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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Wirklichkeit bestand.«
    »Hast du bei der Identifizierung der anderen Mädchen Glück gehabt?«
    »Noch nicht. Es sind noch keine anderen männlichen Leichen aufgetaucht, aber ich rechne nicht damit, dass das hier alles ist. Es gibt immer noch ein Dutzend BNB-Immobilien, die wir uns nicht angesehen haben, und die Löffelbagger haben erst eine Ecke des Grundstücks freigelegt. Wie passt deiner Ansicht nach die vorgetäuschte Entführung ins Bild?«
    »Als ein Stück aus dem Theater der Grausamkeit. Nora und Brad haben es sich zum Spaß ausgedacht und Dylan Meserve davon überzeugt, dass er ein Mitverschwörer wäre. Aber er war eine Schachfigur aus Fleisch und Blut.«
    »Glaubst du, er wusste, was Michaela bevorstand?«
    »Hast du irgendeinen Hinweis darauf gefunden, dass er sich über die anderen Opfer im Klaren war?«
    »Bis jetzt nicht«, sagte er. »Aber die Art und Weise, wie er Michaela dazu gebracht hat, ihn zu würgen, hätte doch eine Andeutung ihres Schicksals sein können, stimmt’s?«
    »Oder er hatte seine eigenen abartigen Vorstellungen«, sagte ich. »Das werden wir wahrscheinlich nie herausfinden, wenn nicht eine Art Tagebuch auftaucht. Oder Brad und Nora anfangen zu reden.«
    »Bis jetzt schweigen sie beide eisern«, sagte er. »Ich habe Brad auf deinen Vorschlag hin als selbstmordgefährdet eingestuft. Ein Wärter hat mir erzählt, dass Brad das lustig findet.«
    »Er hält die Fassade aufrecht«, erklärte ich. »Wenn sie zu bröckeln beginnt, bleibt ihm nichts mehr.«
    »Du bist der Seelenklempner… zurück zu der Entführung. Nora zwinkert Meserve zu, gibt vor, empört zu sein, und wirft Michaela aus der Schule. Warum?«
    »Ich würde immer noch Geld darauf setzen, dass sie Michaela in eine Lage bringen wollte, in der sie Brad als ›Retter‹ akzeptiert. Sie war pleite, arbeitslos, frustriert, was ihre Karriere betraf, und gierte nach Aufmerksamkeit. Wenn Brad zufällig in einem seiner glänzenden Autos vorbeikam und ein Gespräch mit ihr anfing, hätte das wie ein Akt der Vorsehung wirken können. Sie kannte sein Gesicht schon aus dem PlayHouse, also spielte eine etwaige Zurückhaltung Fremden gegenüber keine Rolle. Und Brads Verbindung zu Nora hätte Michaela in ihrem Interesse an ihm nur bestärkt.«
    »Weil sie versuchte, bei Nora wieder gut angeschrieben zu sein.«
    »Oder er hat ihr vielleicht von seinen eigenen Beziehungen erzählt, und dass er ihre Karriere fördern könnte. Das Gleiche gilt für Tori. Das Gleiche gilt für sie alle.«
    »Verführung anstelle von Entführung«, sagte er. »Nettes Abendessen, guter Wein, kommen Sie mit und genießen Sie den Sonnenuntergang auf meinem Grundstück in Malibu. Ich wüsste gern, was in Michaela vorgegangen ist, als sie sah, dass er sie zurück zum Latigo Cañon brachte.«
    »Falls er ihr Vertrauen gewonnen hatte, indem er sie zu einem guten Abendessen ausführte, könnte das ihre Besorgnis in Grenzen gehalten haben. Oder er hat sie zuerst woandershin gebracht und dort gefesselt.«
    »Falls er noch eine Schreckenskammer hat, ist sie bisher nicht zum Vorschein gekommen. Eins ist jedenfalls sicher: In seinem oder in Noras Haus hat sich nichts abgespielt. In keinem von beiden gibt es auch nur den Hauch eines Beweises.«
    »Aus welchem Grund solltest du dein Haus besudeln«, sagte ich, »wenn du irgendwo einen Hobbykeller eingerichtet hast? Diese Leute sind groß darin, Dinge voneinander abzugrenzen.«
    »Apropos Hobbys, hast du eine Theorie, warum Meserve und die Gaidelas’ die einzigen Opfer sind, die präpariert wurden?«
    »Die Halswunde an Michaela weist darauf hin, dass sie daran dachten, auch sie zu präparieren«, sagte ich. »Sie sind so weit gegangen, eine Kanüle in ihren Hals einzuführen, und haben es sich dann anders überlegt. Es besteht keine Chance, in ihre Köpfe reinzusehen, aber die Gaidelas’ und Meserve haben in irgendeine Phantasie reingepasst. Wenn ich die Akte zu Ende lesen könnte -«
    »Über die Vergangenheit steht da nichts drin, Alex. Nur noch mehr schlimme Dinge. Ich kann nicht daran vorbei, du aber schon. Geh nach Hause und vergiss es.«
    »Habt ihr Glück beim Dechiffrieren der verschlüsselten Disk gehabt?«, fragte ich.
    Er fuhr sich mit der Zunge über aufgesprungene, trockene Lippen, kratzte sich an der Kopfhaut und rieb sich das Gesicht. Er hatte sich nicht gut rasiert, und an seinem Unterkiefer war ein Streifen weißer Pelz stehen geblieben. Seine Augen waren müde, seine Lider schwer. »Hörst du

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