heutigen Tages
zu besprechen.
    *
    Der Sturm hatte sich gelegt, und auch der fürchterliche Hagelschauer
war nun wohl seines Treibens müde. So schnell, wie die Naturgewalten gekommen
waren, so schnell zogen sie sich nun zurück. Es windete zwar immer noch, und
auch der Regen fiel noch leicht aus den sich auflockernden Wolken, aber
verglichen mit den letzten Stunden war die jetzige Wetterlage nur noch ein
lächerlicher Klacks. Als der alte Angelos schließlich den Eindruck hatte, das
Gröbste sei überstanden, bedeutete er seiner Familie, unter dem
schutzbringenden Tisch hervorzukommen. Als alle standen, blickten sie als
Erstes nach oben und konnten nicht glauben, was sie da sahen: Durch die völlig
durchlöcherte Lehmdecke ihres Hauses leuchtete der blaue Himmel, und die sich
immer intensiver durchsetzende Sonne fing an, durch die Lücken der Decke
hindurch das

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