Blutflucht - Evolution
da ich immer noch nach Atem rang und nicht so recht kapierte, was gerade geschehen war. Ich war wie in Schockstarre.
Jack hielt den jungen Mann im Schwitzkasten, schnappte sich mit einer Hand dessen Messer und warf es zur Seite.
Langsam sammelte ich mich, zog meine Hose hoch, keuchte und brachte mühsam heraus: »Was hast du mit ihm vor?« Mir schoss das Bild des Mannes in den Kopf, der in seinem Blut gelegen hatte.
Jack sagte nur: »Geh, Kate, bitte!«, wobei er mich flehend anblickte.
Mühsam stand ich auf und schlurfte rückwärts auf die Gasse zu, die der einzige Ausgang aus dem Innenhof war, und hatte den anderen, der dort Schmiere stand, vergessen. Ich taumelte direkt in seine Arme. Schon wieder legte sich ein Messer an meine Kehle und eine maliziöse Stimme flüsterte mir ins Ohr: »Schrei, und du bist tot.«
In diesem Moment fühlte ich mich wirklich, als müsse ich sterben. Niemals zuvor hatte ich mehr Angst gehabt. Im Schatten der Häuser sah ich hilflos zu, wie Jack den Teen am Kragen seines Shirts hochhob. Wie stark Jack war, unglaublich! Blondies Beine baumelten in der Luft. Er versuchte sich zu wehren, schlug mit den Fäusten nach Jack und trat mit den Füßen nach ihm – der blieb davon unbeeindruckt. Blondie hatte keine Chance. Als wäre er eine Puppe, schleuderte Jack ihn gegen die Hauswand. Der Junge prallte dagegen und fiel auf den Boden, wo er regungslos liegen blieb.
Da drückte mich Pickelgesicht nach vorn, sodass Jack uns sehen konnte, und knurrte: »Du feige Mutanten-Sau! Wenn du deine Kleine in einem Stück wiederhaben willst, verpisst du dich lieber auf der Stelle!« Um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen, presste er das Messer fester an meinen Hals. Ich spürte etwas Warmes daran herunterfließen und war wie gelähmt. Der Verrückte meinte es ernst!
Jack starrte mich einen Moment regungslos an, die Augen weit aufgerissen. Dann ballte er die Hände zu Fäusten. »Du nimmst sofort deine dreckigen Finger von ihr oder ich bringe dich um!«
»Ja, keine Frage, das würdest du tun.« Pickelgesicht grinste überheblich und fuhr mit dem Messer meine Kehle rauf und runter. »Ich glaube, du befindest dich in einer ziemlich ungünstigen Position, um mit mir zu verhandeln. Da sieht man es mal wieder, ihr Mutanten seid doch zu allem fähig, deswegen werden die Cops es auch dir anhängen, wenn sie deine süße Kate in mehreren Teilen aufsammeln.«
Seine linke Hand schloss sich von hinten um meinen Hals und drückte zu. Ein stechender Schmerz breitete sich in meiner Kehle aus. Ich konnte nicht atmen, mein Schädel pochte. Er wollte mich umbringen! Panik loderte in mir auf. Ich wollte noch nicht sterben!
Jack trat einen Schritt auf uns zu, die Fäuste immer noch geballt und einen wutentbrannten Ausdruck im Gesicht. Als der Irre mit der scharfen Klinge wild vor meiner Nase hin und her fuchtelte, ließ der Druck seiner Hand an meinem Hals nach und ich japste nach Luft.
»Welches Auge soll ich ihr zuerst rausschneiden, Muti-Wixer?«
Bitte nicht!
So grausam hatte ich mir meinen Tod nicht vorgestellt. Hätte mich der junge Mann nicht so fest an sich gedrückt, wäre ich auf der Stelle auf den Boden gesunken, da jegliche Kraft aus mir gewichen war.
»Lass sie sofort los oder ich töte dich«, zischte Jack ein weiteres Mal, bewegte sich aber diesmal nicht. Ich spürte seinen Zorn, der in dunklen, pulsierenden Wellen von ihm ausging, und seine Angst, dass mir etwas zustoßen würde.
In der Zwischenzeit hatte ich aus den Augenwinkeln mitbekommen, wie sich Blondie aufraffte, um auf allen vieren nach seinem Messer zu suchen, das Jack ihm entrissen und weggeworfen hatte. Mein Hals brannte wie Feuer; ich konnte Jack nicht warnen. Ich versuchte wie besessen, nach Luft zu schnappen, aber das Atmen fiel mir sehr schwer.
Mir wurde immer schwarz vor Augen, wenn Pickelgesicht zu fest auf meine Halsschlagader drückte. Ich sah jedoch, wie Blondie hinter Jack aufstand und mit erhobener Hand einen Schritt auf ihn zumachte. Mit allerletzter Kraft kämpfte ich gegen eine Ohnmacht an und dachte verzweifelt, weil ich außer einem Krächzen keinen Laut hervorbrachte:
HINTER DIR! ER HAT EIN MESSER!
Jack zögerte eine Sekunde zu lange. Aus weit aufgerissenen Augen starrte er mich an.
Himmel, hatte ich ihm die Botschaft mittels Gedankenkraft direkt ins Gehirn geschickt? Es hatte funktioniert?
Während er erkannte, was ich wirklich war, war es schon zu spät: Als Jack sich umdrehte, rammte ihm der Halbstarke mit
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