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Bluthochzeit in Prag

Bluthochzeit in Prag

Titel: Bluthochzeit in Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hatte einen Auftrag in Zusammenarbeit mit unserer Botschaft zu erfüllen.«
    »Sie werden Prag wiedersehen«, sagte Ignorow knurrend. »In Ihrer Abteilung ist doch die Dienststelle zur Unterwanderung westeuropäischer Universitäten mit unseren Agitatoren. Wie ist es mit Prag?«
    Tschernowskij lächelte mild. »Prag gehört für uns nicht mehr zu Westeuropa, Pawel Antonowitsch. Die CSSR ist ein Bruderland.«
    »Natürlich.« General Ignorow fuhr sich mit der Hand über das eisgraue Stoppelhaar. »Aber die Entwicklung in Prag deutet darauf hin, daß man den Hintern nach Osten wendet, aber die Hände nach Westen streckt. Kümmern Sie sich bitte sofort und intensiv um die Studenten in Prag, Andrej Mironowitsch. Es liegen Meldungen vor, daß man Spottverse auf uns singt und hier –« er wühlte eine Zeitschrift aus dem Wust von Papier und warf sie Tschernowskij über den Tisch – »lesen Sie das! Die Zeitschrift ›Student‹! Eine Frechheit, Genosse! Der offene Aufruhr gegen die Ordnung des Sozialismus! Eine ekelhafte Anbiederung an den Westen. Lesen Sie nur! Redefreiheit, Pressefreiheit, Reform des Kommunismus, Demokratisierung, Rehabilitierung von hunderttausend politisch Verurteilten. Dann Öffnung der Grenzen, Wirtschaftsreform, Justizreform … wissen Sie, was das bedeutet? Hier will man Rußland einen Backenzahn ausbrechen! Und wenn das erst einmal gelungen ist, werden die anderen Zähne auch ausfallen, und wir stehen da wie eine bloßmäulige mummelnde Urmutter! Alles schielt jetzt auf die Tschechen … Polen, Ungarn, Bulgarien, Albanien, Rumänien, die DDR … von Jugoslawien ganz zu schweigen. Reformen werden Mode! Aber ich sage Ihnen, Andrej Mironowitsch: Wir machen diese Mode nicht mit! Für uns ist der bisherige Rock lang genug … wenn die andern ihn höher ziehen, gut denn, dann reißen wir ihn wieder herunter!« Ignorow hatte sich in Wallung geredet. Er riß sein Taschentuch aus dem Uniformrock und putzte sich die Augen. Tschernowskij überflog den Artikel in der Zeitschrift ›Student‹, die russische Übersetzung war an das Blatt geheftet. Er war weder erstaunt noch so tief ergriffen wie Ignorow … er hatte so etwas erwartet. Seine V-Männer meldeten das Tauwetter schon seit Monaten, er hatte die Berichte weitergegeben an das Außenministerium und an den Zentralrat der KPU. Dort hatte man geschwiegen. Warum? Das zu fragen war nicht die Aufgabe Tschernowskijs. Wer viel fragt, macht sich unbeliebt, das war eine uralte Weisheit in Rußland. Und sie galt immer noch.
    »Na?« fragte Ignorow, als Tschernowskij das Studentenblatt weglegte. »Was sagen Sie, Genosse?«
    »Ich werde mich um die Prager Feuerköpfe etwas kümmern, Pawel Antonowitsch. Ich werde ihnen eine kleine, süße Laus in den Pelz setzen.«
    »Wen?«
    »Valentina Kysaskaja.«
    »Eine Frau?« Ignorow verzog den Mund. Seit seiner Ehe mit Sossja Alexandrowna hielt er sehr wenig vom weiblichen Geschlecht. Man kann das verstehen, wenn man Sossja Ignorowa kennt.
    »Ein Mädchen! Ein Täubchen mit langen schwarzen Haaren. Ein Adlerchen mit blitzenden Augen. Wer sie ansieht, vergißt, daß ein Himmel über ihm ist … er hat ihn vor sich.«
    »Sie kommen ja ins Schwärmen, Andrej Mironowitsch.« Ignorow zog eine saure Miene, als habe er in vollgesogene Essiggurken gebissen. »Hübsche Frauen sind für einen Geheimdienst wie ein Holzwurm … sie zerfressen ihn.«
    »Valentina Konstantinowna ist eine überzeugte Kommunistin, wurde in den besten Schulen ausgebildet, hat bereits in Bonn mit Erfolg gearbeitet, spricht deutsch und tschechisch völlig ohne Akzent …«
    »Männer?«
    »Nichts Festes. Unbedeutende Liebesaffären am Rande. Sie stellt sich ganz, seelisch wie körperlich, in den Dienst ihrer großen Aufgabe. Sie ist, so glaube ich, die einzige, der es gelingen könnte, schnell in den Vertrautenkreis der Prager Studenten einzudringen. Einem Mädchen wie Valentina springen alle Türen auf.«
    »Hoffentlich nicht alle Hosen –« Ignorow hob die Schultern. Auf seinen breiten Schulterstücken lag die Sonne. Die goldenen Sterne blitzten. In Uniform sieht er wirklich imponierend aus, dachte Tschernowskij. Aber wenn er seinen Anzug trägt, möchte man ihm mitleidvoll zehn Kopeken in die Hand drücken. »Wann kann Ihr schwarzes Vögelchen nach Prag flattern?«
    »Sofort, Pawel Antonowitsch. Sie befindet sich zur Zeit in Paris als Studentin der Sorbonne. Ein Überwechseln nach Prag würde also gar nicht auffallen.«
    »Was studiert

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