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Blutflucht - Evolution

Blutflucht - Evolution

Titel: Blutflucht - Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loreen Ravenscroft
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nur erschöpft. Hoffentlich würde er in seiner Aufregung nicht bemerken, wie ich meine Hand langsam an seiner Hüfte hinauf unter sein Shirt schob. Als ich seine warme, feuchte Haut berührte, schloss ich die Lider, konzentrierte mich und versuchte in dem Wirrwarr seiner Erinnerungen eine herauszupicken. Ich sah wieder durch Jacks Augen an seinem/
meinem Körper hinunter. Ich habe nur schwarze Shorts an und liege auf einem Bett, kann bloß den Kopf bewegen. Meine Hände und Füße sind mit Gurten an das Bettgestell gefesselt. Obwohl es kühl ist, schwitze ich. Mein Herz rast, vor Angst bekomme ich kaum Luft
.
    Lag Jack in einem Krankenzimmer?
    Mein linker Arm fühlt sich kalt und taub an, weil dort ein Infusionsschlauch hineinführt, in dem eine bläuliche Flüssigkeit schimmert. In meinem rechten Arm steckt ebenfalls ein Schlauch, nur dass dort mein Blut in einen Beutel hineinläuft
.
    An der Seite des Bettes steht ein Mann mit kurzen, unnatürlich schwarzen Haaren. Neben ihm befindet sich eine grauhaarige Frau. Beide tragen weiße Kittel
.
    Waren das Ärzte?
    Der Mann hält ein Skalpell in der Hand. Es ist Blut darauf
.
    Seine Stimme hallte durch meinen Kopf und jagte mir kalte Schauer über den Rücken.
    »Wo soll ich ihn diesmal schneiden, Schwester May?«
, fragte er und sein sadistisches Grinsen brannte sich tief in mein Gehirn.
    Himmel, was hatte er Jack angetan?
    »Mach ich dir Angst, Kate? Du zitterst ja.« Jacks wohlklingende Stimme holte mich in die Wirklichkeit zurück. Schnell zog ich meine Hand unter seinem Shirt hervor.
    »Nein, mir ist nur kalt«, schwindelte ich.
    »Ich weiß, was du bist, Kate. Du brauchst es vor mir nicht zu verbergen.« Er hielt mich immer noch fest in seinen starken Armen, das Gesicht in meinen Haaren verborgen.
    Ich übertrug ihm meine Gedanken, so wie ich es schon kurz zuvor getan hatte, denn er würde sie nur »hören«, wenn ich sie ihm schickte.
Und wer bist du? Was hast du getan? Vor wem versteckst du dich?
    Jack streichelte über meinen Rücken. »So viele Fragen … Lass uns erst zu dir gehen, ich muss mich ausruhen.«
    Ich hatte ja fast vergessen, dass er verletzt war! Seine Atmung hatte sich weitgehend normalisiert, doch sein Körper strahlte weiterhin in unsichtbaren Wellen Schmerz und Furcht aus, auch wenn Jack versuchte, seine Emotionen vor mir zu verbergen. Er trat einen Schritt zurück, um sich umzusehen, und nahm meine Hand. »Ich werde dir alles erzählen, wenn du möchtest.«
    Natürlich wollte ich das! Also führte ich ihn die letzten Meter bis zu einem fünfstöckigen Gebäude. Mir gehörte das Apartment ganz oben, in dem ich bis zu meinem zehnten Lebensjahr zusammen mit meinen Eltern gewohnt hatte. Das Haus war alt, im Vergleich zu den umliegenden Gebäuden dennoch gut in Schuss. Erdbebensicher gebaut war es auch. Ein wenig abgeblätterte Farbe, Graffiti auf der Wand … das Übliche.
    Der Aufzug brachte uns rauf.
    Nachdem ich mit Daumen-Scan die Wohnungstür geöffnet hatte, führte ich Jack in das zweite Zimmer von links. Mein Schlafzimmer. Es war in einem warmen Gelbton gestrichen. In der Mitte stand ein großes Bett, bezogen mit bordeauxfarbener Wäsche. Rechts davon gab ein großes Fenster die Sicht über die Dächer von Greytown bis aufs Meer frei, denn es gab nicht viele Häuser, die höher waren als dieses. Eigentlich recht ungewöhnlich, auch für eine Kleinstadt, doch die Zukunft hatte Greytown vergessen. Im näheren Umland gab es kaum etwas, das die Stadt wirtschaftlich interessant gemacht hätte, wie zum Beispiel Felder voller Raps und Mais oder Sonnenkollektoren. Auf den vertrockneten Flächen befanden sich lediglich die Überreste einer Erdölraffinerie.
    Einzig der Warenumschlagplatz am Hafen und die riesigen Becken sowie die Netzkäfige zur Fischzucht bewahrten Greytown vor dem Aus. Die Weltmeere waren längst leer gefischt und die Nachfrage nach natürlichen Lebensmitteln war groß, auch wenn sich nur die Oberschicht diesen Luxus regelmäßig leisten konnte.
    Wäre Onkel Sam nicht hier, hätte ich diese öde Stadt schon vor Jahren verlassen. Ich verstand nicht, was meinen Onkel in dieser trostlosen Gegend hielt. Andererseits hätte ich Jack dann niemals kennengelernt.
    »Hier kannst du dich hinlegen, ich hole schnell Verbandszeug.« Ich lief zurück in den Flur, streifte unterwegs meine Sneaker von den Füßen und bog nach rechts ins Badezimmer ab. Nachdem ich meine blutverschmierten Hände gewaschen hatte, kramte ich Desinfektions-Spray,

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