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Bluthochzeit in Prag

Bluthochzeit in Prag

Titel: Bluthochzeit in Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nach Worten sucht.
    »Das Haus gehört einem Kollegen«, sagte er endlich. »Ich … ich dachte …« Er fuhr herum und sah Irenas große blaue Augen. Da stürzte er zu ihr, riß sie an sich und umfaßte sie mit beiden Armen. »Ich sehne mich nach dir«, sagte er leise in ihre goldenen Haare. »Mein Gott, die Nächte liege ich wach, wälze mich im Bett und verfluche die Katzen, die über mir auf dem Dach ihre Liebesgesänge anstimmen. Irena … ich habe mir Urlaub genommen … drei Tage … zweiundsiebzig Stunden nur für uns … für dich … drei Tage ein Paradies … Sag nicht nein … ich bitte dich … sag nicht nein … Du weißt nicht, wie sehr ich dich liebe …« Seine Stimme zerflatterte. Er küßte, ohne auf ihre Antwort zu warten, ihre Stirn, die geschlossenen Augen, die Nase, den zitternden, kühlen Mund, ihre Halsbeuge und den Ansatz ihrer Brust in der tief ausgeschnittenen dünnen Bluse.
    Irena hielt seine Hände fest, die ihren Leib streichelten. Ihr Griff war hart. Mit aller Kraft drückte sie Karel Pilny von sich weg und ging mit steifen Beinen zu dem Stuhl, von dem er sie emporgerissen hatte.
    Er sah ihr nach, mit hängenden Armen, ein geprügelter Hund, der gleich zu jaulen beginnt. »Du … du liebst mich nicht …« sagte er stockend. »Bin ich denn ein Scheusal? Ich habe in den vergangenen Wochen oft vor dem Spiegel gestanden und mich angesehen. Wie ist es möglich, daß ein Mädchen wie Irena dich liebt, habe ich zu mir gesagt. Du bist nichts Besonderes, du bist ein junger Mensch wie Millionen andere, nicht einmal interessant siehst du aus, hast keinen überragenden Geist, bist ein kleiner Journalist … Aber sie liebt dich, Karel. Die Welt ist noch voller Wunder!« Er senkte den Kopf, sein Gesicht zuckte. »War es ein Irrtum –?«
    Irena Dolgan schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte den Kopf. Eine schreckliche Verzweiflung schien auch sie erfaßt zu haben. Sie lehnte die Stirn gegen das alte Holz der Hütte und kroch in sich zusammen wie ein getretener Wurm.
    »Mein Gott, das ist doch nicht wahr … das ist doch nicht wahr …« stammelte sie. »Ich liebe dich doch … Karel, ich habe nichts anderes mehr in mir als diese Liebe. Ich sitze im Hörsaal und denke an dich, ich höre keine anderen Worte mehr als deine, ich gehe herum wie eine Träumerin, ich denke nur an dich, in jedem Gesicht sehe ich deine Augen … überall, überall bist du … O Karel, es ist so schwer …«
    »Was ist schwer?« fragte er dumpf.
    »Ich habe diese Stunde kommen sehen und sie im voraus gehaßt.« Irenas Kopf flog herum. Unter dem Schleier ihrer blonden Haare verschwand ihr zuckendes Gesicht. »Du weißt nicht, was uns trennt …«
    »Nichts trennt uns! Nichts!«
    »Wenn ich dich liebe … wenn wir heiraten … verliere ich meinen Vater, meine ganze Familie –« Sie schüttelte den Kopf, als Pilny zu ihr kommen wollte und sah auf ihre gefalteten Hände. »Wir Dolgans stammen aus dem Baltikum. Unsere Familie hatte riesige Güter. Wir züchteten Pferde und Rinder, zogen Elche in unseren Wäldern, fischten in eigenen Teichen. Seit dreihundert Jahren saßen die Dolgans auf Schloß Birkhain. Zwei Dörfer gehörten uns mit vierhundert Landarbeitern. Es muß ein herrliches Leben gewesen sein … ich weiß es von Paps, er hat es mir erzählt, und wenn er dann eine Stunde von Groß Bliden berichtet hatte, ging er weg in sein Zimmer und weinte. 1940 besetzten die Russen das Land. Meine Großmutter wurde vor der Haustür erschlagen, mein Großvater, der sie beschützen wollte, wurde von Bajonetten aufgespießt. Meinem Vater und meiner Mutter gelang es zu flüchten … sie waren in Riga auf einer Ausstellung, als die Russen einrückten. Mit einem Ruderkahn fuhren sie über die Ostsee bis Rojen, dort nahm sie ein Fischerboot auf, das sie hinausbrachte auf die offene See, wo ein deutsches Schnellboot sie an Bord holte. Von Danzig aus versuchte mein Vater, Verbindung mit Groß Bliden aufzunehmen … bis er von anderen Flüchtlingen erfuhr, daß nichts mehr von den Dolgans lebte, was auf Birkenhain geblieben war. Selbst die Jagdhunde hatten sie erschlagen … nicht erschossen, mit Knüppeln erschlagen! Seit diesem Tage darf das Wort Rußland bei uns nicht mehr ausgesprochen werden. Es ist ein Wort, das es nicht gibt … ebenso wie das Wort Kommunismus. Und du … du bist ein Kommunist.«
    Karel Pilny setzte sich neben Irena und tastete nach ihrer Hand. Sie war kalt, wie in Eis gelegt. »Sollen wir an der Vergangenheit

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