Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
schlecht?«
Ich wiederholte die Frage.
»Du gibst auch nie auf«, sagte er.
»Deshalb bezahlst du mir so viel Geld.«
»Die Disk ist dechiffriert und steckt in Raum vier in einem Rekorder. Ich habe sie mir in der letzten Stunde angesehen. Daher rührt mein weiser Rat, dass du nach Hause gehen sollst.«
»Es hat keinen Sinn, das Unvermeidliche aufzuschieben«, sagte ich.
»Was ist unvermeidlich?«
»Ich war am Tatort, als du den Atombunker entdeckt hast. Jemand wird mich als Zeugen vorladen. Entweder der Bezirksstaatsanwalt oder Stavros Menas.«
»Beide Dowds haben versucht , Menas zu bekommen, aber Nora hat ihn gekriegt, und sie war nicht in schwesterlicher Stimmung. Brad hält nach einem neuen Anwalt Ausschau.«
»Geld regiert die Welt, und sie hat das Zepter in der Hand.«
»Abzüglich der Millionen, die Brad beiseitegeschafft hat«, sagte er. »Wovon das meiste in die Autosammlung und eine kleine Insel geflossen zu sein scheint, die er vor zwei Monaten an der Küste von Belize gekauft hat. Und noch ein Luxuskauf vor drei Wochen: eine Jetcard für eine Gulfstream V, fünfundzwanzig Stunden. Das sind dreihundertfünfzig Riesen für ein Flugzeug mit internationaler Reichweite. Willst du Wetten darauf abschließen, dass es irgendwo südlich des Äquators ein Konto bei einer Offshore-Bank gibt? Die Nachlassanwälte, die ihn als Treuhänder eingesetzt haben, schlucken Prilosec, und die neuen, vom Gericht bestellten Anwälte lecken sich die Finger. Damit werden die Gerichte jahrelang beschäftigt sein, und der Rest des Nachlasses geht dabei drauf.«
»Er hat seine Flucht geplant«, sagte ich, »und die Prospekte waren ernst gemeint. Dann hatte er einen cleveren Einfall und legte sie in Noras Nachttisch.«
»Er war zu clever«, sagte er. »In diesem Range Rover zu sitzen und Billys Grundstück zu benutzen. Während er gewissenhaft auf seine Geschwister aufpasst, fickt er sie buchstäblich und finanziell. Glaubst du, er hatte vor, Nora mitzunehmen oder sich selbständig zu machen?«
»Falls sie nichts von der Insel wusste, würde ich sagen, er wollte sie sitzen lassen. Nimmt irgendjemand Billys Interessen wahr?«
»Die vom Gericht bestellten Anwälte behaupten, sie machten das.«
»Gestern hab ich endlich die Erlaubnis bekommen, ihn zu besuchen, und bin nach Riverside gefahren.«
»Wie ist der Laden, in den sie ihn gesteckt haben?«
»Trostlos«, sagte ich. »Ein Pflegeheim, hundert Alzheimer-Patienten und Billy.«
»Hast du irgendetwas von ihm erfahren?«
»Er befindet sich in einem Schockzustand und ist desorientiert. Ich hatte etwa drei Minuten, bevor der Anwalt vor Ort die Sitzung beendet hat.«
»Warum?«
»Billy fing an zu weinen.«
»Wegen dir?«
»Das war die Meinung des geschätzten Anwalts«, sagte ich. »Meine war, dass Billy eine Menge Gründe hat, zu weinen, und dass es die ganze Sache nur schlimmer macht, wenn man ihm nicht gestattet, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Ich habe dem geschätzten Anwalt gesagt, dass Billy eine ausführliche Psychotherapie benötigt, habe mich nicht um den Job beworben, nur angeregt, dass er sich um jemanden bemüht. Er erlaubte sich, anderer Meinung zu sein. Als ich zurückkam, rief ich die Richterin an, die seine Einweisung angeordnet hat. Ich habe noch nichts von ihr gehört, aber ich denke daran, mich an andere Richter zu wenden, die bereit sind zu helfen.«
»Ist Billy deiner Ansicht nach völlig sauber?«, fragte er.
»Falls du in seiner Wohnung nichts Bedrohlicheres findest als Star Wars -Figuren und Disney-Videos.«
Er schüttelte den Kopf. »Wie in einem Kinderzimmer. Schachteln mit Cornflakes und Flaschen mit Schokoladenmilch.«
»Ein Kind zu sein ist schon hart«, sagte ich. »Weder ein Junge noch ein Mann zu sein ist eine andere Liga. Hast du irgendwo etwas von Billys Taschengeld zu Gesicht bekommen?«
»Nee, nur Münzen in einem Sparschwein. Ein paar von den Pennys stammen aus den Sechzigerjahren.«
»1500 pro Monat, und er hat nur Geld für Pizza und thailändisches Essen und für Videos ausgegeben. Das erklärt, warum Reynold Peaty ihn häufiger besucht hat. Er hat so getan, als wäre er Billys Freund, und war in Wirklichkeit an seinem Geld interessiert.«
»Das ergibt einen Sinn«, sagte er. »Aber was ist mit dem ganzen Geld?«
»Ein Typ wie Peaty hätte Wege gefunden, es auszugeben«, erwiderte ich. »Andererseits, falls seine Beziehung zu Brad über die zwischen Hausmeister und Chef hinausging, ist das Geld vielleicht
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