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Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CJ Lyons
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herunterzurutschen.
    »Mit der Zeit gewöhnt man sich daran«, sagte Olivia und ging voraus durch den Flur in den vorderen Bereich des Hauses, dessen Stil an eine Mischung aus Frank Lloyd Wright und postmodernem Industriedesign erinnerte. Zumindest behauptete das Olivia im Ton einer gelangweilten Reiseführerin. »Ich nenne es den ›Edward-mit-den-Scherenhänden-Schick‹. Scharf und steril.«
    Sie betraten ein weitläufiges Wohn- und Esszimmer. Eine Treppe trennte die beiden Bereiche voneinander. Niemand war zu sehen.
    »Mom!«
    Keine Antwort. Olivia zuckte mit den Achseln und ging die Treppe hinauf. »Ich frage mich manchmal, ob dieses Haus nicht mindestens die Hälfte ihrer Probleme ausmacht.«
    Dem konnte Lucy nur zustimmen.
    Sheriff Zeller erwartete sie oben am Treppenaufgang. Lucys Anblick schien ihn zu erleichtern.
    »Sie verkraftet es nicht besonders gut.«
    Olivia lief schnell in den Schlafbereich der Eltern, um nach ihrer Mutter zu sehen. Zeller ging mit Lucy wieder ins Erdgeschoss. Die vordere Eingangstür befand sich in einer der Seitenwände. Entlang der breiten Front erstreckten sich weitere Fenster.
    »Ich habe endlich den Mann erreicht. Er war auf der Jagd und ist jetzt auf dem Rückweg.«
    »Haben Sie das Haus durchsuchen lassen?«
    »Nichts. Keine Anzeichen eines geplanten Verbrechens. Nichts, das Anlass zur Besorgnis gäbe.«
    Er blickte die Treppe hinauf.
    »Allerdings auch nichts, das zur Beruhigung Anlass gäbe. Je eher wir die beiden Jungen finden, desto besser«, fügte er dann mit gesenkter Stimme hinzu.
    »Jenna und Ihre Einsatzkräfte koordinieren die Such- und Rettungsaktion. Die Kirchengemeinde von Martys Mom hat eine Telefonkette gestartet, um Freiwillige zu rekrutieren und die Zivile Luftpatrouille kommt falls nötig morgen bei Tagesanbruch.«
    »Gut.« Zeller setzte seinen Hut auf und griff nach der Türklinke. »Wenn Sie mich brauchen, ich bin während der Suchaktion im Schulgebäude. Ach so, und wenn Harding hier aufschlägt – versuchen Sie, ihn nicht gegen sich aufzubringen. Soweit ich das verstanden habe, ist der Vizegouverneur von Pennsylvania einer seiner Jagdgenossen.«
    Lucy schloss die Tür hinter ihm und blickte in den weiten, von Fenstern gesäumten Innenraum. Die Fenster reichten vom Boden bis an die Decke. Bei Tag würde man hier nur den Himmel über dem Tal sehen. Eigentlich hätte ein solcher Ausblick dem Raum eine gewisse Erhabenheit verleihen sollen. Aber die schwarze Leere draußen wirkte einfach nur trostlos. Der Wind brauste um die massiven Glaswände, und schwarze Wolken hetzten über den schwarzen Himmel, was das Gefühl drohenden Unheils nur noch verstärkte. Kein Wunder, dass Karen ihr Trauma nie verarbeitet hatte. In diesem Haus würde niemand sein Gleichgewicht wiederfinden. Lucy kehrte zurück in den oberen Stock. Allerdings nicht, um nach Karen zu sehen, sondern um sich einen Eindruck von den übrigen Zimmern zu verschaffen.
    Olivias Zimmer ließ sie schmunzeln. Es glich Megans Zimmer bis ins Detail, ein buntes Chaos. Hier wollte jemand unbedingt ein Statement abgeben, ohne wirklich zu wissen, woraus dieses Statement genau bestand. Als Nächstes kam das Badezimmer, das sich die Geschwister teilten. Standard und auch nicht sauberer als ihr eigenes, obwohl die Hardings durchaus genug Geld hatten, um eine Putzfrau einzustellen. Dann trat Lucy in Darrins Zimmer.
    Sobald sie die Tür öffnete, drang ihr der Geruch von Desinfektionsmittel in die Nase. Darrins Matratze lag in einer Ecke auf dem Fußboden, eingehüllt in Plastik. Es gab kein Bettzeug, kein einziges Kissen. Als erwartete ihn niemand zurück. Am anderen Ende des Zimmers stand ein Wäschekorb mit einem Deckel neben einer weißen Kommode. Kein Spiegel. Obenauf lag nur eine kleine schwarze Bürste. Kahle, weiße Wände. Keine Poster, keine Spielsachen, keine Musik, keine Video- oder Brettspiele, keine elektronischen Geräte. Eine Gefängniszelle war wärmer und komfortabler als dieses Kinderzimmer. Weil das Zimmer zum Berg hinausging, gab es auch keinen Vorhang, und das große Fenster war nackt und leer. Auf der Scheibe sah Lucy ein paar Handabdrücke und kleine schmierige Flecken, wahrscheinlich von Darrins Nase.
    »Dad hat alles entfernt.« Olivia stand in der Tür. »Hat gesagt, dass er seine Sachen nach und nach zurückbekommt, wenn er es schafft, einen Monat lang nicht ins Bett zu machen.«
    Lucy atmete einmal tief ein. Sie bemühte sich, ihre Wut nicht zu zeigen. Weder die richtige Zeit noch der

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