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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Herr Klofenstereinbruchskommissar …«, er fixierte
seinen jungen Kollegen unmissverständlich, »… Abflug!«
    Lagerfeld war gelinde gesagt überrascht. So hatte er seinen Chef
noch nie erlebt. Der zugegebenermaßen ungewöhnliche Stil und Umgang, den er,
Lagerfeld, für gewöhnlich an den Tag legte, hatte Haderlein doch sonst nicht so
in Rage versetzt. Irgendwie musste Haderleins Reaktion wohl doch etwas mit den
unausgeschlafenen Verhältnissen zu tun haben. »Sehr wohl, Bwana. Bin schon
unterwegs, Sahib«, nörgelte Bernd Schmitt, tat aber umgehend wie geheißen. Mit
einem wütenden Vorgesetzten war schließlich nicht zu spaßen. Als die Haustür
hinter ihm und dem Ferkel in seinem Arm ins Schloss fiel, stand ein genauso
unausgeschlafener wie angefressener Haderlein bereits unter der kalten Dusche
und versuchte, sich irgendwie mit dem Tag anzufreunden.
    Zwei Monate vorher
    Die Schülermannschaft des FC Strullendorf hatte noch zehn Minuten zu spielen. Allerdings lag sie knapp mit
0:1 hinten und zwar gegen die Mannschaft des AC Bibione. Am Spielfeldrand des Fußballfeldes der kleinen Mittelmeerstadt in der
Nähe von Venedig standen dicht gedrängt die Eltern der sechsjährigen Kicker und
schrien sich die Seele aus dem Leib. Fast hatte es den Eindruck, als sollten
die Kleinen den verpassten Olympiasieg der Eltern in Stellvertretung nachholen.
Je weiter sich die Uhr dem Spielende näherte, umso lauter wurde die hysterische
Geräuschkulisse. Und da das Spielfeld nicht weit von der Strandbar des nahe
liegenden Campingplatzes angelegt worden war, hatten sich noch zusätzliche
teutonische Badegäste zum brüllenden Volk hinzugesellt. Schließlich war das ja
hier ein Länderspiel.
    Lothar Schmittwolf, der Trainer der deutschen Minikicker, war außer
sich. Als zweiter Vorsitzender des FC Strullendorf, Planer und Organisator des Trainingscamps an der Adria, vor allem
aber als Vater des hoffnungsvollen Spielführers Benni Schmittwolf wollte er
nicht wahrhaben, dass sein Sohn und sicherer zukünftiger Nationalspieler mit
seiner Mannschaft hier womöglich als Verlierer vom Platz ging. Zwar rannte
Benni alle anderen in Grund und Boden, aber die kleinen Italiener hatten nun
mal das einzige Tor geschossen und stellten sich seit fünfzehn Minuten hinten
rein. Und wenn Italiener was konnten, das wusste Lothar Schmittwolf, dann
verteidigen.
    Zudem zeigte seine Mannschaft erste Ermüdungserscheinungen. Alle,
bis auf seinen Sohn. »Los jetzt, Benni, du musst des jetzt allaans rumreißen.
Die annera könna nimmer! Hopp, geh ab und schwaaß des Ding jetzerd neis Dor
nei!«, brüllte Vater und Trainer Schmittwolf mit sich bereits überschlagender
Stimme. Sein Sohn, ein offensichtliches Fußballtalent, rackerte sich brav
weiter auf dem Platz ab, während vor dessen Tor ganze Mannschaftsteile der
Strullendorfer Abwehr ausgewechselt und auf der Ersatzbank notdürftig mit
Gummibärchen aufgepäppelt werden mussten.
    »Noch zwaa Minuddn, Benni, los auf, etzerd!«, brüllte Lothar
Schmittwolf wutentbrannt über das Feld. Dann, als ob das Schicksal ihn endlich
erhört hatte, tat sich für seinen Sohn die ersehnte Lücke auf. Elegant
dribbelte Benni Schmittwolf nahe der Strafraumgrenze an seinen Gegenspielern vorbei,
als wären sie einbetonierte Slalomstangen. Der letzte Gegenspieler, der am
Elfmeterpunkt auf ihn wartete, versuchte, ihn zu foulen, und erntete vom
Trainer der Strullendorfer Schülermannschaft prompt eine wüste Eruption des
Protestes. Doch Benni war auch für den Abwehrchef der Italiener zu schnell. Er
umspielte ihn elegant und sah sich urplötzlich nur noch wenige Meter vor dem
italienischen Tor einem verzweifelt fuchtelnden dicklichen Torwart mit Brille
gegenüber.
    »Schieß, Benni, schieß!«, brüllte sein Vater völlig außer sich,
sodass sich die Umstehenden die Ohren mit beiden Händen zuhalten mussten, um
keine Haarrisse im Trommelfell zu riskieren. Auch die anderen Eltern hatten den
Fußballplatz am Strand von Bibione mit ihrem Geschrei felsenfest im Griff. Alle
warteten darauf, dass Benni in letzter Minute das erlösende Tor schoss.
    Er musste den Ball nur noch rechts unten über die Linie schieben,
und es würde Verlängerung geben. Ein Kinderspiel, im wahrsten Sinne des Wortes.
Und dann war sowieso klar, wer gewann.
    Aber Benni Schmittwolf schoss nicht. Benni Schmittwolf wurde
plötzlich langsamer. Er blieb einfach stehen, als würde ihn alles elterliche
Geschrei dieser Welt nichts mehr angehen, schaute mit einem

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